Berlin
Krankenkassen werden teils deutlich teurer
18. Dezember 2015, 14:49 Uhr aktualisiert am 18. Dezember 2015, 14:49 Uhr
Die Gesundheitskosten steigen und bezahlen müssen es die Versicherten. Für die Krankenkasse wird ab Januar bei Millionen Menschen mehr vom Konto abgezogen.
Für ihre Krankenkasse müssen die Versicherten im kommenden Jahr teils deutlich mehr bezahlen. Die Kassen kündigten zum Jahreswechsel Beitragserhöhungen auf breiter Front an. Unter den großen Versicherungen steigt der Beitragssatz bei der DAK-Gesundheit am stärksten. Die drittgrößte Kasse verlangt ab Januar 16,1 Prozent vom Bruttoeinkommen - 0,6 Prozentpunkte mehr als 2015. Damit wachsen die Preisunterschiede zwischen den Kassen. Die Bundesregierung lehnte Schritte zur Kostensenkung ab.
Die Erhöhungen müssen die Versicherten allein über den Zusatzbeitrag schultern. Bei der DAK-Gesundheit steigt er von 0,9 auf 1,5 Prozent, wie der Verwaltungsrat am Freitag in Berlin beschloss. Der Anteil des Beitragssatzes, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils zur Hälfte bezahlen, ist gesetzlich festgeschrieben und liegt bei 14,6 Prozent. Die Beiträge werden bis zur Beitragsbemessungsgrenze fällig, die im kommenden Jahr bei 4237,50 Euro liegt.
Der Beitragssatz der größten Versicherung, der Techniker Krankenkasse (TK), steigt um 0,2 Punkte auf 15,6 Prozent. Auch bei der Nummer zwei, der Barmer GEK, geht der Beitrag um 0,2 Punkte nach oben und liegt dann bei 15,7 Prozent, wie deren Verwaltungsrat nun beschloss. Beispiele für andere Kassen: AOK Bayern 15,7 Prozent (plus 0,2 Punkte), AOK Baden-Württemberg 15,6 Prozent (plus 0,1), AOK Plus 14,9 Prozent (plus/minus 0). Die IKK Classic dürfte laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" eine Anhebung auf womöglich 15,9 Prozent beschließen.
Bei der DAK-Gesundheit schlägt der Beitragsanstieg bei einem Verdienst von 2500 Euro mit 15 Euro zu Buche, bei der Barmer GEK und der TK sind es 5 Euro. Für einen Beschäftigten an der Beitragsbemessungsgrenze sind es bei der DAK sogar 25 Euro. Allerdings ist der Zusatzbeitrag von der Steuer absetzbar.
Den Versicherten drohen in Zukunft noch höhere Beitragssprünge. Wenn der Gesetzgeber nicht reagiere, würden die Zusatzbeiträge bis 2020 auf zwei Prozent zulegen, sagte die Chefin des Verbands der Ersatzkassen (vdek), Ulrike Elsner, der Deutschen Presse-Agentur. Damit lägen die Gesamtbeiträge bei 16,6 Prozent. Die Chefin des Spitzenverbands der gesetzlichen Kassen, Doris Pfeiffer, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) müsse im kommenden Jahr etwas gegen die hohen Arzneimittelausgaben unternehmen.
Gröhe wies generelle Sparforderungen zurück. "Wer jetzt anmahnt, das sei alles zu teuer, muss auch schlüssig darlegen, wo er oder sie kürzen will", sagte seine Sprecherin. Ziel sei der Zugang zu guter medizinischer Versorgung und Nachhaltigkeit des Gesundheitswesens etwa durch Stärkung der Vorbeugung. Der Anstieg sei auch durch neue wirksame Medikamente zu begründen. Die Regierung verwies darauf, dass eine Beitragserhöhung ein Sonderkündigungsrecht der Versicherten auslöse. Sie sollten aber nicht nur auf den Preis achten, sondern auf die Qualität und die Leistungen.
Die SPD und die Opposition forderten, die Arbeitgeber wieder stärker an den steigenden Gesundheitskosten zu beteiligen. "Wir brauchen dringend eine Entlastung der Arbeitnehmer", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Der Arbeitgeberverband BDA hielt dagegen, dass die Unternehmen durch die Entgeltfortzahlung bei Krankheit schon einen größeren Teil der Krankheitskosten zahlten.