Landau

Der "Staatsfeind Nr. 2": Martin Weiss (63) und sein ungewöhnliches Domizil unter der Isarbrücke


Martin Weiss (63), USA-Kritiker und Brückenbewohner. Viele Landauer haben ihn schon laufen sehen. (Foto: C. Eberl)

Martin Weiss (63), USA-Kritiker und Brückenbewohner. Viele Landauer haben ihn schon laufen sehen. (Foto: C. Eberl)

Von C. Eberl

Etwas laut ist diese "Wohnung", und etwas zugig. Dennoch, für Martin Weiss ist es der herrlichste Platz weit und breit. Der gebürtige Schotte, 63 Jahre alt, hat sich unter der Isarbrücke niedergelassen und lebt dort seit kurz vor Ostern. Wieder. Denn schon im letzten Jahr war der ungewöhnliche Mitbürger Gast an diesem Ort.

Er ist "unglücklicherweise" gebürtiger Schotte, sagt er selbst in englischer Sprache, durchmischt von vielen deutschen Wörtern. Computer? Hat er nicht! Television? Braucht er nicht! "The landscape is my television", sagt er und erzählt, dass ihm der nächtliche Sternenhimmel, aber auch der Anblick der Oberen Stadt mit der Kirche St. Maria "I can see the Turm" das Fernsehen ersetzt.

Zwei mal zwei Meter groß ist sein Matratzenlager, unterbaut mit Koffern, Lebensmitteln, den wichtigsten Artikeln, die man für ein Leben auf Wanderschaft braucht, einer Tüte voller Lebensmittel und jeder Menge Dokumente.

Ein Buch schreibt er, erzählt er. Der eine Teil besteht aus Cartoons, der andere erzählt in Briefen. Sein auserkorenes Thema sind die USA. Wenn er davon berichtet, hat man fast den Eindruck, er ist der Staatsfeind Nummer 2. Eine große Liebe für die Amerikaner und die Politik hegt er jedenfalls nicht. Sein Feindbild: George W. Bush. Und dann bekennt er sich als Verschwörungstheoretiker, erklärt Edward Snowden zu einem Vorbild und meint, 9/11 sei ein "Inside Job" gewesen, um einen Krieg vom Zaun zu brechen.

Martin mag die Niederbayern. Wo immer man im Leben auch hinkommt, "people are people", die Menschen sind halt so, wie sie sind. Aber hier sind sie katholisch, niemand will ihm was Böses, und mit seinen Nachbarn komme er auch gut klar.