Betrachtungen einer Supermarkt-Szenerie. Das Auge läuft über das Band, erst über den eigenen Einkauf - oh Gott, du hast die Gurke vergessen, aber was tun? Holen? Flüchten? Vergessen? Umdrehen, auf die Schlange hinter einem starren: Vergessen! - und dann auf die stattliche Anschaffung des Kunden vor einem gucken. Eine verwunderliche Auswahl: Eine Packung Kippen, eine Drachenfrucht, eine Auswahl an Klatschzeitschriften ... heiliger Strohsack! Guter Herr, brauchen Sie Hilfe? Ist das ein Schrei nach Liebe? Zwölf verschiedene Klatschblätter liegen da auf seinem Band. Damit kann man einen ganzen Friseursalon einen Monat lang mit schlechter Unterhaltung bedienen. Ein Mann, so viel freiwillig gefälschtes Drama auf 500 Seiten? Unglaubwürdiger als jeder Rosamunde Pilcher Schmöker. Und was haben wir da? Reduzierter Streichkäse? Wegen Mindesthaltbarkeitsdatum? Da fällt mir ein Funfact ein, der noch unglaubwürdiger scheint als das ungewollte Rendezvous aus zwölf Klatschblättern und einer Drachenfrucht: Das Mindesthaltbarkeitsdatum hat nämlich kein Geringerer erfunden als 20er-Jahre-Mafia-Obergangster Al Capone. Dessen Nichte hatte saure Milch getrunken, bekam eine Lebensmittelvergiftung - und er setzte das Haltbarkeitsetikett durch. Und machte auch damit noch Moneten. Was für ein schlauer Milchbubi. Das Band rollt wieder. Okay, jetzt bin ich dran. Und ja: Ich weiß jetzt, dass die Gurke nicht das Einzige ist, was ich vergessen habe - der Geldbeutel liegt im Auto. Wo ist Al Capone, wenn man ihn wirklich mal brauchen würde?