Ablauf
Die Krönungszeremonie - Schritt für Schritt
6. Mai 2023, 10:06 Uhr
Der Gottesdienst zur Krönung englischer und britischer Monarchen basiert auf einem Ritus, der auf das 9. Jahrhundert zurückgeht. Er wurde im Laufe der Zeit immer wieder angepasst. Auch bei der Krönung von König Charles gibt es verschiedene Neuerungen.
Angeführt wird der feierliche Einzug in die Westminster Abbey von den Vertretern verschiedener nicht-christlicher Glaubensgemeinschaften, um die Vielfalt der Religionen in Großbritannien zum Ausdruck zu bringen. Dann kommen Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen und Fahnenträger, die alle 15 Länder repräsentieren, deren Staatsoberhaupt König Charles ist. Nach den Mitgliedern des Chors folgt das Königspaar. Dazu erklingt das Eingangslied "I was Glad" zum Text von Psalm 122 von Hubert Parry aus dem Jahr 1902.
Ein Chorknabe begrüßt den König im Namen Jesu. Der antwortet mit den Worten: "In seinem Namen und seinem Beispiel folgend, komme ich, nicht, damit mir gedient wird, sondern um zu dienen". Dem folgt ein Moment der Stille.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, begrüßt die Gemeinde mit einem Segensspruch, einer Einleitung zur Krönung von Charles und einem Gebet für den König. Danach wird das Kyrie eleison (Griechisch für: "Herr, erbarme dich") auf Walisisch gesungen.
Der König wird nun vom Erzbischof und den Vertretern der beiden ältesten Ritterorden in England (Order of the Garter) und Schottland (Order of the Thistle) sowie einem Träger des Georgs-Kreuzes, der höchsten zivilen Auszeichnung im Land, dem Volk symbolisch präsentiert. Die Gemeinde antwortet jedes Mal mit "God save King Charles".
Dem König wird symbolisch eine Bibel überreicht, um ihn daran zu erinnern, dass sie die wichtigsten Richtlinien für das Leben enthält.
Der Erzbischof von Canterbury nimmt Charles den Schwur ab. Er beinhaltet verschiedene Bestandteile. Neu ist eine Einleitung, in der das Bekenntnis zur Wahrung der Glaubensfreiheit aller Menschen betont wird. Anschließend legt Charles seine Hand auf die Bibel und bejaht die ihm vorgelesenen Schwurformeln. Dazu gehört ein Bekenntnis, Recht und Gesetz aufrechtzuerhalten und dafür zu sorgen, dass Großbritannien und sein Königshaus protestantisch bleiben. Dem folgt ein Lied.
Nach einem kurzen Gebet, das vom Erzbischof gesprochen wird, ist Charles an der Reihe. Es trägt als erster Monarch ein für ihn persönlich geschriebenes Gebet vor, in dem er Gott darum bittet, "ein Segen für alle deine Kinder, jeglichen Glaubens und jeglicher Überzeugung" zu sein. Darauf folgt wieder ein Lied (Gloria): Die "Mass for Four Voices" vom englischen Komponisten William Byrd (1540-1623).
Nach einem Gebet des Erzbischofs liest Premierminister Rishi Sunak aus dem Neuen Testament vor. (Kolosser 1, 9-17)
Nach einem gesungenen Halleluja liest die Dekanin der royalen Kapellen, Sarah Mullally, aus dem Lukasevangelium (Kapitel 4, 16-21). Dem folgt wieder ein gesungenes Halleluja.
Der Erzbischof von Canterbury hält eine kurze Predigt, in der er über die Bedeutung und den Zweck der Krönung reflektiert. Dem folgt das Lied "Veni Creator" in vier Sprachen des Vereinigten Königreichs: Englisch, Walisisch, Schottisch-Gälisch und Irisch-Gälisch.
Der anglikanische Erzbischof in Jerusalem Hosam Naoum übereicht Welby das Öl für die Salbung des Königs und der Königin. Es wurde aus Oliven vom Ölberg in Jerusalem hergestellt, wo die Großmutter von Charles, Prinzessin Alice von Griechenland, beigesetzt wurde. Alice war die Mutter von Charles' Vater Prinz Philip. Das Öl wurde in der Grabeskirche in Jerusalem, dem Ort an dem Jesus gekreuzigt und auferstanden sein soll, geweiht. Der Erzbischof von Canterbury spricht ein Gebet.
Zum Gesang des Chors wird ein Sichtschutz um König Charles errichtet. Der König legt die Staatsrobe ab. Er trägt nur ein schlichtes Hemd. Der Dekan von Westminster, David Hoyle, gießt Öl auf einen Löffel. Der Erzbischof zeichnet mit dem Öl ein Kreuzzeichen an Kopf, Brust und Hände des Königs. All das geschieht aber im Verborgenen. Der Erzbischof erinnert mit seinen Worten an die biblische Tradition der Salbung von Königen im Alten Testament. Anschließend wird der Sichtschutz entfernt und Charles kniet vor dem Hochaltar. Der Erzbischof spricht ein Gebet, bevor der König in seine neuen Kleider eingehüllt wird: Das weiße "Colobium Sindonis", die goldbestickte "Supertunica" und einen Schwertgürtel.
Verschiedene Mitglieder des Oberhauses (House of Lords) und Bischöfe überreichen dem König symbolisch die Insignien oder Regalien - die dem König zustehende Hoheitsrechte und Güter symbolisieren. Das sind Sporen, ein Schwert, Armreife, eine Robe und eine Stola, der Reichsapfel, ein Ring, ein Handschuh, das Zepter und der Stab. Jeder Gegenstand wird mit einer kleinen Zeremonie überreicht. Dazu spricht der Erzbischof jedes Mal ein paar Worte. Nicht alle Regalien behält der König. Die Kleidungsstücke werden Charles angelegt. Er zieht auch den Handschuh an und hält damit das Zepter, in der anderen Hand hält er den Stab. Zuletzt spricht der Erzbischof ein Gebet.
Der Dekan von Westminster überreicht dem Erzbischof von Canterbury die Edwardskrone. Welby spricht ein Gebet, in dem er für Charles bittet, dieser möge "mit Gnade im Übermaß und allen fürstlichen Tugenden erfüllt" sein. Anschließend setzt er Charles die Krone auf den Kopf und ruft: "God save the King!". Die Gemeinde antwortet ebenfalls mit "God save the King!" Dann ertönt die "Wiener Philharmoniker Fanfare" von Richard Strauss.
Die Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen teilen den Segen aus. Danach wird ein Lied gesungen.
Der König setzt sich zu den feierlichen Worten Welbys mit der Krone auf dem Kopf auf den Thron.
Der Erzbischof von Canterbury schwört dem König stellvertretend für die gesamte Church of England die Treue.
Prinz William kniet nieder vor seinem Vater, legt seine Hände in die des Königs und sagt: "Ich, William, Prince of Wales gelobe euch meine Gefolgschaft, als euer Lehnsmann auf Leib und Leben werde ich euch Treue und Wahrhaftigkeit entgegenbringen, so wahr mir Gott helfe."
Anschließend ruft der Erzbischof die Gemeinde sowie alle Untertanen des Königs, die das Ereignis vor dem Bildschirm verfolgen, dazu auf, die folgenden Worte zu sprechen: "Ich schwöre, dass ich Eurer Majestät und Euren Erben und Thronfolgern treu Gefolgschaft leisten werde, wie das Gesetz es vorsieht, so wahr mir Gott helfe."
Dem folgt eine Fanfare und "God save The King"-Rufe, bevor ein Lied gesungen wird.
Mit dem heiligen Öl zeichnet der Erzbischof ein Kreuzzeichen auf die Stirn von Königin Camilla und spricht ein Gebet für sie. Das geschieht ohne Sichtschutz.
Anschließend wird Camilla ein Ring überreicht, der wie beim König symbolisiert, dass sie mit dem Land nun "verheiratet" ist.
Der Dekan von Westminster überreicht dem Erzbischof die Krone von Queen Mary. Der spricht ein Gebet und setzt Camilla die Krone auf den Kopf.
Zwei Würdenträger überreichen Camilla Zepter und Stab. Sie symbolisieren, dass sich die Königin einem Leben im Dienst des Landes und zur Unterstützung ihres Mannes verschreibt.
Camilla nimmt auf ihrem Thron an der Seite von Charles Platz. Jetzt wird das Lied "Making a Joyful Noise" von Musical-Papst Andrew Lloyd Webber gesungen, das er extra für diesen Anlass komponiert hat.
Der Erzbischof führt das Ritual der Eucharistie durch, die an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung erinnert.
Der Erzbischof spricht einen Segen, bevor mehrere Lieder gesungen werden. Zuletzt wird die Nationalhymne "God Save the King" angestimmt. Anschließend bewegen sich die Geistlichen und das Königspaar zum Orgelspiel in einer Prozession wieder Richtung Ausgang. Bevor er die Kirche verlässt und mit Camilla in die Gold State Coach (goldene Staatskutsche) steigt, wird Charles von Würdenträgern und Geistlichen nicht-christlicher Konfessionen begrüßt.
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