Istanbul
De Maizière: Keine Hinweise auf gezielten Angriff auf Deutsche
13. Januar 2016, 10:23 Uhr aktualisiert am 13. Januar 2016, 10:23 Uhr
Der Selbstmordanschlag von Istanbul hat sich nach Einschätzung der Bundesregierung nicht gezielt gegen Deutsche gerichtet.
Nach dem Terroranschlag mit mehreren deutschen Todesopfern in Istanbul reiste Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) an diesem Mittwoch in die Türkei. Der Minister wollte in Istanbul seinen türkischen Kollegen Efkan Ala treffen und sich ein Bild von der Lage machen, sagte eine Sprecherin des Innenressorts am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Nach dpa-Informationen lag der Bundesregierung bis Dienstagabend keine Hinweis darauf vor, dass sich der Anschlag gezielt gegen Deutsche gerichtet hatte.
Nun formuliert die Bundesregierung konkret, dass sie nicht davon ausgehe, das Attentat habe sich gezielt gegen Deutsche gerichtet. "Nach bisherigem Ermittlungsstand liegen keine Hinweise darauf vor, dass der Anschlag gezielt gegen Deutsche gerichtet war", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch in Istanbul. Sein türkischer Amtskollege Efkan Ala sagte, im Zuge der Ermittlungen nach dem Anschlag sei am Dienstagabend ein Verdächtiger festgenommen worden.
Der 1988 geborene Attentäter hatte sich am Dienstag inmitten einer deutschen Reisegruppe in die Luft gesprengt und mindestens zehn Ausländer mit in den Tod gerissen. Nach Informationen des Auswärtigen Amtes sind alle zehn Todesopfer Deutsche. Weitere fünf befinden sich auf der Intensivstation, drei wurden leicht verletzt. Laut Deutscher Presse-Agentur vermuten die türkischen Behörden, dass es sich bei zwei Toten, die noch nicht endgültig identifiziert sind, ebenfalls um Deutsche handelt. De Maizière bestätigte das am Rande der Pressekonferenz nicht. Auch Ala machte dazu keine Angaben.
Die türkische Regierung macht die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für den Anschlag verantwortlich. Der IS hat sich dazu bislang nicht bekannt.
Weltweit reagierten Politiker mit Trauer und Entsetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den Anschlag als "mörderischen Akt": "Die Terroristen sind Feinde aller freien Menschen, ja, sie sind Feinde aller Menschlichkeit", sagte sie am Dienstagabend in Berlin. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von "Stunden der Trauer, der Wut und des Entsetzens".
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, es handele sich um ein "verachtenswertes Verbrechen". Die USA betonten, sie stünden weiter fest an der Seite der Türkei. "Dieser abscheuliche Angriff in Istanbuls historischem Herzen hat Türken und ausländische Touristen gleichermaßen getroffen", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates Ned Price in Washington. Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem "abscheulichen Terroranschlag".
Auch Saudi-Arabien und Ägypten verurteilten den Terroranschlag. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan machte in Ankara einen "Selbstmordattentäter syrischer Herkunft" für die Tat verantwortlich. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete dagegen, der Attentäter stamme aus Saudi-Arabien und sei kürzlich aus Syrien in die Türkei eingereist.
Die deutschen Opfer waren nach Angaben des Reiseveranstalters Lebenslust Touristik auf einer Drei-Länder-Erlebnisreise und kamen aus dem gesamten Bundesgebiet. Insgesamt zählte die Reisegruppe 33 Mitglieder, wie der Sprecher des Reiseunternehmens, Ingo Leßmann von der sk-medienconsult, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstagabend sagte.
Ein Teil dieser Reisenden habe an einem Gruppenbesuch der Wahrzeichen Istanbuls teilgenommen. Auf dieser Tour lag auch der Anschlagsort in der Nähe der Hagia Sophia und der Blauen Moschee. Andere Urlauber hätten ein individuelles Programm absolviert. Die Drei-Länderreise umfasse Istanbul, Dubai und Abu Dhabi. In der türkischen Metropole seien die Urlauber am Montag angekommen. Die Weiterreise nach Dubai sei für den Mittwoch geplant gewesen.