Nordrhein-Westfalen
Explosion bei Routineeinsatz: Einsatzkräfte schwer verletzt
11. Mai 2023, 13:51 Uhr
Das Entsetzen ist den Polizisten und Feuerwehrleuten anzusehen: Mehrere ihrer Kollegen wurden verletzt, als es bei einem vermeintlichen Routineeinsatz plötzlich eine gewaltige Explosion gab - wohl ausgelöst von dem 57-Jährigen, dem die Einsatzkräfte eigentlich helfen wollten. Ein "Feuerball" sei auf sie zugekommen, beschreibt ein Polizeisprecher.
Viele Hintergründe des Vorfalls in Ratingen bei Düsseldorf sind noch unklar. Der Mann habe sich "im Corona-Leugner-Umfeld gedanklich aufgehalten", sagt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Das hätten Recherchen in sozialen Medien ergeben. Spezialkräfte nahmen den Mann nach einem zermürbenden Einsatz fest. In seiner Wohnung finden die Helfer später eine Leiche. Um wen es sich dabei handelt, ist noch nicht bekannt. Die Person soll aber schon länger tot gewesen sein.
"Das ist irre und unbegreiflich", sagt Reul. "Dass Menschen, die für unsere Sicherheit sorgen - Feuerwehrleute, Polizisten - in den Einsatz gehen [...] und am Ende im wahrsten Sinne des Wortes ihr Leben riskieren." Nach seinen Angaben handelt es sich bei den Verletzten um zehn Feuerwehrleute und zwei Polizisten. Polizeisprecher Raimund Dockter spricht später von sieben schwerst verletzten Feuerwehrleuten und zwei lebensgefährlich verletzten Polizisten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen eines versuchten Tötungsdelikts. "So viele verletzte Kollegen, das lässt einen nicht kalt", sagt ein Polizist vor Ort mit belegter Stimme.
Wer genau die Einsatzkräfte am Donnerstagvormittag alarmiert hatte und warum, dazu gingen die Angaben der Behörden zunächst etwas durcheinander. Klar ist, dass Feuerwehr und Polizei bei ihrem Einsatz davon ausgingen, dass in der Wohnung Menschen in Not sein könnten. Sie wollten helfen. Doch als sie die Tür öffnen wollten, habe der 57-Jährige mit einem noch nicht näher identifizierten Gegenstand eine Detonation ausgelöst, berichtete Reul. Ob es ein gezielter Angriff gewesen sei, könne er noch nicht sagen.
Aus Sicht des Düsseldorfers Polizeisprechers "liegt auf der Hand", dass der Mann die Explosion absichtlich auslöste. Er habe die Wohnungstür aufgerissen. "Es kam sofort zu einer Explosion, unmittelbar, also ein Feuerball kam auf die Kolleginnen und Kollegen der Feuerwehr und Polizei zu." Mit verheerenden Folgen.
In dem Wohngebiet mit vielen einfach gehaltenen Hochhäusern begann ein Großeinsatz. Dutzende Rettungswagen, Notärzte, Feuerwehrwehrautos und Polizeifahrzeuge kamen hinzu. Spezialkräfte sicherten das gesamte Hochhaus ab. Aus der Wohnung quoll inzwischen dichter Rauch. Auf den Balkonen der gegenüberliegenden Wohnungen brachten sich Scharfschützen in Stellung.
Schließlich der Zugriff. Spezialkräfte gingen in die Wohnung und nahmen den 57-Jährigen fest. Ob der Mann noch Gegenwehr leistete, dazu sagen Polizei und Innenministerium zunächst nichts. Mit schwersten Verletzungen, eingehüllt in eine Rettungsdecke und mit einer Atemmaske, wurde der Mann schließlich aus dem Haus und zu einem Krankenwagen gebracht. Ob er durch die Explosion oder bei der Festnahme verletzt wurde, sagte die Polizei nicht.
Vor Ort machen Spekulationen die Runde, dass die Einsatzkräfte in eine Falle gelockt worden sein könnten. Offiziell bestätigt oder dementiert werden diese Gerüchte von Polizei und Innenministerium nicht.
Als die Gefahr gebannt ist und die Einsatzkräfte die Wohnung genauer anschauen können, finden sie eine Leiche. Aufgrund ihres Zustandes sind die Einsatzkräfte sicher, dass die tot aufgefundene Person schon vor längerer Zeit gestorben ist. In der Wohnung habe es einen starken Verwesungsgeruch gegeben, berichten sie. Wer die tote Person ist, ist noch nicht bekannt. Nun wird auch geprüft, wie sie gestorben ist. Der 57-Jährige lebte nach Angaben der Behörde zusammen mit seiner Mutter in der Wohnung.
Die Einsatzkräfte hoffen nun vor allem, dass ihre verletzten Kameraden alle wieder gesund werden. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) war in Gedanken bei den Verletzten. "Das ist wirklich etwas unvorstellbar Schreckliches für diejenigen, die sich Tag für Tag für andere Menschen und für deren Sicherheit einsetzen."
Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.