Umfrage der Woche

Was idowa-Leser vom Atom-Ausstieg Deutschlands halten


Die Nuklearkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 hatte das Ende der Kernkraft in der deutschen Stromerzeugung besiegelt. (Symbolbild)

Die Nuklearkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 hatte das Ende der Kernkraft in der deutschen Stromerzeugung besiegelt. (Symbolbild)

Von Florian Wende und Redaktion idowa

"35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl: Wie stehen Sie zum Atomausstieg?" - das wollten wir in der vergangenen Woche in unserer idowa-Umfrage von unseren Lesern wissen. Das Ergebnis zeigt: Die Mehrheit der Abstimmenden hält den Kurs der Bundesregierung für falsch.

1986 löste die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl eine europaweite Atom-Panik aus, 2011 sorgte ein Unfall in einem Kernkraftwerk im japanischen Fukushima dann für die Entscheidung der Bundesregierung, stückweise aus der Atomkraft auszusteigen. Diese Entscheidung wird jedoch auch kritisiert - das zeigt unser Meinungsbild.

Auf die Frage "Wie stehen Sie zum Atomausstieg?" antworteten 61 Prozent (1.471 Nutzer) mit "Der Atomausstieg ist falsch. Der Nutzen der Kernkraft überwiegt die Risiken und ihre CO2-Bilanz ist bedeutend besser als die der fossilen Brennstoffe."

35 Prozent unterstützen dagegen den Kurs der deutschen Regierung und befürworten den Ausstieg: 858 User antworteten mit "Der Atomausstieg ist richtig. Katastrophen wie Tschernobyl zeigen, wie gefährlich die Kernkraft ist." 4 Prozent (97 Leser) interessieren sich nicht für Kernkraft, sie reagierten mit "Solange die Schwammerl nicht mehr verstrahlt sind, ist mir das eigentlich egal." auf die Umfrage. Insgesamt stimmten 2.426 Leser ab.

Intensive Diskussion bei Facebook

Auf Facebook entwickelte sich eine intensive Diskussion zum deutschen Atomausstieg: "Was bringt der Atomausstieg, wenn rundum lauter AKWs von unseren Nachbarländern stehen? Auch die Frage des Atommülls verlagert sich nur auf andere Gebiete (Tschechien, Frankreich, usw.) - weniger wird er dadurch auch nicht!", schreibt User Chris Dullinger und fügt an: "Dann lieber in Deutschland AKWs (inkl. den vermutlich höheren Sicherheitsstandards). Wir machen uns nur noch mehr abhängig von anderen ... Und: Ich wohne in der Nähe eines AKWs!"

Christina Greil sieht das ähnlich: Sie hält den Ausstieg für "Schwachsinn, wenn es nur Deutschland macht" und befürchtet höhere Strompreise: "Wenn an der Grenze entlang viele neue Atomkraftwerke von unseren Nachbarn gebaut werden und der Strom dann teuer an uns verkauft wird." Leser Philipp Metzger setzt auf moderne AKWs und fordert: "Atomkraft mit neuer Technologie weiter betreiben / wieder aufnehmen." Auch Florian Sixt findet, dass man "neuen Reaktortypen eine Chance geben soll".

Sabine Kriese warnt dagegen vor den Gefahren der Atomkraft und erinnert an den Super-GAU in Tschernobyl: "Ich werde nie die Angst und den Wahnsinn damals nach Tschernobyl vergessen. Habe damals an einem Institut gearbeitet, das die ganzen Lebensmittel auf Strahlen untersucht haben. Die Öffentlichkeit hat nur einen Bruchteil der Ergebnisse erfahren. Ich war schon vorher gegen Atomkraft und bin es immer noch. Es gibt Alternativen."

Robert Niemaier setzt bei der Ausstiegs-Diskussion einen anderen Schwerpunkt: "Selbst wenn in unseren Atomkraftwerken nichts passiert, wo sollen wir mit dem Atommüll hin?", fragt er. Auch für Jürgen Striegl spielt der Atommüll eine entscheidende Rolle: "Aus dem einfachen Grund der Lagerung sollte man kein weiteres radioaktives Material mehr produzieren. Da die Infrastruktur für die Energiewende aber nicht geschaffen wurde, wird man die Dinger weiterhin haben." Er kritisiert die Energiekonzerne hinter den AKWs: "Die großen Betreiber haben sich zurückgelehnt und von den anderen Experten hat keiner was gemacht. Zehn Jahre wären ausreichend gewesen. Zumal acht davon richtige Boomjahre waren. Aber außer ein bisschen Kosmetik ist nix passiert."