Forscher entwickeln neue Formel
So alt sind Hunde tatsächlich in Menschenjahren
13. Juli 2020, 8:58 Uhr aktualisiert am 13. Juli 2020, 8:58 Uhr
Vermutlich jeder Hundebesitzer kennt die alte Faustregel: ein Hundejahr mit 7 multipliziert, entspricht dem tatsächlichen Menschenalter des Hundes. Demnach wäre allerdings ein 18-jähriger Hund ein 126-jähriger Methusalem. Dass das nicht so ganz stimmen kann, wird schon länger vermutet. US-amerikanische Forscher haben deshalb eine völlig neue Formel errechnet.
Die weitverbreitete Faustregel zum Alter von Hunden, wonach ein Jahr in etwa sieben Menschenjahren entspricht, halten US-Forscher für ziemlich falsch.
Erbgutanalysen zufolge altern die Vierbeiner nicht in einem konstant schnelleren Tempo als ihre Herrchen, schreiben Trey Ideker von der University of California San Diego und sein Team im Fachjournal "Cell Systems". Stattdessen altern junge Hunde besonders rasch im Vergleich zum Menschen, später verlangsamt sich der Alterungsprozess dann aber.
Statt der einfachen 7-Jahre-Faustregel schlagen die Forscher aufgrund ihrer Untersuchungen an 104 Labrador Retrievern eine etwas kompliziertere Formel vor: "Menschenalter = 16 ln(Hundealter) + 31". Dabei handelt es sich um eine sogenannte logarithmische Funktion. Möchte man mit der Formel selbst rechnen, sollte man einen Taschenrechner zur Hand haben, der die Taste "ln" (natürlicher Logarithmus) hat. Demnach wäre ein einjähriger Hund altersmäßig nicht mit einem sieben, sondern mit einem 31 Jahre alten Menschen vergleichbar, ein vier Jahre alter Hund mit einem 53 Jahre alten Menschen. Mit neun hätte ein Hund dann das vergleichbare Menschenalter von 66 Jahren erreicht.
Der Unterschied zur bisherigen Formel: Je älter ein Hund wird, desto weniger Menschenjahre entsprechen einem Hundejahr. So ist das biologische Alter eines 20 Jahre alten Hundes laut dieser neuen Erkenntnisse eher mit einem 79-jährigen Menschen vergleichbar, anstatt mit einem 140 Jahre alten Methusalem.
Bei ihrer Analyse konzentrierten sich die Forscher auf winzige Veränderungen der DNA. Diese zahlreich vorkommenden DNA-Methylierungen gibt es sowohl beim Menschen als auch bei Hunden. Die Methylierungen bilden bestimmte Muster im Erbgut, die auf die Lebensphase eines Individuums schließen lassen. Das machten sich die Forscher zunutze und stellten einen Zusammenhang zwischen den altersabhängigen Mustern bei Hunden und denen bei Menschen her. Aus ihren Ergebnissen leiteten sie die neue Formel ab.
Es sei wichtig, den Alterungsprozess von Hunden besser zu verstehen, sagte Ideker laut Pressemitteilung seiner Universität. So nutzten Tierärzte oft noch die alte 7-Jahre-Faustregel und machen davon diagnostische und therapeutische Entscheidungen abhängig.
Es müsse aber noch weitere Untersuchungen geben, schreiben die Forscher. So sei die neue Formel nur auf Grundlage der untersuchten Labrador Retriever entstanden. Für andere Hunderassen, die eine niedrigere oder höhere Lebenserwartung haben, könnte die Formel abweichen.
Seinen eigenen Hund sehe er jetzt mit anderen Augen, sagte Ideker. "Ich habe eine sechs Jahre alte Hündin. Sie geht noch mit mir joggen, aber ich realisiere jetzt, dass sie vielleicht doch nicht mehr ganz so jung ist, wie ich dachte."