Wirtschaft

Niedriger Ölpreis: Wem er nutzt - und wem er schadet


Nicht jeder kann über die derzeit rekordverdächtig niedrigen Ölpreise jubeln.

Nicht jeder kann über die derzeit rekordverdächtig niedrigen Ölpreise jubeln.

Der andauernde Ölpreisverfall hat zwei Seiten: Während Verbraucher und Industriebetriebe außerhalb des Rohstoffsektors jubeln, wächst der Druck auf die Förderer immer mehr. Das mächtige Opec-Kartell kann sich jedoch nicht zu konkreten Schritten durchringen.

Öl bleibt derzeit enorm billig. Die Preise für ein Barrel (je 159 Liter) nähern sich den Tiefständen der Wirtschaftskrise 2008/2009. Zuletzt kostete ein Fass der Nordseesorte Brent gut 43 US-Dollar, beim amerikanischen WTI waren es etwa 40 US-Dollar. Im vergangenen Jahr hatten die Preise noch teils deutlich über 100 US-Dollar gelegen. Einige Akteure auf dem Öl-Weltmarkt profitieren von diesem Verfall - andere stellt er vor große Probleme. Die Mitglieder des Opec-Kartells haben am Freitag in Wien eine Entscheidung zu Produktionskürzungen vertagt. Die Gewinner und Verlierer des bisherigen Preistrends:

Gewinner:

Die Verbraucher: Für Endverbraucher wie Autofahrer oder Heizölkunden ist die Situation derzeit sehr angenehm. Der Preis für einen Liter Dieselkraftstoff beispielsweise fiel zuletzt an einigen Orten in Deutschland zeitweise unter einen Euro. Ein wichtiger Faktor dafür ist der geringe Rohöl-Preis. E10-Super-Benzin kostete im bundesweiten Schnitt jüngst etwa 1,30 Euro und damit ebenfalls deutlich weniger als etwa noch 2012 mit mehr als 1,60 Euro. Auch der Preis für Heizöl ist aktuell auf dem tiefsten Stand seit sechs Jahren.

Die Industriestaaten: Industrieländer wie Deutschland gehören aus volkswirtschaftlicher Sicht ebenfalls zu den Profiteuren des Ölpreiseinbruchs. Sie können Öl so billig wie selten importieren. Das Überangebot des "schwarzen Goldes" kommt der Industrie zugute, sie kann wegen der geringeren Kosten für die wichtige Ressource günstiger produzieren - etwa in der Chemie, wo Öl ein zentraler Grundstoff ist.

Verlierer:

Die Produzenten-Länder: Nach Einschätzung von Analysten ist der niedrige Preis derzeit für sämtliche Ölproduzenten und -exporteure schmerzhaft. Bei Preisen zwischen 40 und 45 US-Dollar ist die Förderung wenig profitabel. Jedoch gibt es deutliche Abstufungen. Einige Förderländer - etwa Saudi-Arabien und andere Golfstaaten - können das Preistief durch hohe Rücklagen besser und länger verkraften. Staaten wie Venezuela, deren Haushalte stark von den Öleinnahmen abhängig sind, haben hingegen große Probleme. Auch für die US-Schieferölindustrie ist der Preisverfall eine Belastung, denn die Förderung eigenen Öls und Gases mit Hilfe der umstrittenen Fracking-Methode wird hier zusehends unrentabel.

Die Rohstoffkonzerne: Den großen Ölkonzernen macht diese Entwicklung entsprechend zu schaffen. Branchenriesen wie ExxonMobil, Chevron oder Shell verzeichneten jüngst deutliche Gewinneinbrüche. Weil sie auf dem Weltmarkt keine gewohnt hohen Preise für ihr Erdöl erzielen können, haben sie ihre Investitionen bereits drastisch gekappt.

Das Klima: Die günstige Verfügbarkeit von Öl und anderen fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas kann die Entwicklung und den Einsatz alternativer Energien weltweit hemmen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte deshalb jüngst vor mangelnden Innovationen und Investitionen bei erneuerbaren Energieträgern. Die Folge wäre unter anderem ein weiterhin erhöhter CO2-Ausstoß. Bei der UN-Klimakonferenz Paris ringen die Staaten aber gerade darum, die Emissionen des Treibhausgases endlich wirksam einzudämmen, damit die Erderwärmung innerhalb des Zwei-Grad-Zieles gehalten werden kann.