Jahresrückblick
Diese Prominenten sind 2022 gestorben
5. Dezember 2022, 12:00 Uhr aktualisiert am 1. Januar 2022, 13:48 Uhr
Ob "Uns Uwe", die Queen oder Rock'n'Roll-Legende Jerry Lee Lewis: Auch in diesem Jahr sind viele Ikonen und Prominente des öffentlichen Lebens gestorben. Ein Überblick.
Schauspieler Sidney Poitier: In ärmsten Verhältnissen auf den Bahamas aufgewachsen, schrieb der Schauspieler als Wegbereiter für Schwarze Hollywood-Geschichte. Als erster Afroamerikaner bekam er 1964 einen Oscar für seine Hauptrolle in "Lilien auf dem Felde". Der Star aus Filmen wie "Flucht in Ketten" (1958), "Porgy and Bess" (1959) und "Ein Fleck in der Sonne" (1961) drehte 1997 mit dem Thriller "Der Schakal" seinen letzten Film. 1974 zum Ritter geschlagen, erhielt er 2002 einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk und 2009 die höchste zivile Auszeichnung der USA, die "Presidential Medal of Freedom". Poitier starb am 6. Januar und wurde 94 Jahre alt.
"German Hero" Hardy Krüger: Der Blonde mit dem markanten Gesicht legte im Nachkriegsdeutschland eine rasante Karriere hin. Als "German Hero" und Frauenschwarm war er auch ein international gefragter Leinwandheld. Der Durchbruch gelang ihm 1956 mit dem britischen Kriegsfilm "Einer kam durch". Der gebürtige Berliner spielte in rund 75 Filmen die Hauptrolle, drehte unter anderem mit John Wayne ("Hatari!", 1962) sowie mit James Stewart und Peter Finch ("Der Flug des Phoenix", 1965). 1963 erhielt er mit dem französischen Film "Sonntage mit Sybill" einen Oscar. Mit der ARD-Reihe "Weltenbummler" schuf er einen TV-Klassiker. Auch sein Buch "Eine Farm in Afrika" (1970) war ein Erfolg. Hardy Krüger starb am 19. Januar im Alter von 93 Jahren.
Meat Loaf, Rocksänger: Die Karriere des US-Rocksängers, dessen Künstlername auf Deutsch "Hackbraten" lautet, erstreckte sich über sechs Jahrzehnte. Er soll über 100 Millionen Alben verkauft und in über 65 Filmen wie "Rocky Horror Picture Show" (1975), "Wayne's World" (1992) und "Fight Club" (1999) mitgewirkt haben. Nach seinem internationalen Durchbruch mit "Bat Out Of Hell" 1977 kam für Meat Loaf erstmal der Absturz. Mit "Bat Out of Hell II: Back into Hell" (1993) und "Bat Out of Hell III: The Monster is Loose" (2006) schaffte er Comebacks. Meat Loaf starb am 20. Januar. Er wurde 74 Jahre alt.
Fußball-Weltmeister Jürgen Grabowski: Der Fußball-Weltmeister von 1974 bestritt 44 Länderspiele für den DFB und 441 Begegnungen in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt. Grabowski war Welt- und Europameister, UEFA-Cup-Sieger 1980 und 1974 sowie 1975 DFB-Pokalgewinner. In Frankfurt galt er als Spielmacher. In der Nationalmannschaft agierte er wegen seiner Konkurrenten Wolfgang Overath und Günter Netzer meist als Rechtsaußen. Grabowski starb am 10. März im Alter von 77 Jahren.
Vangelis, Komponist: Unter dem Namen Evangelos Papathanassiou geboren, prägte der Grieche die Filmmusik der 1980er-Jahre. Mit der Band Aphrodite's Child gelang ihm zwischen 1968 und 1970 eine Reihe von Hits. 1973 startete Vangelis seine Solokarriere und experimentierte mit elektronischer Musik. Er wurde weltberühmt mit Kompositionen für Filme wie "Die Stunde des Siegers" (Originaltitel: Chariots of Fire, Oscar-prämiert), "Blade Runner" oder auch "1492 - Die Eroberung des Paradieses". Vangelis wurde 79 Jahre alt, er starb am 17. Mai.
Shinzo Abe, japanischer Politiker: Der frühere Ministerpräsident Japans (2006-2007; 2012-2020) war in seiner Heimat umstritten, doch niemand regierte das Land länger als er. Den einen galt der Rechtskonservative als Patriot, der Japan "zurückholen" wollte zu alter Stärke. Den anderen als skandalumwitterter Populist und außenpolitischer Hardliner, der Japans pazifistische Nachkriegsordnung revidieren wollte. Bei einem Wahlauftritt in der japanischen Stadt Nara wurde er am 8. Juli von einem Gegner der umstrittenen Mun-Sekte erschossen, mit der Abe Kontakt hatte. Er wurde 67 Jahre alt.
Dieter Wedel, Regisseur: Der Regisseur war einer der Großen in der deutschen Fernsehbranche. Mit TV-Mehrteilern wie "Der große Bellheim" (1993), "Der Schattenmann" (1996), "Der König von St. Pauli" (1998) oder "Die Affäre Semmeling" (2002) begeisterte er ein Millionen-Publikum. Er wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und erhielt 1994 den Adolf-Grimme-Preis in Gold. Wedel galt als Mann, der das Leben in vollen Zügen auskostete. Er hatte sechs Kinder von sechs Frauen. Zuletzt überschatteten Vorwürfe sexuellen Missbrauchs sein Lebenswerk. Er starb am 14. Juli im Alter von 82 Jahren.
"Uns Uwe" Seeler: Der 72-malige Nationalspieler und DFB-Ehrenspielführer war eine Ikone des deutschen Fußballs. Er spielte bei vier WM-Turnieren mit, war Vizeweltmeister 1966 in England und WM-Dritter 1970 in Mexiko. Als einer der besten Mittelstürmer seiner Zeit war er das Gesicht des Hamburger SV, für den "Uns Uwe" von 1953 bis 1972 stürmte. Lukrative Angebote aus dem Ausland schlug er aus und blieb dem HSV immer treu. Seine Popularität basierte nicht nur auf seinem sportlichen Ruhm, sondern auch auf seinen menschlichen Qualitäten. Seeler wurde 85 Jahre alt, er starb am 21. Juli.
Olivia Newton-John, Sängerin und Schauspielerin: Mit ihrem Auftritt in dem Filmmusical "Grease" als Sandy an der Seite von John Travolta sorgte die britisch-australische Sängerin und Schauspielerin 1978 für Furore. Die vierfache Grammy-Preisträgerin zählte zu den größten Stars der 1970er- und frühen 1980er-Jahre. Mit "Grease" wurde sie weltberühmt. Newton-John setzte sich seit ihrer Krebsdiagnose 1992 für Brustkrebs-Überlebende ein und sammelte Gelder für Forschung und Behandlung. Newton-John wurde 73 Jahre als, sie starb am 8. August.
Wolfgang Petersen, Regisseur: Der gebürtige Emder wurde mit Filmen wie "Das Boot" (1981), "Outbreak" (1995), "Air Force One" (1997) und "Der Sturm" (2000) zum Star-Regisseur. Größen wie Clint Eastwood, Dustin Hoffman, Harrison Ford, George Clooney, Brad Pitt und Glenn Close standen vor seiner Kamera. Der "Tatort"-Krimi "Reifezeugnis" mit Nastassja Kinski machten ihn und die junge Darstellerin 1977 über Nacht berühmt. Das Kino-Epos "Das Boot" über die Besatzung eines deutschen U-Boots im Zweiten Weltkrieg mit Jürgen Prochnow bahnte Petersen den Weg nach Hollywood. Seit 1987 lebte er in Los Angeles. Petersen starb am 12. August im Alter von 81 Jahren.
Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow: Der ehemalige sowjetische Staatschef und russische Friedensnobelpreisträger galt als einer der Väter der Deutschen Einheit und als Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges zwischen Ost und West. Mit seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) schaffte er die Voraussetzung für den Fall der Berliner Mauer 1989 sowie für die Auflösung der Sowjetunion und des Warschauer Paktes 1991. Ende der 1980er-Jahre brachte er mit US-Präsident Ronald Reagan eine historische atomare Abrüstung auf den Weg. Für seine Reformen erhielt "Gorbi" 1990 den Friedensnobelpreis. Gorbatschow starb am 30. August. Er wurde 91 Jahre alt.
Eva-Maria Hagen, die "Brigitte Bardot der DDR": Die Schauspielerin, Sängerin und Autorin galt als "Brigitte Bardot der DDR". Sie debütierte 1953 am Berliner Ensemble unter der Regie von Bertolt Brecht in dem Stück "Katzgraben". Populär wurde sie durch die Filmkomödie "Vergesst mir meine Traudel nicht" (1957). Hagen avancierte zu einer der erfolgreichsten Schauspielerinnen der damaligen DDR und wirkte neben der Bühne in rund 50 TV- und Kino-Filmen mit. Wegen ihrer Unterstützung des Liedermachers und Regimekritikers Wolf Biermann mit Berufsverbot belegt folgte sie 1977 ihrem Ex-Lebensgefährten in den Westen. Die Mutter von Nina Hagen war dort neben Theater und Film als Chansonsängerin erfolgreich. Sie wurde 87 Jahre alt und starb am 16. August.
Queen Elizabeth II.: "Mein ganzes Leben, sollte es kurz oder lang werden" wolle sie ihren Untertanen widmen, versprach sie an ihrem 21. Geburtstag. Kein Monarch und keine Monarchin saß länger auf dem britischen Thron als sie, die 1952 nach dem Tod ihres Vaters König Georg VI. mit 26 Jahren Königin wurde. Nach sieben Jahrzehnten Regentschaft endete mit ihrem Tod eine Epoche, in der sich Großbritanniens Rolle in der Welt massiv verändert hat. Die vierfache Mutter war Staatsoberhaupt von Großbritannien und Nordirland und mehr als einem Dutzend weiterer Staaten, darunter Kanada, Neuseeland und Australien. Ihre Ehe mit Prinz Philipp währte bis zu seinem Tod 2021 insgesamt 73 Jahre. Ihr ältester Sohn Charles folgt ihr als König Charles III.. Die Queen starb am 8. September im Alter von 96 Jahren. Hier können Sie unseren Nachruf lesen.
Coolio, Rapper: "Gangsta's Paradise" war der größte Erfolg des US-Rappers, mit bürgerlichem Namen Artis Leon Ivey Jr.. Der Hit hat für viele Hip-Hop-Fans der 1990er-Jahre Kultstatus. Der Song, der im Soundtrack des Films "Dangerous Minds" (1995) mit Michelle Pfeiffer vertreten ist, brachte Coolio einen Grammy ein. Wegen Drogen- und Waffenbesitzes wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt wirkte der erfolgreiche Rapper auch in TV-Serien und Filmen wie "Batman & Robin" und "Dracula 3000" mit. Coolio starb am 28. September im Alter von 59 Jahren.
Ehren-Oscar-Preisträgerin Angela Lansbury: Die Rolle der Detektivin Jessica Fletcher in der TV-Serie "Mord ist ihr Hobby" (1984-1996) machte die britisch-amerikanische Schauspielerin weltberühmt. Bereits mit ihrem ersten Film "Das Haus der Lady Alquist" gelang der 20-Jährigen 1944 der Durchbruch. Hollywoodfilme wie der preisgekrönte "Botschafter der Angst" und "Tod auf dem Nil" folgten sowie Broadway-Produktionen wie "Mame", "Sweeney Todd" und "Gypsy". In ihrer 75 Jahre währenden Karriere erhielt die "Disney-Legende" viele Preise, darunter 2013 einen Ehren-Oscar. 2014 wurde Lansbury in den britischen Adelsstand aufgenommen. Lansbury starb am 11. Oktober im Alter von 96 Jahren.
Robbie Coltrane, Schauspieler: Seine Rolle als riesenhafter Wildhüter und etwas trotteliger Mentor des Zauberschülers Harry Potter verschaffte dem gebürtigen Schotten eine weltweite Fangemeinde. Er spielte in den Harry-Potter-Filmen den Halbriesen Rubeus Hagrid. Älteren Zuschauern war er vor allem durch seine Rolle als Kriminalpsychologe Dr. Eddie Fitzgerald "Fitz" in der Krimiserie "Für alle Fälle Fitz" bekannt. Der gelernte Stand-up-Comedian wirkte auch in den James-Bond-Filmen "GoldenEye" und "Die Welt ist nicht genug" mit. Coltrane wurde 72 Jahre alt. Er starb am 14. Oktober.
Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz (78): Der Österreicher baute mit dem Thailänder Chaleo Yoovidhya 1984 ein Imperium und wurde mit einem Energiegetränk zum Multimilliardär. Der Red-Bull-Gründer prägte mit seiner Marketingstrategie auch den Sport. Neben dem Fußball-Bundesligisten RB Leipzig stehen unter anderem auch der Eishockey-Club Red Bull München sowie die Formel-1-Teams Red Bull und Alpha Tauri bei Red Bull unter Vertrag. Mateschitz' Imperium umfasst neben Sport und Immobilien auch diverse Medien, darunter ein eigener TV-Sender. Mateschitz starb am 22. Oktober im Alter von 78 Jahren.
Rock'n'Roll-Legende Jerry Lee Lewis (87): Der US-Amerikaner zählte mit den bereits verstorbenen Musikern Elvis Presley, Chuck Berry und Little Richard zu den Königen des Rock'n'Roll. Der Rocker mit dem strohblonden Haar gelangte in den 1950er-Jahren mit Songs wie "Whole Lotta Shaking' Goin' On" und "Great Balls of Fire" zu Weltruhm. Der Künstler mit dem Spitznamen "The Killer" war eine wilde Mischung aus Jazz, Country, R&B und Boogie und berüchtigt für sein aggressives Klavierspiel. Als einer der Ersten erhielt er einen Platz in der Ruhmeshalle des Rock. Sein bewegtes Leben wurde 1986 in "Great Balls of Fire" verfilmt. Lewis starb am 28. Oktober. Er wurde 87 Jahre alt.
Emeritierter Papst Benedikt XVI. : Eigentlich hatte Joseph Ratzinger schon seinen Ruhestand geplant. Zurückgezogen in seiner Heimat in Pentling, vielleicht noch ein paar Bücher schreibend. Doch dann wurde ihm mit 78 Jahren die Führung der katholischen Kirche anvertraut. Benedikt XVI. war sich von Anfang an der Größe, der Unmöglichkeit des Papstamtes bewusst. Viel lieber wäre er jener "einfache und bescheidene Arbeiter im Weinberg des Herrn" geblieben, als den er sich selbst sah. Sein freiwilliger Rückrtitt ging in die Geschichte ein, auch als Papst hat er große Fußstapfen hinterlassen. Bischöfe und Politiker würdigten das theologische Wirken des gebürtigen Oberbayern, der seiner Heimat bis zuletzt stark verbunden war. Am 31. Dezember starb Joseph Ratzinger im Alter von 95 Jahren.