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Maxi Wagner: Fußballprofi? Mehr als nur ein Traum


Sehr bewusst entschied sich Maximilian Wagner 2018 für einen Wechsel zum VfB Stuttgart. Dort ist der Stürmer aus Oberroning in der U17-Mannschaft fester Bestandteil.

Sehr bewusst entschied sich Maximilian Wagner 2018 für einen Wechsel zum VfB Stuttgart. Dort ist der Stürmer aus Oberroning in der U17-Mannschaft fester Bestandteil.

Maxi Wagner (16) hatte schon als Kind den großen Traum, Fußballprofi zu werden. Diesen verfolgt der Stürmer aus Niederbayern aktuell beim VfB Stuttgart, wo sie sehr zufrieden mit seiner Entwicklung sind, und in der Nachwuchsnationalmannschaft.

Als Maxi Wagner gerade sieben oder acht Jahre alt war, da stand er im Deutschland-Trikot zu Hause und streckte einen Pokal in die Höhe. "Er hat damals gesagt, er will eines Tages mit Deutschland Weltmeister werden", erinnert sich Dennis Wagner. Die Eltern, Vater Dennis und Mutter Katja, haben das damals als einen Traum abgetan, den eben jeder kleine Bub wohl hat. Doch für den kleinen Maxi war es immer mehr als ein einfacher Kindheitstraum. Für ihn war immer klar: Ich möchte mein Hobby Fußball zu meinem Beruf machen.

Diesem Traum ist der seit kurzem 16-Jährige in den vergangenen Jahren Stück für Stück näher gekommen und befindet sich auf einem guten Weg, um ihn in den nächsten Jahren wahr werden lassen zu können. Als jüngerer Jahrgang spielt der aus Oberroning im Landkreis Landshut stammende Fußballer in der U17-Mannschaft des VfB Stuttgart. Zudem ist er für die U16-Nationalmannschaft Deutschlands im Einsatz. Anfang Februar war er mit den DFB-Junioren erst in Portugal, um sich mit den Niederlanden, Kolumbien und Portugal zu messen. Zwei Niederlagen und ein Sieg standen zu Buche, Wagner durfte einmal von Beginn an ran und wurde zweimal eingewechselt. Man habe beim Turnier gemerkt, "dass wir in den Spielen an unsere Grenzen gekommen sind. Von daher war es ein gutes Turnier für uns, denn wir müssen dran bleiben", sagte Nationaltrainer Michael Prus.

Erstes DFB-Tor: Wagner "konnte es nicht glauben"

Für Maxi Wagner sind die Einsätze für den DFB immer etwas ganz Besonderes. Er kann sich noch sehr gut an seinen ersten Einsatz im Nationaltrikot erinnern. Das war für die U15-Mannschaft im Mai des vergangenen Jahres. Als "eines der besten Erlebnisse bislang in meinem Leben", beschreibt er das. Es sei ein unglaubliches Gefühl, für Deutschland auf dem Platz stehen zu dürfen. Ebenso gerne erinnert er sich an sein erstes Länderspieltor im vergangenen September für die U16-Nationalmannschaft. Gegen Österreich wurde er rund zehn Minuten vor dem Ende eingewechselt, es stand 1:1. Erst eine Minute stand er auf dem Feld, als Samuel Bamba von Borussia Dortmund von rechts eine Flanke in den Strafraum schlug. Wagner hielt seinen Fuß hin - und der Ball schlug ein. "Ich konnte es erst nicht glauben", erzählt er mit einem Strahlen in den Augen.

Beim U16-Länderspiel in Bogen gegen Tschechien trug Maxi Wagner die Kapitänsbinde. (Foto: fotostyle-schindler.de)

Beim U16-Länderspiel in Bogen gegen Tschechien trug Maxi Wagner die Kapitänsbinde. (Foto: fotostyle-schindler.de)

Wagner gehört aktuell zum festen Stamm der Nationalmannschaft. Auch beim Länderspiel gegen Tschechien im November in Bogen war er dabei. Für den Niederbayern quasi ein Heimspiel, viele Bekannte waren mit dabei. Und Wagner durfte seine Mannschaft vor über 2.500 Zuschauern als Kapitän aufs Feld führen. "Die Nationalmannschaft vor so vielen Leuten als Kapitän anzuführen, das war ein unglaubliches Gefühl, das werde ich so schnell nicht vergessen", sagt er. Rund ums Spiel in Bogen bekam Wagner auch viel Lob von Nationaltrainer Prus: "Maximilian ist ein extrem schneller Spieler, der sich im Strafraum immer wieder selbst Chancen erarbeitet. Er hat einen guten Abschluss, ein gutes Kopfballspiel, man kann aber auch gut mit ihm kombinieren. Ich finde, dass er sich aktuell auf einem guten Weg befindet."

Viele Möglichkeiten: Wagner spielt sich in den Fokus

Sein Weg hat ihn vor eineinhalb Jahren nach Stuttgart geführt. Aufgewachsen ist er in einer fußballverrückten Familie. Auch seine Zwillingsschwester Anna und sein jüngerer Bruder Ben (8) spielen Fußball, sein Vater spielte früher in der dritthöchsten Liga und der Hessenauswahl. "Ich mache mir bei drei Fußball-spielenden Kindern nicht mehr die Mühe, den Rasen im Garten vor dem Tor zu reparieren", sagt Dennis Wagner mit einem Schmunzeln. Bereits mit vier Jahren hat Maxi im Heimatclub beim SV Pattendorf mit dem Fußballspielen angefangen, wo er vom Vater trainiert worden ist. In der U13 folgte dann der nächste logische Schritt und Wagner wechselte in die Nachwuchsabteilung des SSV Jahn Regensburg. Zwei Jahre spielte er dort, ehe er im Sommer 2018 gleich mehrere interessante Anfragen vorliegen hatte. Über die Bayernauswahl hatte er sich in den Fokus gespielt. Die Bayern fragten ebenso an wie Augsburg, Leipzig und eben Stuttgart.

"Alle Vereine haben sich damals super präsentiert", sagt der Vater. Die Entscheidung pro Stuttgart war letztlich aber doch eine sehr klare. "Das Gesamtpaket", betonen Papa und Sohn unisono, hat den Ausschlag gegeben. "Als Eltern war uns vor allem wichtig, wie es in puncto Internat und Schule aussieht und wie man mit den Jungs dort umgeht. Das hat uns beim VfB ganz toll gefallen und es war relativ schnell klar, dass der Weg Richtung Stuttgart geht", berichtet Dennis Wagner.

Leicht war es nicht für die Eltern und die Geschwister, den talentierten Fußballer damals ins rund 300 Kilometer entfernte Stuttgart gehen zu lassen. "Es war schon ein komisches Gefühl. Vor allem, ihn dann Sonntagnachmittags zum Bahnhof zu fahren und nicht zu wissen, ob man ihn in der darauffolgenden Woche sieht", berichtet Dennis Wagner. Die Familie versucht aber, sich möglichst oft an den Wochenenden zu sehen. Entweder kommt Maxi heim oder die Familie besucht ihn in Stuttgart.

Zum Stürmer umgeschult

Auch für den damals 14-Jährigen war es eine Umstellung, plötzlich weg von daheim zu sein. Doch die Eingewöhnung in Stuttgart fiel ihm dann doch recht leicht, erzählt er. Von der Mannschaft sei er gut aufgenommen worden - und auch sportlich lief es für ihn auf Anhieb gut. Beim Jahn noch eher im zentralen Mittelfeld oder sogar in der Abwehr eingesetzt, plante man beim VfB mit ihm von Beginn an als Stürmer. In den ersten Vorbereitungsspielen hat Wagner dann auch gleich gut getroffen. "Da war ich selbst erstaunt, wie viel ich getroffen habe", erzählt er. Zu Saisonbeginn lief es dann zwar etwas holprig, doch am Ende der Saison hatte er in 20 Spielen 20 Tore erzielt und wurde mit den Stuttgartern Süddeutscher Meister.

Im Sommer stieg er auf zum U17-Team des VfB, wo er aktuell einer der Jüngsten ist. Das bringt dann durchaus auch Nachteile mit sich. "Als Jüngster muss man natürlich die Bälle aufräumen und die Wasserkästen schleppen", sagt Wagner mit einem Schmunzeln. Für ihn sei das aber kein Problem. "Nächstes Jahr sind dann eben andere dran."

Seit Sommer 2018 spielt Maxi Wagner (rechts) im Trikot des VfB Stuttgart. (Foto: imago)

Seit Sommer 2018 spielt Maxi Wagner (rechts) im Trikot des VfB Stuttgart. (Foto: imago)

Auch vor dieser Saison lief es für den Offensivspieler in den Testspielen gut. Aber zu Saisonbeginn hatte er dann ein bisschen Probleme, hat mehrere Spiele am Stück nicht getroffen. "Da war ich mit mir selbst unzufrieden und habe auch ein bisschen an mir gezweifelt", gibt er zu. Er habe aber von allen Seiten - von den Trainern, Mitspielern und Eltern - Zuspruch und Vertrauen bekommen. Mit Erfolg: In den letzten drei Spielen vor der Winterpause hat er dreimal getroffen. "Ich habe mich rausgekämpft. Auch die Vorbereitung auf die Rückrunde lief gut. Ich bin gerade sehr glücklich und gut in Form. Daran will ich anknüpfen", sagt er. "Maxi ist ein guter Eins-gegen-eins-Spieler, der einen sehr guten Drang zum Tor hat und über einen guten Torabschluss verfügt", sagt Thomas Krücken, der Direktor Sport Nachwuchsleistungszentrum beim VfB Stuttgart. "Er erkennt die Räume sehr gut und bespielt sie super. Er besitzt eine sehr gute physische Basis und ist sehr lernwillig. Wir sind zufrieden mit seiner Entwicklung."

100 Abschlüsse mehr pro Woche: Individuelle Förderung

In Stuttgart legen sie sehr viel Wert darauf, die Spieler individuell weiterzubringen. Dreimal pro Woche wird zusätzlich vormittags in Kleingruppen trainiert. "Maxi kommt dadurch als Stürmer über das Mannschaftstraining hinaus zu etwa 100 weiteren Torabschlüssen pro Woche. Ein Stürmer benötigt andere Trainingsreize als ein Innenverteidiger, das berücksichtigen wir. Für seine Entwicklung ist es ganz wichtig, immer wieder in die Situation zu kommen, die er am Wochenende in den Spielen hat - genau dabei wollen wir ihn fördern", sagt Thomas Krücken. "Bei den individuellen Trainingseinheiten ist Maxi als ein Teil einer kleinen Gruppe an Stürmern immer mit einem Fußballtrainer, einem Videoanalysten und einem Athletiktrainer auf dem Platz, die dann seine Torabschlüsse unter verschiedenen Gesichtspunkten, zum Beispiel unter dem Aspekt Biomechanik, analysieren und mit ihm besprechen."

Diese individuelle Arbeit war auch ein Punkt für die Wagners, warum sie den VfB als Verein ausgewählt haben. Und auch, weil es mit der Schule gut vereinbar ist. Denn was die jungen Kicker durch die Vormittagseinheiten verpassen, wird am Nachmittag nachgeholt. "Da kommen die Lehrer zu uns und unterrichten uns in kleineren Gruppen", sagt Maxi Wagner. Sein Vater lobt das als "Luxussituation". Während Maxi Wagner in Bayern "nicht der beste Schüler" war, wie er selbst sagt, hat er nun in Stuttgart - auch dank des Wechsels vom G8 zum G9 - bessere Noten. Die braucht's auch, denn der VfB legt viel Wert auf die Schule. "Wenn es in der Schule nicht passt, dann darf man beim VfB auch nicht trainieren", verrät Maxi Wagner. Ihm selbst sei das aber noch nicht passiert.

Schule und Fußball zu kombinieren, ist in Stuttgart gut möglich. Zwei bis drei Tage pro Woche habe er in Summe auch frei, sagt Wagner. Dazu ist der Tag nach dem Training am Abend gegen sieben, halb acht auch beendet. "Das war uns ganz wichtig", sagt Dennis Wagner. Noch zu Regensburger Zeiten sei sein Sohn oft spätabends noch am Lernen gewesen, das sei in Stuttgart anders geregelt. "Maxi ist ja doch noch ein Jugendlicher und da soll er auch mehr im Leben haben als nur Fußball und Schule." Was er nun in Stuttgart vermisse? Die Familie, klar, sagt Maxi Wagner. Aber auch die Freunde in der Heimat. "Einfach nachmittags auf den Bolzplatz gehen und mit den Kumpels Fußball spielen, das fehlt mir schon manchmal", sagt er. Für seinen Traum nehme er das aber gerne in Kauf.

Der Kumpel hat's vorgemacht

Einer von Wagners besten Freunden in Stuttgart ist Lilian Egloff. Der offensive Mittelfeldspieler ist schon einen Schritt weiter als der Niederbayer. Er trainiert bei den Profis und hat kürzlich - beim Heimspiel gegen den SSV Jahn Regensburg - mit 17 Jahren sein Debüt in der 2. Bundesliga gefeiert. Wagner konzentriert sich natürlich erst einmal auf eine erfolgreiche Rückrunde mit der U17. Er hätte aber freilich nichts dagegen, wenn es bei ihm ähnlich laufen würde. "Der Traum Profi kommt jetzt immer näher", sagt er. Mit Egloff habe er natürlich auch über dessen Erfahrungen gesprochen. "Er hat mir erzählt, wie es ist, plötzlich mit Spielern zu trainieren, die du sonst nur aus dem Fernsehen kennst. Und er meinte, dass es sich lohnt, hart daran zu arbeiten, um das auch zu erreichen."

Wagners Kumpel Lilian Egloff (links, im Zweikampf mit Benedikt Gimber) hat kürzlich sein Zweitliga-Debüt für den VfB Stuttgart gegen Jahn Regensburg gefeiert. (Foto: imago)

Wagners Kumpel Lilian Egloff (links, im Zweikampf mit Benedikt Gimber) hat kürzlich sein Zweitliga-Debüt für den VfB Stuttgart gegen Jahn Regensburg gefeiert. (Foto: imago)

"Maxi ist fokussiert, lern- und leistungswillig. Wenn er das so beibehält und sich weiter ganz in Ruhe auf die Schule und den Fußball konzentriert, werden weitere Entwicklungsschritte folgen, ihm stehen Türen offen", sagt Thomas Krücken, "er ist ein sehr interessanter Spieler und kann nächste Saison in unserer U17 ein sehr dominanter Stürmer werden. Wir wollen den nachhaltigen Entwicklungsprozess mit ihm fortsetzen."

Wagner kann nicht verlieren

Im Gespräch mit Maxi Wagner hat man nicht den Eindruck, dass er an Bodenhaftung verlieren könnte. Auch sein Vater lobt den Charakter seines Sohnes: "Maxi ist sehr bodenständig und verfolgt klar seine Ziele." Sein großes Ziel sei es immer gewesen, Profi zu werden - "und das verfolgt er bis heute sehr beharrlich." Während Kumpels abends auch mal feiern würden, sei Maxi um 22 Uhr im Bett, weil am nächsten Tag ein Spiel anstehe. Er achte auch sehr auf die Ernährung und zwinge sich auch bei -2 Grad in den Weihnachtsferien dazu, seine Läufe zu absolvieren.

"Maxi hatte von klein auf den Anspruch an sich selbst, der Beste zu sein. Das klappt nicht immer, aber den Anspruch hat er nie verloren", sagt Dennis Wagner. Das bestätigt auch der 16-Jährige, der Timo Werner und Kylian Mbappé als seine Vorbilder nennt, selbst: "Ich kann nicht verlieren, das war schon immer so. Zu gewinnen war schon immer mein Anspruch - ob beim Spielen mit der Familie oder auf dem Fußballplatz. Wenn ich verliere, bin ich angefressen. Ich will immer weiter an mir arbeiten und will mir diese Einstellung beibehalten. Denn das ist einer der wichtigsten Punkte, um das Ziel zu erreichen." Eine gute Einstellung, um vielleicht wirklich eines Tages einen großen Pokal in die Höhe zu strecken, so wie er es schon als kleiner Junge zu Hause gemacht hat.