Schadstoffe im Vibrator?

Stiftung Warentest prüft Sextoys


Sextoys im Test

Sextoys im Test

Von Anne Hund / Stadtviertel

Welche Schadstoffe stecken in Vibratoren, Penisringen und Liebeskugeln? Stiftung Warentest hat es geprüft - bei fünf Produkten schlagen die Experten Alarm.

Tierfutter, Handcremes, Fahrradhelme, Kindersitze - Stiftung Warentest nimmt für Verbraucher so ziemlich alle denkbaren Produkte unter die Lupe - warum also nicht auch Sexspielzeug?

Es geht dabei natürlich nicht darum, ob Vibratoren, Penisringe und Liebeskugeln die richtige Wirkung haben, sondern ob im Material gefährliche Schadstoffe enthalten sind.

Das ist deswegen so wichtig, weil die Intim-Spielzeuge mit sensibler Schleimhaut in Kontakt kommen. "Diese Gewebe sind meist gut durchblutet und können empfindlich sein. Schadstoffe haben in Sextoys deshalb nichts zu suchen", sagt Chemikerin Sara Wagner-Leifhelm in der neuen Ausgabe von "test" (2/2019).

Insgesamt haben die Tester 18 Produkte im Internet oder in Erotikshops ausgewählt. Von 6,80 Euro bis 165 Euro - die Preisunterschiede waren erheblich, die Ergebnisse auch. Von "sehr gut" bis "mangelhaft" sind alle Noten dabei.

Die Modelle im Überblick
Unter den Test-Sextoys waren zwölf unterschiedliche Vibratoren, drei Penisringe und drei Liebeskugeln:

Liebeskugeln: Die Kugeln werden vaginal eingeführt und enthalten Gewichte. Angeblich sind sie auch gut für das Training der Beckenbodenmuskulatur. In diesem Zusammenhang schreibt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Urogynäkologie im Berufsverband der Frauenärzte, Rainer Lange bei "test": "Für ein Beckenbodentraining durch Liebeskugeln gibt es keine wissenschaftlichen Beweise."

Vibratoren (klassisch): Getestet wurden unterschiedliche Modelle - von schlicht bis einem Penis nachempfunden. Anders als Dildos vibrieren sie. Vier klassische Produkte hat "Stiftung Warentest" ausgewählt.

Penisringe: Sie werden um das Glied getragen und verstärken beziehungsweise verlängern die Erektion. Der Orgasmus kann damit also hinausgezögert werden.

Rabbit-Vibratoren: Der Name kommt aus dem Englischen: Der Vibrator hat einen zusätzlichen Klitoris-Stimulator, der oftmals den Ohren eines Hasen (rabbit) ähnelt. Hier haben zwei Varianten Noten bekommen.

G-Punkt-Vibratoren: Sie sind leicht gebogen und haben an der Spitze Auswölbungen oder Rillen zur Stimulation (ein Produkt im Test).

Auflegevibratoren: Sie werden nicht in die Scheide eingeführt, sondern liegen auf der Klitoris. Bestimmte Ausführungen saugen den Kitzler mit Unterdruck an (drei Modelle).

Paarvibratoren: Die Vibrationen sollen beide Partner stimulieren. Nur ein Modell davon hat "Stiftung Warentest" geprüft - und das hat ein "mangelhaft" bekommen.

Umschnallvibratoren: Auch hier haben die Experten nur ein Modell untersucht, auch hier gibt es ein "mangelhaft". Die Frau kann sich ihn um die Hüfte umschnallen.

Die Testsieger: Dreimal vergeben die Tester die Bestnote 1,0 - und zwar für den Ocean Mini Vibrator von Fun Factory (31 Euro, l), für den Space Rider 3000 von You2Toys (15 Euro, À) und den Svakom Siime Camera (99,50 Euro, Ã). Die Penisringe You2Toys Get Hard (6,80 Euro, Õ) landen auch vorne mit der Note 1,3. "Gut" sind die Liebeskugeln Lelo Luna Beads Noir (35 Euro, Œ) und die Smile Loveballs Sporty von You2Toys (14 Euro).

Die Verlierer: Fünf Produkte fallen durch und bekommen ein "Mangelhaft". Darunter sind die Liebeskugeln von Joydivision (13 Euro) und die Vibrator-Badeente von Big Teaze Toys (15,20 Euro). Sie sind laut "test" stark mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet. Diese Stoffe stehen im Verdacht, Krebs auszulösen.

Im Paarvibrator von We-Vibe (89,50 Euro) gibt der Ladekontakt so viel Nickel ab, dass der Vibrator laut den Testern gar nicht verkauft hätte werden dürfen. Der einzige Umschnallvibrator von Pipedream (15,30 Euro) würde an sich nicht schlecht abschneiden, aber seine mitgelieferte Maske schafft es nicht. Darin wurde viel zu viel vom Weichmacher DEHP und kurzkettigen Chlorparaffinen gefunden. DEHP kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Der Doc-Johnson-Vibrator ("The realistic Cock Vibrating", 40 Euro) riecht komisch und gibt Phenol ab. Das Risiko: Der Stoff könnte Gendefekte auslösen.

Schadstoff-Grenzwerte für Sextoys gibt es nicht. Die Warentester haben daher allgemeingültige Grenzwerte oder Vorgaben für andere Produktgruppen herangezogen.