Cham

Die Headliner von „Pro-Pain“ verpassten ihren Auftritt beim Mosh-Open-Air


Das Publikum hatte seinen Spaß.

Das Publikum hatte seinen Spaß.

Von raa

Harte Riffs, hämmernde Bässe, Headbanging bis zur Ekstase und Pogo bis zum Abwinken - im Lifestylé-Cafe L.A. flogen am Freitag wieder ordentlich die Fetzen. Für das Mosh-Open-Air hatten Roadbar-Betreiber Jürgen Wittmann und die Mosher ein spektakuläres Programm zusammengestellt, bei dem Hard-Rocker aller Genres voll auf ihre Kosten kamen.

Bereits zum Auftakt am Freitag strömten aus allen vier Himmelsrichtungen die Headbanger in die Badstraße. Zunächst gingen die Lokalmatadore von "Korillias Monkey Business" an den Start. Die Musiker legten mit Songs von "Led Zeppelin" oder "Rage Against the Machine" eine schnörkellose Rock-Show hin und waren somit der perfekte Anheizer für die nachfolgenden Combos.

Besonders ausgefallen war die Darbietung von "Ingrimm": Donnernde Drums, grollender Bass und kompromisslos harte Gitarrenriffs trafen hier auf altertümliche Instrumente wie Dudelsack und Drehleier. Die Mittelalter-Metal-Band heizte den knapp 500 Festivalbesuchern mit einer energiegeladenen Bühnenshow ordentlich ein.

Das Krawall-Duo "Mantar" nahm diese Steilvorlage bereitwillig auf. Mit knallhartem Sound brachten die beiden Bremer an Gitarre und Schlagzeug die Bühne mit wütenden Songs zum Beben. Euphorisch streckten die im Takt wippenden Fans ihre Arme in Richtung Bühne. Immer wieder bildete sich in der Menge ein wilder Moshpit, bei dem die besonders Feierwütigen wie entfesselt aufeinander losgingen und sich blindwütig durch die Gegend schubsten.

Einziger Wehrmutstropfen der Metal-Party war das Ausbleiben des Headliners "Pro-Pain". Die Hardcore-Formation hatte pünktlich am Flugplatz in Montenegro abgehoben, musste aber wegen eines Triebwerkschadens während des Flugs wieder umkehren. Nach der Landung hing die Band schließlich im Terminal fest, da es keine Ersatzmaschine gab. Als Mosh-Präsident Paul "Hogan" Brückl diese bittere Nachricht zähneknirschend vor der versammelten Menge verkündigte, gab es vereinzelte Pfiffe. Der Großteil der Besucher ließ sich aber durch diese unvorhersehbare Absage die gute Laune nicht verderben. "Das ist einfach Pech. Da kann man nichts machen", meinte ein Festival-Teilnehmer schulterzuckend.

Alles in allem war der Freitag für die Verantwortlichen dennoch ein erfolgreicher Abend. "So darf es gerne weitergehen", meinte daher auch Brückl. Das Spektakel geht nun in die zweite Runde. Ab 14 Uhr sorgten sieben Bands für mächtig Wirbel.

"Increased" bringen das Publikum zunächst auf die passende Betriebstemperatur. Danach lassen "Lord Bishop Rocks", die Rammstein-Tribute-Band "RMC" und "Tankard" ein gewaltiges Hardrock-Gewitter auf das Gelände niedergehen.

"Feuer Frei" bei RMC

"Feuer frei!!! Bang, Bang!!! Flammen schießen in die Höhe, die Bühne zittert, Bierbecher fliegen durch die Luft. Mit hartem Sound und einer explosiven Show bewegte die Rammstein-Tribute-Band "RMC" am Samstagabend die Massen. Die Tschechen zelebrierten beim Mosh-Festival mit hunderten Metalheads auf dem Parkplatz vom Lifestyle-Café L.A den ganz normalen Wahnsinn. Die Hitze der grellen Fontänen war weit in die Menschenmenge hinein zu spüren. Die Zuhörer am Wellenbrecher reckten ihre Fäuste in den Himmel und grölten lauthals die martialischen Lieder von Till Lindemann und Co. mit. "Echt fett", meinte Roadbar-Chef Jürgen Wittmann beim Blick auf das feiernde Publikum.

Das zweitägige Event ist längst ein fester Bestandteil im Jahreskalender von Hardrock-Fans auch weit über die Region hinaus. Auch dieses Wochenende pilgerten sie wieder in Scharen in die Badstraße, um sich "die volle Dröhnung zu geben und die Sau rauszulassen". Mit diesen Worten umschrieb zumindest ein bärtiger Hüne in schwarzer Kluft seine Absicht. Er war voll und ganz in seinem Element, als der wummernde Bass und die krachenden Gitarrenriffs der Thrash-Metal-Legenden "Tankard" aus den großen Lautsprechern dröhnten. Unentwegt ließ er seine langen, schwarzen Haare fliegen, bis sein Shirt schweißnass war. "Diese rohe Energie fasziniert mich immer wieder aufs Neue", sagte er keuchend, aber mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

"Lasst den Spaß beginnen", begrüßte Tankard-Sänger "Gerre" die Schlachtenbummler. Zwei Stunden lang spielten sich dann die Frankfurter durch ihre 35-jährige Bandgeschichte. Angestachelt von den Musikern, die ihren Stil selber als "Alcoholic Metal" bezeichnen, stürmten einige Gäste die Bühne. Nur die weiblichen Fans durften oben mit der Combo feiern, die Männer schickte der dickbauchige Frontmann mit den lockigen, langen Haaren wieder zurück. Das Partyvolk applaudierte und jubelte den Helden frenetisch mit den Metalhänden zu. Immer wieder bildete sich im Gewühl ein wilder Moshpit, bei dem die besonders Feierwütigen wie entfesselt aufeinander losgingen und sich blindwütig durch die Gegend schubsten. Mit "Cham, ihr wart super" verabschiedete sich schließlich das Quartett.

Viele Gäste zeigten sich sowohl am Freitag als auch am Samstag sehr zufrieden mit dem Gezeigten und Gehörten. Viele tummelten sich deswegen noch bei den Aftershowpartys im Club, wo die DJ's V-Mich und AndiX für die passende Musik sorgten. Ausschlaggebend für den guten Zuspruch aus der Szene war das attraktive Programm. Schnell und brachial, düster-rockig oder knackiger Rock'n Roll - die Bandbreite an Musikstilen war überaus vielfältig.

Für einen absoluten Wow-Effekt sorgten überdies die "Freaky Pole Cats", die das Publikum nach dem RMC-Gig mit einer sexy Darbietung an der Stange begeisterten. Aber auch abseits des fulminanten Spektakels gibt es noch Gewinner. Wie im Vorfeld angekündigt sammelten die Mitglieder des Mosh-Clubs mit einer großen Spendenbox unentwegt Gelder für Gewaltopfer. Viele Festival-Besucher zückten gerne für den guten Zweck ihr Portemonnaie. Es war daher nicht nur ein gutes Wochenende für alle Metal-Fans, sondern auch für Menschen, die derzeit nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

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