Sprache

"Gutmensch" ist Unwort des Jahres 2015


Gutmensch" steht am 12.01.2016 in Darmstadt (Hessen) nach der Bekanntgabe als "Unwort des Jahres 2015" auf einer Pressemitteilung.

Gutmensch" steht am 12.01.2016 in Darmstadt (Hessen) nach der Bekanntgabe als "Unwort des Jahres 2015" auf einer Pressemitteilung.

Von Monika Müller

Am Dienstag Vormittag kürten Sprachwissenschaftler in Darmstadt "Gutmensch" zum Unwort des Jahres 2015.

Damit hat dann wohl die "Unwort"-Jury den Nagel auf den Kopf getroffen. "Gutmensch" beweist sich im Sprachgebrauch als eine fragwürdige kritische Äußerung. Nun zum "Unwort" gekürt wurde sie von der sprachwissenschaftlichen Jury in Darmstadt gut an den Pranger gestellt. Die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich, Sprecherin der Jury, begründete die Entscheidung, das Schlagwort diffamiere in Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe "Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischen Imperialismus." Darüberhinaus verhindere die Verwendung dieses Ausdrucks einen demokratischen Austausch von Sachargumenten.

Der Ausdruck "Gutmensch" wurde 64 Mal und damit am dritthäufigsten eingesendet. Insgesamt waren 1644 Einsendungen eingegangen, mehr als in den Jahren 2014 (1246) und 2013 (1340). Zum "Unwort des Jahres 2014" war "Lügenpresse" gewählt worden, 2013 lautete es "Sozialtourismus", 2012 "Opfer-Abo".

Die "Unwort"-Aktion gibt es seit 1991. Damit ist "Gutmensch" das 25. "Unwort". Neben dem "Unwort des Jahres" gibt es auch das "Wort des Jahres". Dieser Begriff wird unabhängig von der sprachkritischen Jury mit ihrer Sprecherin in Darmstadt von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden gewählt. Für 2015 entschied sie sich für den Begriff "Flüchtlinge". Diese Bezeichnung sei im deutschen Wortschatz stark verankert, hieß es zur Begründung. Das Wort "Flüchtlinge" bringe die zentrale gesellschaftliche Diskussion auf den Punkt.