Bauernregeln mal anders:
Diese PR-Kampagne sorgt für einen Sturm der Entrüstung
5. Februar 2017, 12:35 Uhr aktualisiert am 5. Februar 2017, 12:35 Uhr
Die guten alten Bauernregeln wurden insbesondere in ländlichen Regionen von Generation zu Generation weitergegeben und wurden längst zu einer Art Kulturgut. Jetzt verhagelt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) mit einer PR-Kampagne nicht nur den Landwirten die Stimmung, sondern auch einigen Politikern.
"Der April macht, was er will", "Ist Siebenschläfer nass, regnet's ohne Unterlass": Bauernregeln wie diese hat wohl jeder schon einmal gehört. Insbesondere in vorindustrieller Zeit dienten diese Regeln Landwirten als Orientierung. So weit, so gut. Jetzt macht sich aber ausgerechnet Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) daran, diese für einige "heilige Kuh" anzufassen und auf die Schippe zu nehmen. Dies geschieht freilich nicht ohne Grund, denn auch diese PR-Kampagne hat natürlich ein klares Ziel: es soll auf Missstände in der modernen Agrarwirtschaft hingewiesen werden.
Ihr Ministerium stellte daher elf komplett neue Bauernregeln auf, die bald schon auf Plakaten insgesamt 70 deutsche Städte zieren sollen. Beispiele gefällig? "Zu viel Dünger, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt" oder aber auch "Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein".
Man wisse, dass die intensive Landwirtschaft die Belastungsgrenzen von Böden und Natur viel zu oft überschreite, sagte Hendricks zur Begründung der Kampagne. Landwirtschaft habe nur dann eine Zukunft, wenn sie naturverträglich sei und Artenvielfalt, Klimaschutz und die Gesundheit der Menschen mitberücksichtige.
Aiwanger fordert sofortigen Stopp der Kampagne
Doch, noch bevor die Kampagne so richtig angelaufen ist, weht der Bundesumweltministerin bereits ein scharfer Wind entgegen. Erwartungsgemäß kommt der in erster Linie vom Deutschen Bauernverband. Diese Form der Bauernregeln seien eine "inhaltliche Bankrotterklärung", hieß es von Seiten des Bauernverbandes.
Unterstützung erhält der Bauernverband wenig überraschend auch vom Fraktionschef der Freien Wähler (FW), Hubert Aiwanger, seines Zeichens gelernter Landwirt: "Es ist unerträglich und beispiellos, dass ein Ministerium einen ganzen Berufsstand verhöhnt und an den Pranger stellt, indem die Landwirte als Tierquäler dargestellt werden." Aiwanger weiter: "Ich erwarte von der SPD und von der Bundesregierung, dass diese Beleidigungen des Berufsstandes, der unsere Bevölkerung ernährt, sofort gestoppt werden. Es ist erschütternd, dass die Bundeskanzlerin ein solches Treiben einer Ministerin duldet."
Ins selbe Horn stößt auch Agrarminister Christian Schmidt (CSU). Er fordert "ein sofortiges Ende der Kampagne". Darüber hinaus solle sich Hendricks bei den Bäuerinnen und Bauern "für den ihnen entstandenen Schaden" öffentlich entschuldigen.