Landkreis Landshut
Der Poststreik nimmt kein Ende - Ver.di weitet seinen Arbeitskampf aus
16. Juni 2015, 19:01 Uhr aktualisiert am 16. Juni 2015, 19:01 Uhr
Erst streiken die Lokführer, dann die Erzieher, jetzt die Postmitarbeiter - die Arbeitskämpfe der vergangenen Wochen bekommen vor allem die Bürger zu spüren. Für die Streikenden ist das Verständnis mal mehr, mal weniger groß. Seit Dienstag vergangener Woche wird das Briefzentrum in Landshut von der Gewerkschaft Ver.di unbefristet bestreikt.
Die Folgen: Briefe und Pakete kommen teilweise später an. Am Montag ging der Arbeitskampf in die nächste Runde mit einer Streikversammlung vor dem Briefzentrum, an der sich laut Ver.di-Angaben rund 200 Mitarbeiter trotz strömenden Regens beteiligten.
Verdi-Bezirkssekretär Franz Zellner nahm ebenfalls an der Protestaktion in Landshut teil. Die Forderungen der Gewerkschaft: mehr Lohn und kürzere Arbeitszeiten.
Wichtigster Punkt bei den Verhandlungen mit der Post sind laut Zellner aber die regionalen Paketzustellungsgesellschaften des Konzerns. Die bei diesen Tochtergesellschaften beschäftigten Mitarbeiter würden nicht nach dem Haustarif der Post bezahlt, sondern nach dem der Speditionsbranche. "Wir wollen erreichen, dass sie tariflich unter das Dach der Post zurückkehren." In seiner Rede fand Zellner für die Personalpolitik der Post-Vorstandsmitglieder deutliche Worte: "Sie trinken heimlich Wein und predigen öffentlich Wasser !" Und: "Jetzt sind auch die Parteien und die Bundesregierung dazu aufgefordert, der verwerflichen Lohndrückerpolitik Einhalt zu gebieten." Zellner hofft auf ein baldiges Ende des Streiks, ist aber skeptisch: "Der Streik ist auch für uns kein Spaß. Die Post hat unser letztes Angebot aber abgelehnt, obwohl wir auf eine Lohnerhöhung verzichtet und eine Einmalzahlung für die Beschäftigten akzeptiert hätten."
In Landshut streiken laut Zellner rund 95 Prozent der Tarifkräfte. Er hofft, dass die Post bis Ende der Woche ein Einsehen hat, wenngleich es dafür bisher keine Anzeichen gebe. "Ein gut verdienendes Unternehmen mit einem gut verdienenden Vorstand kann nicht behaupten, dass die Kleinen zu viel verdienen." Von der Bevölkerung bekommt Ver.di laut Zellner viel Zuspruch; einige kleinere Firmen würden sich jedoch beschweren, weil sie ihre Rechnungen nicht verschicken könnten. "Bei der Post setzt sich damit niemand auseinander. Ich rate den Betroffenen, eine E-Mail an den Postvorstand zu schicken."
Von Seiten der Post wird der unbefristete Streik als unverhältnismäßig bezeichnet. Die Forderungen Ver.dis griffen zu kurz. Was die Auswirkungen des Streiks auf die Zustellung betrifft, spricht man bei der Post von ein bis zwei Tagen Verzögerung bei einem Teil der Sendungen. Postpressesprecher Dieter Nawarath: "Rund 85 Prozent der Briefe und 75 Prozent der Pakete können normal zugestellt werden." Auch Nawarath kann nicht einschätzen, wie lange sich der Streik noch zieht. "Ich hoffe, dass Ver.di bald wieder verhandlungsbreit ist. Für uns stellt sich gerade aber vor allem die Frage, wie viele Sendungen wir zustellen können." Die Post tue alles, um die Auswirkungen für die Kunden möglichst gering zu halten. "Wir setzen Mitarbeiter aus der Verwaltung und externe Dienstleister ein. Damit schaffen wir es, den Großteil der Sendungen normal auszuliefern."