Landkreis Landshut
Das "Bauhaus" ist Disco-Geschichte: Ein Trio erinnert sich
2. Januar 2014, 7:34 Uhr aktualisiert am 2. Januar 2014, 7:34 Uhr
Diskotheken sind für viele zwei verschiedene paar Schuhe. Für die einen ist eine Disco ein modernes, unpersönliches und steriles Statussymbol. Das heißt: Sehen und Gesehenwerden. Dabei möchten viele ein möglichst schickes und edles Bild abgeben - und dabei vor allem ihre eigene Herrlichkeit feiern. Und dann sind da noch die Discobesucher, für die ein Club zur Heimat wird. Ein Ort, an dem die Party im Vordergrund steht, dauerhafte Freundschaften geschlossen werden und an dem man sich keine Gedanken über sein Outfit machen muss. Das "Bauhaus" - und seine Gäste - kann guten Gewissens der zweiten Variante zugeordnet werden. Mit der vergangenen Silvesternacht ging nach über 40 Jahren "Bauhaus" eine Disco-Geschichte zu Ende.
Drei Männer, die diese Kultur gelebt und jahrelang mitgeprägt haben, erinnern sich gern an die Partys, die bis tief in die Eingeweide des Kollerbräu-Gebäudes hineinreichten. Es sind die DJs Kon Housman, Juri Kram und Charly Weinberger, die sich gern an den guten Geist des "Bauhauses" und an das Gemeinschaftsgefühl erinnern. Vor allem sei das "Bauhaus" in seiner Hochzeit - Mitte der 90er - ein Ort gewesen, der für viele eine zweite Heimat war. Das ungewöhnliche: Die Besuchertypen der Disco waren von ganz unterschiedlicher Natur. Yuppies, Techno- und Punkszene - bunt gemischt waren alle vertreten. Sogar für barfüßige Obdachlose bot das "Bauhaus" genügend Platz. "Trotz der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten sind dabei alle miteinander ausgekommen", sagt Housman, der das "Bauhaus" eine Zeit in Eigenregie führte. Und es hatte so gut wie immer geöffnet. "Wenn das ‚Bauhaus' zugemacht hat, wurde kurz aufgeräumt und gleich wieder aufgesperrt", sagt Kram, der als jugendlicher Gast und später als DJ mit seinem Kollegen Charly Weinberger und den Freuden der modernen Tanzmusik (FMT) den Laden bevölkerte.
"Ob Afterhour-Partys in der Sperrstunde, brennender Rum auf dem Tresen, Gratis-Pariser am Eingang, Piranhas in einem Aquarium oder nicht ganz astreine Poker-Turniere im Keller - das ‚Bauhaus' hatte durch seine vielen Verrücktheiten schon immer eine große Anziehungskraft gehabt", sagt Kram über die unterschiedlich gestalteten Etagen des Kollerbräu-Gebäudes. Nicht zu vergessen auch die ersten Schaumpartys, bei denen die Feuerwehr Löschschaum in die Hütte gepumpt hat. "Durch die vielen ungesicherten Kabel hatten die Gäste mit erheblichen Stromschlägen zu kämpfen", sagt Weinberger. Dabei sei das "Bauhaus" schon des Öfteren seinem finalem Ende sehr nahe gewesen. "Das war schon immer der Running Gag. Jedes Wochenende hieß es, das Bauhaus macht bald zu. Anfang der 80er war es eigentlich soweit."
Und es wäre wohl auch so gekommen, hätte nicht Inhaber Rudi Valentin die 70er-Kleinstadtdisco in einen New-Wave-Club umgewandelt und Geschäftsführer Udo Oberschelp den Laden mit Neon, Fliesen und mit einem in die Tanzfläche eingelassenen Brunnen ausgestattet. "Der Brunnen sah aus wie eine Toilettenschüssel", erinnert sich Weinberger. Doch mit dieser Ausstattung war der Club am Zahn der Zeit und wurde in der Party-Szene bis über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt.
1981 übernahm Oberschelp die Disco und gab dem "Bauhaus", damals hieß es noch "RV 365", seinen heutigen Namen. Zusätzlich führte er den Independent-Sound ein - um weg zu kommen von den klassischen Schunkel-Lokalen - und füllte damit eine bisherige Lücke auf dem örtlichen Diskotheken-Markt aus. "Ein Ort der Subkultur war geboren", sagt Housman.
Doch dem "Bauhaus" haftete auch ein zweifelhafter Ruf an. Jahrelang hieß es, die Disco sei der Drogenumschlagsplatz Nummer eins in der Stadt. Am 4. Dezember 2007 kam es schließlich zu einer großangelegten Polizeirazzia. "Da waren nur noch Polizisten auf der Tanzfläche", erinnert sich Housman.
Jetzt ist also im "Bauhaus" die letzte Partymesse gelesen. Vermissen werden die Drei ihren alten Stammladen nicht. "Das Bauhaus hatte, ähnlich wie bei Katzen, mehr als genug Leben. Es hat sein Letztes aufgebraucht", sagt Kram. Und auch Housman und Weinberger sind sich einig: "Damals war ja nicht der Laden gut, sondern du und deine Freunde waren gut drauf. Das, was wir immer wieder aus dem Laden herausgeholt haben, können wir heute nicht mehr herstellen", sagt Housman und Weinberger ergänzt: "Jeder Laden hat seine Zeit - und die vom Bauhaus ist einfach endgültig vorbei."