Landkreis Landshut
Entspannt wie nie
16. Januar 2019, 18:33 Uhr aktualisiert am 16. Januar 2019, 18:33 Uhr
Beim dritten Mal hat's dann endlich geklappt. Der erste Kontaktversuch scheiterte am schlechten Empfang irgendwo im Grenzgebiet, der zweite an einer Terminüberschneidung. Schließlich hat sich zwischen zwei Trainingseinheiten doch noch die Gelegenheit für ein Telefonat gefunden. Und in dem gibt sich Anna Schaffelhuber betont gelassen. Ab Montag steigt bis zum 1. Februar im slowenischen Kranjska Gora sowie im italienischen Sella Nevea die Para-Weltmeisterschaft im Ski alpin. Die querschnittgelähmte Monoskifahrerin, die übrigens während der Titelkämpfe am 26. Januar ihren 26. Geburtstag feiert, startet bei den Rennen mal wieder als große Favoritin - und sagt: "Die Vorfreude ist riesig. Ich verspüre überhaupt keinen Druck und bin entspannt wie noch nie zuvor in meiner Karriere."
Was eventuell auch mit genau eben dieser zusammenhängt. Denn in ihrer Laufbahn hat die gebürtige Regensburgerin so ziemlich alles gewonnen, was es in ihrem Sport zu gewinnen gibt. Auszug aus der Erfolgsliste gefällig? Kein Problem: fünf mal Gold bei den Paralympics 2014 in Sotschi, zweimal Gold und einmal Silber 2018 in Pyeongchang, Bronze 2010 in Vancouver. Und bei Weltmeisterschaften hat Schaffelhuber seit 2011 ebenfalls 19 Medaillen eingeheimst und dabei in jeder Einzeldisziplin mindestens einmal ganz oben am Stockerl gestanden. Dass diese Frau also keinen Druck verspürt - kann man verstehen.
Viel naheliegender ist da schon die Frage: Wie kann man sich bei derartigen Erfolgen immer wieder neu motivieren? "Das ist in der Tat oft extrem anstrengend", gesteht die 25-Jährige: "Aber man kann das schon steuern. Ich trainiere etwa mit einer Männermannschaft, da ist die sportliche Herausforderung noch einmal etwas anderes."
Stichwort sportliche Herausforderung: Anna Schaffelhubers langjährige Konkurrentin Claudia Lösch wird bei der WM fehlen. Die Österreicherin hat ihre Karriere vor der Saison beendet. "Ich kenne sie, seit ich fünf Jahre alt war und wir haben uns viele spannende Duelle geliefert. Es ist komisch, dass sie nicht mehr dabei ist", sagt Schaffelhuber. Ihre stärksten Gegnerinnen nun: die Japanerin Momoka Muraoka und Teamkollegin Anna-Lena Forster. Für Schaffelhuber und das deutsche Team, dem nach dem Ausfall von Noemi Ristau (verletzt) nur noch sechs Aktive angehören, ist es nach wenigen Vergleichsmöglichkeiten im Wettkampf in dieser Saison ohnehin eine Reise ins Ungewisse. "Das mag ich nicht, wenn man nicht recht weiß, wo man steht. Mit den drei Rennen kann ich aber sehr zufrieden sein", bilanziert Schaffelhuber nach zwei Siegen im Riesenslalom und Rang zwei im Slalom.
Gute Platzierungen, am besten ein paar WM-Titel, sollen natürlich wieder herausspringen nach dreimal Gold und zweimal Silber bei der WM 2017 in Tarvisio. "Wichtig wird, dass der Start gelingt", betont die gebürtige Regensburgerin. Nach der WM wird sie die Saison bereits beenden. Denn dann stehen schon ab März ganz andere, aber mindestens genauso wichtige Dinge auf der Agenda. Als da wären Uni-Abschluss (Lehramt), Hochzeit, Referendariat, Hausbau. Klingt gut, und ist mit der aktuellen Entspanntheit bestimmt zu meistern.
Jetzt weiterlesen mit
- alle Artikel auf idowa.de in voller Länge und deutlich weniger Werbung
- als Abonnent unterstützen Sie Journalismus in Ihrer Region
- einen Monat für 0,99 Euro testen, danach 9,90 Euro im Monat