Landkreis Landshut
Flüchtlingsfamilie findet nach Monaten ihr vermisstes Kind: nur die Sprache trennt sie noch
11. Juli 2014, 7:29 Uhr aktualisiert am 11. Juli 2014, 7:29 Uhr
Auf der Flucht von Afghanistan nach Deutschland ist der achtjährige Amir vor anderthalb Jahren in Griechenland gewaltsam von seiner Familie getrennt worden. Monatelang wusste seine Mutter nicht, ob ihr Sohn überhaupt noch am Leben war, bis sie erfuhr, dass er bei einer italienischen Pflegefamilie ist.
Der kleine Amir und sein dreijähriger Halbbruder Baseer verstehen sich ohne Worte, denn Amir spricht weder seine Muttersprache Farsi noch Paschtun. Auch Deutsch versteht er nicht. Amir spricht nur Italienisch. Seine Mutter und sein Stiefvater versuchen, ihm jetzt ihre Sprachen beizubringen.
Doch bevor sie jetzt mit ihm die Sprachen lernen, mussten sie ihn erst finden. Die Flüchlingsberaterin Annette Zebrala schaltete damals den Suchdienst des Roten Kreuzes ein, der in Deutschland aber keinen Amir ausfindig machen konnte. Über afghanische Bekannte erhielten die Ameers schließlich den Hinweis, dass der Bub sich in Venedig aufhalte. Zebrala nahm mit einem Foto und der Geburtsurkunde Amirs Kontakt zu den italienische Behörden auf und erfuhr, dass der Junge in einer Pflegefamilie in Venedig lebt. "Das italienische Jugendamt teilte mir mit, dass er, wenn nicht schnell etwas passieren würde, zur Adoption freigegeben würde." Da eine Familienzusammenführung aber nur mit einem Asylantrag möglich ist, musste für Amir in Italien erst einmal ein Asylantrag gestellt werden.
Vor zehn Wochen konnte die Mutter nach anderthalb Jahren zum ersten Mal wieder Kontakt zu ihrem Sohn aufnehmen - über Skype. Vor zehn Tagen war es dann so weit. Zusammen mit einem Betreuer aus Venedig und seiner Pflegemutter kam Amir am Münchner Flughafen an. Dort erwartete ihn seine Familie.
Sobald Amir besser Deutsch spricht, soll er in Geisenhausen zur Schule gehen.