Nach Öl-Unfall im September
So ist die aktuelle Lage am Plattlinger Mühlbach
11. November 2022, 16:46 Uhr aktualisiert am 11. November 2022, 16:46 Uhr
Bereits Ende September war es auf dem Gelände der Tierkörperbeseitigungsanlage (TBA) in Plattling zu einem Leck in einer unterirdischen Ölleitung gekommen. Dies führte dazu, dass weit über 50.000 Liter Öl ins Erdreich sickerten und in den an der TBA vorbeifließenden Mühlbach gelangt sind. Immer wieder konnte sich der Ölfilm, trotz schnell durch verschiedene Feuerwehren installierte Ölsperren, weiter ausbreiten.
Nachdem die ersten Wochen ganz unter dem Eindruck von Sofortmaßnahmen standen, die im Wesentlichen zwischen dem Gutachter vor Ort Dr. Eiberweiser, dem Wasserwirtschaftsamt (WWA) vertreten durch Rainer König und dem Landratsamt Deggendorf laufend abgestimmt wurden, hat mittlerweile für die weitere Sanierung das Fachbüro Nickol und Partner die Arbeiten aufgenommen.
Für die Projektverantwortlichen Peter Nickol, Rainer Sommerkorn und Lukas Monz, gehört die gutachterliche Begleitung zur Sanierung von Ölschäden fast zum Tagesgeschäft. Sicherung des Mühlbaches "Unser erstes Hauptaugenmerk lag auf der Sicherung des Mühlbachs, durch die vorgenommene Spundung in Verbindung mit der Öl-Absaugung aus den auffälligen Schürfen sind derzeit keine Öleintritte aus dem Uferbereich mehr festzustellen", erklärt Dr. Eiberweiser. "Allerdings können die freigewordenen, teilweise noch im Unterlauf an den Ufern festgesetzten Reste immer wieder in sehr geringem Umfang mobilisiert werden bis der biologische Abbau erfolgt ist."
Erfolgreiche Sicherungsmaßnahmen
Bisherige Sicherungsmaßnahmen waren erfolgreich. Auf dem Betriebsgelände wurden außerdem provisorische Brunnen errichtet, aus denen mittels Spezialpumpen Öl abgepumpt wird. Vor allem diese mittels Membranpumpen erfolgende Absaugung durch die seit Ende Oktober eingeschaltete Spezialfirma Bauer Umwelt hat dabei zu einer deutlichen Verbesserung geführt.
"Aus unserer Sicht sind die getroffenen Sofortmaßnahmen entschieden und erfolgreich durchgeführt worden", sagt Peter Nickol. "Jetzt gilt es mögliche weitere Schäden durch zielgerichtete Sanierungsschritte zu unterbinden", ergänzt Lukas Monz.
Kontrolle des Grundwassers
In die Zukunft gerichtete Sicherungsmaßnahmen zum Schutz des Grundwassers: Dazu werden aktuell sogenannte Sanierungsbrunnen gebohrt. In diesen erfolgt eine lokale Grundwasserabsenkung, so dass das aufschwimmende Heizöl den Brunnen zufließt und abgesaugt werden kann. Über den Einwirkkreis der Sanierungsbrunnen können dann die weiteren ergänzenden Sanierungsschritte ermittelt werden.
"Neben der Sicherung des Mühlbachs liegt der Fokus des Wasserwirtschaftsamts darauf, negative Auswirkungen auf die Umgebung auszuschließen und den lokalen Grundwasserschaden quellenorientiert zu sanieren - eine engmaschige Kontrolle des Grundwassers im Abstrom des Schadens sei unerlässlich", führt Rainer König aus.
Dazu wurden in den letzten Wochen - zusätzlich zu den drei vorhandenen - vier weitere Grundwassermessstellen errichtet, die kontinuierlich überwacht werden.
Die Laborergebnisse sehen sehr positiv aus: Es konnten keine gelösten Kohlenwasserstoffe festgestellt werden, obwohl für die Untersuchungen höhere, weit über den normalen Stand hinausgehende, labortechnische Anforderungen gestellt wurden.
Diese Ergebnisse bestätigen auch die Erkenntnisse zur begrenzten Ausbreitung von Mineralölkohlenwasserstoffen, so dass für das Grundwasser im weiteren Abstrom der Schadensfläche und das angrenzende Trinkwasserschutzgebiet aus gutachterlicher Sicht keine Gefahr gesehen wird.
Unklare Auswirkungen auf den Fischbestand
"Sowohl vonseiten des Wasserwirtschaftsamtes als auch aus Gutachterseite können wir derzeit Entwarnung für das Grundwasser geben. Der Prozess des Monitorings und die weitere Sanierung werden allerdings noch lange Zeit fortgesetzt werden müssen, um dieses vorläufige Ergebnis auch dauerhaft bestätigen zu können", so sind sich Peter Nickol und König einig.
So werden auch die für die nächsten Wochen erwarteten Ergebnisse, ob der Schadensfall Auswirkungen auf den Fischbestand hat, zur weiteren Klärung beitragen.
"Für uns stellt die fachliche Expertise von Wasserwirtschaftsamt und Gutachtern die Leitlinie der weiteren Maßnahmen dar; die Minimierung der Umweltauswirkung hat dabei die höchste Priorität", zieht Werkleiter der Tierkörperbeseitigungsanlage Karl-Heinz Kellermann ein vorläufiges Fazit.
Austrittsstelle gefunden
"Zudem konnte die Leckagesuche erfolgreich abgeschlossen werden. Dabei wurden zwei circa vier bis fünf Millimeter große Löcher in der Rücklaufleitung festgestellt, die auf Korrosionsfolgen zurückgeführt werden", berichtet Werkleiter Kellermann. Die Suche wurde im Auftrag der Staatsanwaltschaft von der Polizei begleitet.