Deggendorf
Klares „Nein“ zu Staustufen-Plänen
21. Januar 2013, 9:11 Uhr aktualisiert am 21. Januar 2013, 9:11 Uhr
Der Marktgemeinderat Hengersberg fordert die bayerische Staatsregierung auf, die Ausbauvariante C 2,80 der Donau abzulehnen und den Schutz für ein 100-jähriges Hochwasser schnellstmöglich umzusetzen. Eine entsprechende Petition wurde auf den Weg gebracht.
Der Markt lehnt den Ausbau nach Planungsvariante C 2,80 nicht zuletzt deshalb ab, weil er unkalkulierbare Folgeschäden mit sich brächte. Es sei zweifelsfrei erwiesen und wurde auch vom Bayerischen Umweltministerium bestätigt, dass ein Staustufenausbau einen Grundwasseranstieg zur Folge hätte, so die Argumentation. Dadurch seien Folgeschäden zu erwarten.
Hengersberg betreibt mit der Nachbargemeinde Niederalteich eine gemeinsame Abwasserbeseitigungsanlage. Die Kanäle liegen derzeit nicht im Grundwasser. Durch einen Grundwasseranstieg werden einige Kanäle jedoch im Grundwasser liegen. Dadurch wird bei Undichtigkeiten der Kanäle Grundwasser in das Kanalnetz eindringen. Dieses Grundwasser würde über die Kanäle der Kläranlage zugeführt. Dort würde es die Kläranlage durchlaufen.
"Hochwasserschutz muss Priorität haben"
Derzeit hat Hengersberg diese Situation etwa zwei Tage nach einem Donau-Hochwasser. Mit Ablauf des Hochwassers ist die Situation derzeit sofort wieder erledigt. Sollte der Grundwasserspiegel jedoch dauerhaft ansteigen, müssten die Kanäle wasserdicht nachgerüstet werden. Dies würde Kosten von bis zu einer Million Euro verursachen. Die Gemeinderäte fragen sich, wer die Kosten für eine Abwasserkanalsanierung tragen soll, die durch eine Staustufe ausgelöst ist. Für Kanäle im Grundwasserbereich gelten wesentlich strengere Auflagen als für Kanäle oberhalb des Grundwassers.
Als zweiter Punkt wird die Kläranlage beschrieben. Diese liegt etwa einen Kilometer oberhalb der geplanten Staustufe Aicha. Derzeit läuft das gereinigte Wasser frei fließend in die Donau ab. Wenn die Staustufe das Wasser der Donau anstaut, müsste das gesamte Abwasser von 10 000 Einwohnern in die Donau gepumpt werden. Dabei ist mit erheblichen dauerhaften Pumpkosten zu rechnen.
Durch die geplanten Spundwände im Donaudamm rechnet der Markt mit veränderten Grundwasserverhältnissen.
Würden einige Fischarten aussterben?
Durch diese würden sich sämtliche Gebäude im Ortsteil Altenufer und in Niederalteich mit anderen Grundwasserständen befassen müssen. Hengersberg rechnet mit vernässten Kellern, die Gebäudeschäden verursachen. Ein Ansteigen des Grundwassers durch ein Donau-Hochwasser für ein paar Tage ist unproblematisch. Wie sich das Dauergrundwasser auf die Gründungen der Gebäude auswirkt, werde man wohl erst in einigen Jahrzehnten genau wissen.
Die freifließende Donau sei derzeit eines der schönsten Naherholungsgebiete für die einheimische Bevölkerung, so die Begründung des Marktes weiter. Der Fischereiverein weist darauf hin, dass einige strömungsliebende Fischarten, die nur noch dort vorkommen, durch eine Staustufe aussterben werden.
Der Hochwasserschutz soll schnellstmöglich umgesetzt werden. Hengersberg hat von 4 500 Arbeitsplätzen etwa 3 000 im Überschwemmungsgebiet der Donau.
Wunsch: Ausbau so sanft wie möglich
Bei vielen Stauwehr-Projekten, wie etwa des Brombach-Speichersees (Sinzing im Landkreis Regensburg), kam es in der Vergangenheit trotz vorangehender Untersuchungen zu unvorhergesehenem Grundwasseranstieg mit hohen Folgeschäden. Die Voraussetzungen bei diesen Projekten waren vergleichbar, so die Vertreter des Marktes.
Hengersberg wünscht sich den Ausbau so sanft wie möglich, oder gar die "Null-Variante". Gemeinderat Ewald Strasser sprach an, dass die Variante A einen "umweltzerstörerischen Eindruck" hinterlassen könne. Nicht die Donau solle sich den Schiffen anpassen, sondern die Schiffe sollten sich dem Fluss anpassen.