Siegburg
Shetlandpony Mario getötet und zerstückelt - 20-Jährige verurteilt
19. Mai 2016, 18:16 Uhr aktualisiert am 19. Mai 2016, 18:16 Uhr
Ein Pferdeunterstand brennt, anschließend ist Pony Mario verschwunden. Wenig später finden Passanten an verschiedenen Stellen seine abgetrennten Beine. Für diese Taten wird jetzt eine 20-Jährige verurteilt. Mario war nicht ihr erstes Opfer.
Die junge Frau auf der Anklagebank wirkt verschüchtert und unauffällig. Doch am Ende des Prozesses steht für die Richter fest: Die 20-Jährige hat ein kleines Pony getötet und zerstückelt. Mehrmals rammte sie Mario ein Messer in Hals und Bauch, schnitt ihm dann Kopf und Beine ab. Das Siegburger Amtsgericht verurteilt die Angeklagte am Donnerstag wegen Brandstiftung, Diebstahls und Verstößen gegen das Tierschutzgesetz zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren und vier Monaten.
Nach Überzeugung des Gerichts zündete die Angeklagte vor gut einem Jahr im rheinischen Troisdorf zunächst einen Pferdeunterstand an. Dann entführte sie das Shetlandpony von einer benachbarten Koppel, tötete es in einem nahegelegenen Waldgebiet und zerstückelte den Kadaver. Einige Tage später legte sie erneut Feuer am Holzunterstand, Sättel und anderes Reitzubehör wurden zerstört.
Über ihre Verteidigerin lässt die Angeklagte erklären, dass die Vorwürfe weitgehend zuträfen. Die 20-Jährige in einem viel zu weiten blauen Pullover und Jeans leidet einem Gutachten zufolge unter einer schweren Persönlichkeitsstörung. Weitere Angaben zu den Hintergründen werden nicht bekannt, große Teile der Verhandlung finden hinter verschlossenen Türen statt.
Nach der Tat finden Passanten an verschiedenen Stellen die Beine des Ponys - die Frau hat sie unter anderem auf einem Parkplatz und einem Weg regelrecht drapiert. Der Kopf des Tieres ist bis heute verschwunden. Erst als Richter Lars Hillert die Angeklagte eindringlich auffordert, das Versteck zu nennen, weil dies für Marios Besitzer wichtig sei, verrät die 20-Jährige über ihre Anwältin: Den Kopf habe sie in einem Waldstück vergraben.
Die Angeklagte hat schon früher Tiere brutal umgebracht. 2013 verurteilte das Amtsgericht Krefeld sie zu einer Jugendstrafe von einem Jahr auf Bewährung. Damals hatte sie auf einem Mitmachbauernhof einem Schafbock den Kopf abgeschnitten, später tötete sie ein weiteres Schaf und enthauptete ein Pony.
Mario war früher ein Zirkustier, bis er wegen einer Entzündung auf einem Auge erblindete und nicht mehr in der Manege auftreten konnte. Danach kam er in die Obhut von Antje Müllenschläder, die im Prozess Nebenklägerin ist. Seit der Tat befindet sie sich in psychologischer Behandlung, leidet unter Schlafstörungen und Panikattacken.
"Ich begreife nicht, wie man sowas machen kann", sagt sie der dpa am Rande des Prozesses. Als sie erfahren habe, was Mario passiert war, habe sie sich gefühlt, als würden Seele und Körper auseinandergerissen. Das elfjährige Mini-Pony - nicht größer als ein Schäferhund - sei ein ausgesprochen liebes, süßes Tier gewesen, erzählt Müllenschläder: "Mario war sehr verspielt, sehr "hengstig", er liebte Musik und er wollte gefallen. Ein richtig klasse Pferd."