Studie
Häufiger Leibesvisitationen bei schwarzen Kindern in England
27. März 2023, 7:10 Uhr aktualisiert am 27. März 2023, 21:09 Uhr
Gegen die britische Polizei gibt es erneut Vorwürfe wegen rassistischer Diskriminierung sowie Demütigungen. Ein veröffentlichter Bericht der Kinderschutzbeauftragten Rachel de Souza zeigt, führten Polizisten zwischen 2018 und Mitte 2022 in England und Wales insgesamt 2847 Leibesvisitationen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren durch.
Dabei war es - gemessen am Bevölkerungsanteil - sechs Mal wahrscheinlicher, dass schwarze Kinder kontrolliert wurden. In mehr als der Hälfte der Fälle waren keine erwachsenen Vertrauenspersonen anwesend, in 95 Prozent waren Jungen betroffen.
De Souza sprach von "Beweisen für eine zutiefst besorgniserregende Praxis" mit einer "weit verbreiteten Nichteinhaltung" gesetzlicher Schutzmaßnahmen. Kinder und Jugendliche würden von denen, die sie schützen müssten, im Stich gelassen, kritisierte sie.
Die Untersuchung war in Auftrag gegeben worden, nachdem eine 15 Jahre alte schwarze Schülerin in ihrer Londoner Schule zum Ablegen ihrer Kleidung gezwungen und auf Drogen durchsucht wurde - obwohl sie ihre Periode hatte. Die Eltern waren nicht informiert worden und keine Lehrerinnen dabei. Drogen wurden nicht gefunden.
Die zuständige Hilfsorganisationen der Church of England, The Children's Society, betonte, die Ergebnisse zeigten, dass schwarze Kinder "dieser traumatisierenden und aufdringlichen Praxis" überproportional ausgesetzt seien. Die Charity Runnymede Trust forderte, die Polizeibefugnisse für Leibesvisitationen aufzuheben. "Negative, tyrannische Begegnungen mit staatlichen Institutionen erzeugen nur weiteres Misstrauen und sind der Grund dafür, warum die Polizei in unseren Gemeinden versagt", betonte die Organisation. Erst vor einer Woche hatte ein Untersuchungsbericht der Londoner Polizei vorgeworfen, sie sei institutionell rassistisch.
Bei der großen Mehrheit der Fälle (86 Prozent) werden die Durchsuchten verdächtigt, Drogen dabei zu haben. 9 Prozent drehen sich um Waffen und 2 Prozent um Diebstahl. In fast einem Viertel der Fälle wurden die vermuteten Gegenstände nicht gefunden.