Freude durch Helfen

Familie aus der Nähe von Landau kämpft gegen Armut und Mobbing

Leerer Tank, unbezahlbare Reparaturen und Mobbing durch Mitschüler, weil die Kinder keine Markenklamotten tragen: Für Familie Kellermeier aus der Nähe von Landau ist das trauriger Alltag


Das Geld reicht nicht zum Überleben: Wenn dann auch noch unvorhergesehene Kosten dazu kommen, wird es schwierig. Kürzlich ging unter anderem der Geschirrspüler der Familie kaputt.

Das Geld reicht nicht zum Überleben: Wenn dann auch noch unvorhergesehene Kosten dazu kommen, wird es schwierig. Kürzlich ging unter anderem der Geschirrspüler der Familie kaputt.

Familie Kellermeier (Namen von der Redaktion geändert) aus der Nähe von Landau hat nur einen Wunsch zu Weihnachten: Dass es so schnell wie möglich wieder bergauf geht. "Wir versuchen, den Kindern ein schönes Fest zu bereiten - mit dem, was uns zur Verfügung steht", sagt Papa Stefan, 58 Jahre alt. Doch das ist nicht viel. Seine Frau Kathrin (47) stimmt ihm traurig zu.

Die Söhne Josef (14 Jahre) und Michael (acht Jahre) sind beim Gespräch nicht dabei. Kathrin und Stefan wollen nicht, dass die Kinder hören, wenn sie von ihrer aktuellen finanziellen Situation sprechen. Der Familienvater ist seit einigen Monaten zu Hause. In der Vergangenheit hatte der gelernte Trockenbauer immer wieder gesundheitliche Probleme, wurde bereits 13 Mal an der Hand operiert und verletzte sich an der Schulter.

Durch einen Luftzug wurde die Badtüre zugeschlagen. Eine Reparatur war bisher nicht drin. Zu teuer!

Durch einen Luftzug wurde die Badtüre zugeschlagen. Eine Reparatur war bisher nicht drin. Zu teuer!

Ab 2017 arbeitete er für ein Fahrunternehmen. "Ich habe in Teilzeit Kinder mit Hörschädigung gefahren", erzählt er. Das machte ihm sehr viel Spaß. Doch nach einem Herzinfarkt und einer OP an der Halswirbelsäule mit teilweiser Versteifung scheint es so gut wie unmöglich, dass er wieder einer geregelten Tätigkeit nachgehen kann. Gleichzeitig wurde ihm eine Erwerbsminderungsrente aber bisher verweigert, obwohl gesundheitliche Gutachten etwas anderes sagen. "Da sind wir aktuell beim Widerspruch des Widerspruchs vom Amt", beschreibt er die bürokratischen Hürden. Im Januar bekommt der 58-Jährige vier Stents, also medizinische Implantate aus Metall, die in Gefäße des Herzens gesetzt werden - dann ist ohnehin erst einmal Ruhe angesagt und nicht an arbeiten zu denken. "Und wegen meiner gesundheitlichen Vorgeschichte sind sowieso die meisten Arbeitgeber skeptisch", ergänzt er.

"Fallengelassen wie eine heiße Kartoffel"

Dabei hatte sich Familie Kellermeier, die zuvor im Raum Pfaffenhofen gewohnt hatte, so sehr auf den Umzug in die Gemeinde bei Landau gefreut und gehofft, dass alles anders wird. Ein Bekannter hatte ihnen dort Arbeit und ein Auto zugesichert. Die Familie sah darin eine Chance, finanziell wieder auf die Beine zu kommen. Doch dann kam alles anders. "Der Mann hat uns fallengelassen wie eine heiße Kartoffel", sagt Kathrin. Der 47-Jährigen macht die aktuelle Situation schwer zu schaffen. Ihre Ängste und depressiven Störungen haben sich in letzter Zeit wieder verschlechtert. Oft bekommt sie richtige Panikattacken, vor allem, wenn es finanziell mal wieder mau aussieht.

Die Miete für ihr kleines Häuschen bekommen die Kellermeiers zwar bezahlt und auch Bürgergeld beziehen sie. Doch das reicht hinten und vorne nicht aus. Strom-, Wasser und Heizkosten, Telefonrechnung, die Versicherung für ihr über 20 Jahre altes Auto, Kleidung und Schuhe für die Kinder, Hygieneartikel und natürlich Lebensmittel - es ist jeden Monat wieder ein Kampf. "Obwohl wir jeden Euro 20 Mal umdrehen, es reicht einfach nicht", beschreibt Mama Kathrin die Ohnmacht, mit der die Familie tagtäglich zu kämpfen hat. Die Medikamente, die sie und ihr Mann monatlich benötigen, erstattet zwar die Krankenkasse, doch erst am Ende jedes Jahres, so dass die beiden pro Monat noch einmal bis zu 60 Euro an Zuzahlungen vorschießen müssen. An den letzten zwei Wochen im Monat, wenn alles irgendwie noch verfügbare Geld trotz aller Sparsamkeit aufgebraucht ist, sind ihre Ängste besonders groß - und die Stimmung in der Familie auf dem Tiefpunkt.

"Gerade Lebensmittel sind so teuer geworden", sagt Vater Stefan. Mit 50 oder vielleicht 100 Euro komme eine vierköpfige Familie heute nicht mehr weit. "Da lachen dich im Geschäft die Regale aus", stimmt ihm Kathrin zu. Gesetzt den seltenen Fall, dass doch mal ein paar Euro überbleiben, wird das Geld für die Kinder auf die Seite gelegt. "Wir Erwachsenen können uns da zurücknehmen", sind sich Stefan und Kathrin einig. Aber zumindest die Kinder sollten nicht auf alles verzichten müssen.

Sohn wegen Klamotten gemobbt und geschlagen

Sohn Josef will mit seinen 14 Jahren zumindest ab und zu wie jeder andere Jugendliche mit seinen Freunden Eisessen oder ins Kino gehen. Oft genug müssen Papa und Mama Kellermeier ihm diesen Wunsch verwehren. Überhaupt ist es für die Buben schwierig, mit den anderen mitzuhalten. Josef, der mit den Markenklamotten seiner Mitschüler nicht konkurrieren kann, werde von Jugendlichen regelmäßig gemobbt - einmal sei er sogar schon geschlagen worden, berichten die Eltern. Sogar hier sind ihnen die Hände gebunden. Ihn morgens mit dem Auto von der Heimatgemeinde nach Landau zu fahren und mittags wieder abzuholen, um ihm Konfrontationen während der längeren Busfahrt zu ersparen, ist nicht drin. Der Sprit wäre zu teuer. Es kommt ohnehin nicht selten vor, dass kein Tropfen Benzin mehr im Tank ist oder das alte Auto mal wieder streikt. Zuletzt war es zwei Mal in der Werkstatt und röhrt jetzt beim Anlassen schon wieder so laut, dass Papa Stefan das Schlimmste befürchtet.

"Wenn es kommt, dann kommt es knüppeldick", sagen die Kellermeiers und erzählen, dass auch der Geschirrspüler erst kürzlich kaputt gegangen sei. Solche außerplanmäßigen Ausgaben sind es, die die ohnehin schon schwierige Situation der Familie noch einmal verstärken.

Mit einer Spende Gutes für die Familie tun

Sie können mit einer Spende im Rahmen unserer Aktion "Freude durch Helfen" Gutes tun. Dann könnten Tankgutscheine erworben, eine neue Geschirrspülmaschine angeschafft und für Josef ein Bett gekauft werden. "Und vielleicht geht sich ja noch ein Besuch im Bayernpark aus", sagen die Kellermeiers traurig. Der letzte Ausflug ist eine halbe Ewigkeit her - und es würde den Vieren sicher guttun, bei ein paar unbeschwerten Stunden auf andere Gedanken zu kommen. Das Weihnachtsfest wäre für sie dann schon wieder ein Stück weit mehr ein Fest der Hoffnung.