Polizei
Geld stinkt doch: Wie Banknotenhunde Bargeld aufspüren
11. Februar 2016, 9:21 Uhr aktualisiert am 11. Februar 2016, 9:21 Uhr
"Geld stinkt nicht", behauptete einst der römische Kaiser Vespasian und erhob eine Latrinensteuer. Noch heute gilt die Redewendung. Stimmt nicht, sagen die Ausbilder der Banknotenspürhunde der Polizei. In Bayern sind acht Vierbeiner auf Geldscheine spezialisiert.
"Eddy" ist aufgeregt, jede Faser seines schlanken Körpers ist angespannt. Der drei Jahre alte belgische Schäferhundrüde weiß, dass es an die Arbeit geht. Polizeihauptmeister Bernhard Braun führt "Eddy" in einen Raum, in dem ein Ausbilder zuvor ein Bündel Geldscheine versteckt hat, hinter einem Kabelschacht. Der Hund rast durch den Raum, schnüffelt mit bis zu 300 Atemzügen pro Minute. Nach wenigen Sekunden verharrt der Rüde an dem Kabelschacht und zeigt seinem Hundeführer das Versteck an. Eddy ist einer von acht bayerischen Banknotenhunden.
Da nur wenige Bundesländer solche Hunde ausbilden, werden die spezialisierten Vierbeiner aus Bayern bundesweit eingesetzt. So stöberte im Vorjahr ein Banknotenhund im Zuge von Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung einen hinter einer holzvertäfelten Wand versteckten Wandtresor auf. Dort lag nach Angaben des bayerischen Innenministeriums Bargeld in Höhe von 400 000 Euro.
Die Polizei setzt die Banknotenhunde bei Ermittlungen rund um Untreue, Unterschlagung, Diebstahl und Raub bis hin zu Erpressung und Geldfälschung ein. Aber nicht nur bei der Steuer- und Drogenfahndung sind die Hunde unerlässlich. "Ein dementes Ehepaar hatte einen Einbruch gemeldet, weil es sein erspartes Geld nicht mehr finden konnte. Unser Hund konnte helfen und fand das Versteck mit mehr als 100 000 Euro", erläuterte der Leiter der Diensthundeschule Herzogau (Landkreis Cham), Armin Fütterer.
Wie bei allen Polizeihunden steht der Spiel- und Fresstrieb bei der Ausbildung im Vordergrund. "Zunächst werden die Tiere innerhalb von zwei Jahren zu Schutzhunden ausgebildet, dann folgt eine neunwöchige Spezialisierung zum Rauschgiftspürhund", erklärt Ausbilder Andreas Linde. Dabei werden den Vierbeinern für einen kurzen Moment echte Drogen vor die Nase gehalten. "Mithilfe eines Klickgeräusches, das die Hunde bereits seit Beginn der Ausbildung als Hilfsmittel kennen, signalisiert der Hundeführer ihnen, dass dies ein wichtiger Geruch ist." Nach vier bis fünf Wiederholungen ist der Geruch im Langzeitgedächtnis. Dann folgt die klassische Konditionierung: Der Hund bekommt ein Leckerchen und sein Lieblingsspielzeug. "Das Spielzeug ist der Jackpot für den Hund", sagt Braun.
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Diese Methode sei absolut unbedenklich, betont Andreas Brucker vom Deutschen Tierschutzbund in Bayern. "Die Hunde werden dabei nicht süchtig gemacht. Sie kommen nicht in den direkten Kontakt mit den Drogen. Sie riechen Kokain und Haschisch auch schon durch Kunststoffröhrchen." Wichtig sei nur, dass die Hunde nicht länger als etwa 20 Minuten am Stück arbeiten, weil sie sonst erschöpft sind.
Brucker ist überzeugt, dass die Polizeihundeführer äußerst gewissenhaft mit ihren Tieren umgehen. Und so ist auch "Eddy" für Polizeihundeführer Braun ein festes Familienmitglied. Der Hund kam im Alter von acht Wochen in die Familie des 49-Jährigen. "So konnten wir gegenseitiges Vertrauen aufbauen und die Bindung herstellen", erklärt Braun, der seit 25 Jahren Polizeihundeführer ist.
Für die weitere Spezialisierung zum Banknotenhund haben die Beamten in Herzogau druckfrische Noten von der Bundesbank bekommen. "Der Ablauf ist wie bei der Ausbildung zum Rauschgifthund. Der Hund riecht an den Noten, bekommt das Klickgeräusch zu hören und anschließend Leckerchen", erklärt Ausbilder Linde. Dabei erkennen die Tiere neben dem Euro auch alte D-Mark-Scheine, zahlreiche Fremdwährungen sowie hochwertiges Falschgeld.
Hunde haben bis zu 200 Millionen Riechzellen, etwa 20-mal mehr als der Mensch. "Das alleine macht es aber nicht aus. Hunde können aufgrund der komplexeren Verschaltung im Gehirn millionenfach sensitiver riechen als wir", erläutert die Leiterin des Lehrstuhls für Neurobiologie und Tierphysiologie an der Uni Regensburg, Prof. Inga Neumann. Bis zu zehn Prozent des Hundegehirns diene dem Riechen, beim Menschen sind es etwa 0,1 Prozent. Zudem hängt die Riechleistung von der Hunderasse ab. "Ein Labrador oder ein Schäferhund kann wegen seiner langen Schnauze deutlich besser riechen als ein Mops oder eine Bulldogge."
Nach etwa zehn Jahren im Polizeidienst gehen die Schutzhunde der Polizei in Pension. Die Diensthundeführer, die ihren Hund zu Hause betreuen und pflegen, erhalten als Aufwandsentschädigung einen monatlichen Zuschuss in Höhe von 75 Euro. Auch Bernhard Braun hat derzeit neben Diensthund "Eddy" noch einen vierbeinigen Pensionär im Haus. "Nach so vielen Jahren im Polizeieinsatz bleibt er bei mir bis zum letzten Atemzug."