Für den Frieden
Zeitlos und am Puls der Zeit: Der Deggendorfer Donaukalender
17. November 2024, 17:50 Uhr
Ihre Tochter, sagt Dr. Caterina Birnberger, hält ihn als Erinnerungsstück an ihr Zuhause in Ehren. Ihr Sohn dagegen will den Donaukalender, jährlich aufgelegt von den "Freundinnen der Donau", inzwischen eigentlich nicht mehr haben. "Der Nagel hängt noch an der Wand", habe er ihr vor Kurzem vielsagend erklärt. "Na, dann schicke ich dir die neue Ausgabe für 2025", habe sie prompt entgegnet.
28 Jahre ist die Erfindung des Donaukalenders her. "Er sieht noch genauso aus wie früher", konstatiert Birnberger als eine der "Mütter" des bildreichen und -schönen Werks. Will heißen: Das Layout ist über die Jahre hinweg gleich geblieben. Ein Großteil der Mitwirkenden ist schon ewig dabei. Und bis heute werden die zwölf Postkarten, die den Kalender eindrucksvoll bebildern, von Hand eingesteckt.
"Eigentlich ist er altmodisch", sagt Birnberger selbstkritisch. Aber ebenso wie die anderen "Freundinnen der Donau", die den Kalender Ende der 90er Jahre als Zeichen des Zusammenhalts im Kampf für den frei fließenden Fluss auf die Welt gebracht haben, tut sie sich schwer, dem Kult-Objekt ein neues Gesicht zu geben. Vielleicht, weil der liebevoll zusammengestellte und gestaltete Hängekalender mit Spiralbindung ein Stück Beständigkeit in unbeständiger Zeit darstellt. Weil er daran erinnert, wie sich vor dem Hintergrund der Bedrohung der "Strömenden" - Anm. d. Red.: In den 90er Jahren war der staustufengestützte Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen geplant - Menschen und Gruppierungen aller Art zusammengetan haben. Landwirte und Naturschützer, Gemeinden und kirchliche Organisationen, Junge, Alte oder eben die "Freundinnen der Donau" - sie alle sprachen mit einer Stimme.
Trennendes überwinden - sich versöhnen
Warum das heute kaum noch vorstellbar ist? - "Beim Donaufest in Niederalteich hat heuer die Bundesumweltministerin Steffi Lemke gesprochen", erinnert sich Birnberger. Es gebe so viele Menschen, die die Umwelt schützen wollen. Ihre sozialen Unterschiede aber seien so groß, dass sie sich nur streiten, habe Lemke gesagt. Birnberger hat sich das gemerkt und viel darüber nachgedacht. "Wenn wir wollen, dass uns die Erde - beziehungsweise wir der Erde - erhalten bleiben, werden wir Trennendes überwinden müssen", ist sie überzeugt.
Versöhnung. Das Wort, das ihr in diesem Zusammenhang in den Kopf gekommen ist. Dort hat es sich festgesetzt und dazu geführt, dass die Versöhnung und der Frieden Motto des diesjährigen Donaukalenders sind. Die Klammer zwischen beidem, dem Frieden und der Donau? - "Nach wie vor lädt der Ökumenische Aktionskreis einmal im Monat in Niederalteich zum Donaugebet ein", sagt Birnberger. Angesichts der Kriege und Krisen in der Welt seien viele dieser Donaugebete in letzter Zeit Friedensgebete gewesen. Von daher der Gedanke: "Wenn jeder, der an einem Donaugebet teilnimmt, sich mit einem Menschen versöhnen würde, mit dem er im Clinch liegt, ergäbe sich ein kraftvoller Energiestrom, der sich am Ende gemeinsam mit der Donau und ihren Nebenflüssen ins Schwarze Meer ergießen würde...
Selbstbeschränkung - uns selbst zuliebe
Den "Frieden mit der Natur" mahnt indes der BN-Kreisvorsitzende Georg Kestel im Donaukalender 2025 an. Die Grenze der Nachhaltigkeit sei seit Jahren eindeutig überschritten, schreibt er in seinem Begleitwort. Die Überlastung treffe zuerst unsere Umwelt, zunehmend aber auch uns selbst. "Zweimal mussten wir in Europa im Jahr 2024 verheerende, großflächige Überschwemmungen mit Milliardenschäden hinnehmen, ebenso wie verheerende Waldbrände." Die zunehmende technische Beherrschbarkeit der Natur müsse daher mit sehr viel mehr Nachdenken über die Folgen und mit sehr viel mehr Selbst-Beschränkung einhergehen - analog zum Motto aus der Diskussion zum Donauausbau: "Nicht den Fluss an die Schiffe anpassen, sondern die Schiffe an den Fluss!"
Selbstbeschränkung im Interesse des eigenen Überlebens - daran glaubt auch Mirjam Sigl, Vorsitzende der "Freundinnen der Donau" und zugleich die Jüngste von ihnen. "Als ich gemeinsam mit ihrer Mutter Monika Vogl vor fast 30 Jahren die ersten Donaukalender gestaltet habe, war sie noch ein Kind", erinnert sich Caterina Birnberger. Damals Nachbarin der inzwischen verstorbenen "Freundin" Rosa Hirschenauer habe Sigl von der legendären LVHS-Küchenchefin das Kochen gelernt.
Auch dank ihr und ihrer eigenen Mutter sei Sigl am Donaukalender nicht vorbeigekommen, sei sozusagen in ihn "hineingewachsen". Und ihm bis heute treu. "Mirjam hat einen guten Blick bei der Auswahl der Fotos. Und sie ist unsere Frau für IT und Technik", betont Birnberger. Dass Mirjam den "altmodischen Kalender" gern ein bisserl modernisieren würde, kann sie von daher gut verstehen. Doch die "Mütter und Großmütter" des Kalenderwerks hätten sich zumindest dieses Mal noch durchgesetzt.
Ob der Donaukalender ein Ewigkeitsprodukt im immer gleichen Gewand sein wird? - Birnberger schmunzelt. Die "Freundinnen der Donau", ist sie sicher, werden sich deshalb gewiss nicht überwerfen.
Der Donaukalender 2025 "Strom des Friedens und der Versöhnung" ist unter anderem bei Bücher Pustet in Deggendorf, im Klosterladen Niederalteich und im Weltladen im Frauenzentrum in Deggendorf erhältlich. Telefonisch kann er unter der Nummer 0991/3790850 bestellt werden, per E-Mail unter info@freundinnenderdonau.de. Der Erlös kommt wie immer einem caritativen Zweck zugute.