Dingolfing
Flugzeugabsturz - Polizei ermittelt in alle Richtungen
6. Juli 2012, 10:11 Uhr aktualisiert am 6. Juli 2012, 10:11 Uhr
Es ist das bisher schwerste Unglück in der Geschichte des Dingolfinger Luftsportvereins: Beim Absturz eines Ultraleichtflugzeugs starben am Mittwochabend nahe des Vereinsgeländes zwei Menschen.
Bei den Verunglückten handelt es sich um den 24-jährigen Piloten und seine 47-jährige Mutter. Beide waren auf der Stelle tot. Mutter und Sohn stammen aus Kröning. Erst seit Ende vergangenen Jahres war der junge Mann Mitglied im Dingolfinger Luftsportverein (LSV). Er war auch beim heurigen Flugplatzfest geflogen. Seine Flugprüfung hatte er im März vergangenen Jahres in Landshut abgelegt.
Das Unglück passierte gegen 17.45 Uhr. Etwa 200 Meter nach dem Start vom Sportflugplatz Dingolfing stürzte das Ultraleichtflugzeug vom Typ "Sun Wheel" aus etwa 50 Metern Höhe in ein Weizenfeld. "Man hatte kurz nach dem Start den Eindruck, dass das Flugzeug zu langsam wird", berichtete gestern Zweiter LSV-Vorstand Engelbert Klofat. Er war, wie auch alle anderen Vorstandsmitglieder zu diesem Zeitpunkt auf dem Vereinsgelände. Dann sei der Flieger nach rechts geschwenkt und nahezu senkrecht zu Boden gestürzt. Er sei sofort in Flammen aufgegangen.
Die auf dem Flugplatzgelände anwesenden Personen seien sofort mit Handfeuerlöschern an die Absturzstelle geeilt, berichtete Klofat weiter.
Rasch trafen je ein Löschzug der Feuerwehr Dingolfing und der Feuerwehr Sossau am Unglücksort ein. Während Dingolfing auf der Flugplatzzufahrt anfuhr, näherte sich Sossau über die Autobahnbrücke. Die verschiedenen Zufahrtswege wurden deswegen gewählt, nachdem Notrufe mit dem Inhalt "Flugzeug in Vollbrand" nicht nur vom Flugplatz, sondern auch von Autofahrern auf der Autobahn gekommen waren, und die Absturzstelle deswegen zunächst nicht eindeutig lokalisierbar war.
Die beiden Wehren arbeiteten an der Unglücksstelle unter der Einsatzleitung von stellvertretendem Kommandanten Stefan Fischer. Ein Trupp war mit schwerem Atemschutz ausgerüstet. Das Feuer war rasch gelöscht. Insgesamt waren die Wehren Dingolfing und Sossau mit 43 Mann im Einsatz. Mit personeller Verstärkung aus umliegenden Dienststellen sperrte die Polizei die Absturzstelle weiträumig ab.
Von der Kreisbrandinspektion waren auch Kreisbrandrat Josef Kramhöller und die Kreisbrandmeister Reiner Gillig und Günther Meier anwesend. Vor Ort informierten sich über die Lage auch Landrat Heinrich Trapp und Bürgermeister Josef Pellkofer. Am Abend kamen Vater und Bruder der tödlich Verunglückten an die Absturzstelle.
In Absprache mit der Kriminalpolizei und zwei Gutachtern kam die Dingolfinger Wehr gegen 20.45 Uhr ein zweites Mal an die Unglücksstelle. Die Männer leuchteten die Absturzstelle aus und legte mit hydraulischem Rettungsgerät die Leichen frei. Mit einem Wechselladerfahrzeug verbrachten die Wehrmänner das Flugzeugwrack in eine Lagerhalle bei der Autobahnpolizei Wörth. Erst gegen 2 Uhr morgens konnte der Einsatz abgeschlossen werden.
Zur Unglückszeit war trockenes Wetter, der Himmel war leicht bewölkt, die Sicht war klar und es herrschte leichter Ostwind.
Die sachbearbeitende Kripo Landshut ermittelt hinsichtlich der Absturzursache in alle Richtungen. Möglicherweise war ein technischer Defekt schuld an dem Unfall, aber auch ein Pilotenfehler könne nicht ausgeschlossen werden, sagte ein Polizeisprecher. Im LSV hält man auch einen Strömungsabriss für möglich. Die gutachterliche Untersuchung dürfte längere Zeit in Anspruch nehmen.
Die Staatsanwaltschaft Landshut ordnete die Sicherstellung des Flugzeugs an. Außerdem veranlasste sie eine Obduktion der Leichen. Diese fand am gestrigen Spätnachmittag statt. Über deren Ergebnis berichtet der "DA" in der morgigen Ausgabe.
An der Unglücksstelle fanden sich am Mittwoch auch Boulevardjournalisten ein.
Der Absturz am Mittwoch ist mindestens der vierte Unfall in der 58-jährigen Geschichte des LSV Dingolfing. Zu Beginn der 80er Jahre war der junge Fluglehrer Peter Meier in den französischen Alpen tödlich verunglückt. In den 90er Jahren fiel ein Flugzeug auf den Boden, nachdem es nach dem Start erst wenige Meter Höhe erreicht hatte. Dabei wurde niemand verletzt.
Am 20. Juni 2010 missglückte bei einem verregneten Flugplatzfest der Start eines Motorseglers. Beim Notaufsetzen kippte die Maschine nach vorne, wobei sich die Schnauze in den Boden bohrte. Der Pilot blieb unverletzt.
Von Winfried Walter