"Zeynep" noch heftiger?
Deutschland steht vor dem nächsten Sturm
18. Februar 2022, 10:18 Uhr aktualisiert am 18. Februar 2022, 12:46 Uhr
Vielerorts laufen noch die Aufräumarbeiten nach dem Sturm "Ylenia". Doch nach dem Sturm ist vor dem Sturm: Mit "Zeynep" steht ein weiteres, möglicherweise noch heftigeres Orkantief bevor.
Die Einsatzkräfte dürfen nur kurz verschnaufen: Bereits für Freitagnachmittag wird der nächste schwere Sturm vorhergesagt. "Zeynep" könnte in Deutschland sogar noch heftiger werden als das Tief "Ylenia", das am Donnerstag zu Zugausfällen und tödlichen Unfällen geführt hatte.
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Schwerpunkt der neuen Sturm- beziehungsweise sogar Orkanlage sei bis Samstagfrüh die Nordhälfte Deutschlands, sagen die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) voraus. Betroffen seien Teile der Länder Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen und Sachsen.
Zugausfälle und Verspätungen
Seit Mittwochabend hatte bereits Orkantief "Ylenia" zu Tausenden Einsätzen geführt. Viele Bäume stürzten um, auf den Straßen kam es zu Unfällen mit einigen Toten und Verletzten, der Bahnverkehr im Norden kam in weiten Teilen zum Erliegen. Allein die Berliner Feuerwehr rückte bis Donnerstagabend zu rund 1300 Einsätzen aus.
Der Großteil der Strecken im Bahnverkehr war am Freitag wieder befahrbar. Insbesondere zwischen Berlin und Hamburg sowie zwischen Berlin und Nordrhein-Westfalen fuhren wieder Fernverkehrszüge, wie die Bahn mitteilte. Dennoch komme es weiterhin wegen gesperrter Streckenabschnitte im Fernverkehr zu Einschränkungen. Auf der Strecke nördlich von Berlin Richtung Ostseeküste und nördlich von Hamburg und Münster sowie auf den internationalen Verbindungen von Frankfurt/Main und Berlin nach Amsterdam fahren demnach noch keine ICE und Intercity-Züge. Es komme zu Zugausfällen und Verspätungen. Im Regionalverkehr habe sich der Verkehr weitgehend normalisiert.
Wegen der vorhergesagten weiteren Sturmfront mit teilweise noch höheren Windgeschwindigkeiten sei mit erneuten Einschränkungen zu rechnen. Die Bahn bittet ihre Fahrgäste, sich vor Reiseantritt über ihre Verbindung auf bahn.de oder im DB Navigator zu informieren.
Um Schäden und Unfälle zu vermeiden, sollten Bürgerinnen und Bürger auch zuhause Vorbereitungen treffen. "Alles, was auf der Terrasse ist, was nicht niet- und nagelfest ist, am besten reinholen, in die Garage stellen", sagte Christopher Rehnert, Leiter der Feuerwehr Lüdenscheid, am Freitagmorgen im ARD-"Morgenmagazin". Blumenkästen oder andere Gegenstände sollten von Balkonen entfernt werden.
Zwischen Nordsee und Hochrhein soll der Wind am Freitagvormittag zunehmen, vom Nachmittag an beginnt dann die nächste schwere Sturmlage - von West nach Ost ausgreifend. Für die Nordhälfte Deutschlands rechnet der DWD mit orkanartigen Böen und Orkanböen von 100 bis 140 km/h bis ins Flachland. In der Nacht zum Samstag könne der Wind an der Nordsee und in einigen Hochlagen wahrscheinlich sogar noch heftiger sein.
Sturmflutgefahr an der Nordsee
Mancherorts dürfte auch am Freitag - wie teils schon am Donnerstag - der Schulunterricht beeinträchtigt sein oder ganz ausfallen. So teilte der Landkreis Goslar in Niedersachsen mit, dass die Schüler und Schülerinnen nicht überall befördert werden könnten. Deshalb wurde dort der Präsenzunterricht in allen allgemein- und berufsbildenden Schulen abgesagt. Aus Hamburg hieß es, Sorgeberechtigte könnten selbstständig entscheiden, ob ihr Kind zu Hause bleibe, sie sollten dann aber unbedingt die Schule informieren.
Für die deutsche Nordseeküste wird auch für Freitag wieder vor Sturmflutgefahr gewarnt. Sturmfluten an sich seien durchaus normal, in der Häufigkeit wie im Moment jedoch ungewöhnlich, hatte ein Sprecher des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gesagt. An der Nordseeküste spricht man von einer Sturmflut, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen. Am frühen Freitagmorgen wurde erneut der Fischmarkt in Hamburg-Altona überspült.
Während des Orkantiefs "Ylenia" waren mindestens drei Autofahrer in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bei wetterbedingten Unfällen gestorben: Zwei wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen, ein dritter starb, als sein Anhänger im Sturm auf die Gegenfahrbahn geriet und es dabei zu einem Unfall kam.