Landshut
Ein wohl zu großer Wurf
9. Oktober 2017, 12:38 Uhr aktualisiert am 9. Oktober 2017, 12:38 Uhr
Triste Garagenhöfe, wenig attraktives Spielangebot für Kinder, ungenutzte Wege, überfüllte Müllcontainer, Parkplätze zu beiden Seiten der Erschließungsstraße - wohl niemandem würde einfallen, den Bereich rund um den Tannenweg in der Wolfgangsiedlung als städtebauliches Vorzeigeobjekt anzupreisen. Der Eigentümer der aktuell 341 Wohneinheiten, die GBW-Gruppe, will nun zum großen Wurf ausholen, die schlimmsten Bausünden des vergangenen Jahrhunderts vergessen machen und mit verschiedenen Maßnahmen eine deutliche gestalterische Aufwertung des gesamten Quartiers erreichen. Doch nicht alles stößt auf das Wohlgefallen der Stadträte, manches wurde im Sonderplenum "Wohnungsbau" am Freitag sehr kritisch betrachtet.
Das Konzept der Nachverdichtung sieht vier Bauabschnitte vor: Zunächst soll der Tannenweg zu einer oberirdischen Ringstraße erweitert werden und mit den geplanten drei Plätzen im Westen, Osten und Norden städtebauliche Orientierung bieten. Der zweite Bauabschnitt sieht den Neubau des nördlichen Siedlungsrandes im Gebiet des Grünzuges vor. In der Folge werden die Gebäude aus den 80er Jahren abgebrochen, im vierten Bauabschnitt soll der Bestand der 60er Jahre saniert werden.
Das Nachverdichtungskonzept Tannenweg war bereits vor knapp einem Jahr im Gestaltungsbeirat behandelt worden. Das Ziel, zusätzlichen günstigen Wohnraum zu schaffen, die Freiräume attraktiver zu gestalten und insgesamt eine Aufwertung des Siedlungsbildes zu erreichen, war damals begrüßt worden. Allerdings gab es auch massive Kritikpunkte, die nun im Sonderplenum von verschiedenen Stadträten erneut vorgebracht wurden. So störten sich vor allem Vertreter der Grünen daran, dass die Siedlung am Tannenweg in den Grünzug hinein erweitert werden soll. Außerdem wurde von fast allen Stadträten - wie auch der Verwaltung - das Ausmaß der Erweiterung als deutlich zu hoch angesehen. Denn nach Abschluss aller Baumaßnahmen sieht das Konzept circa 860 Wohnungen vor. Viel zu viel, wie unter anderem Klaus Pauli (Freie Wähler) mit Verweis auf die komplizierte Verkehrssituation sagte: "Das ist schon eine sehr sportliche Erschließung."
Erschließung soll nur über den Föhrenweg laufen
Die Erschließung in das Quartier ist nämlich auch künftig über den nur sechs Meter breiten - und meist einseitig zugeparkten - Föhrenweg geplant. Diese Straße nimmt laut Vorlage der Verwaltung derzeit den Verkehr der circa 270 nachgewiesenen Stellplätze auf. Nach Beendigung der Maßnahme muss demnach von einem Gesamtbedarf von circa 735 Stellplätzen ausgegangen werden, die vor allem in noch zu errichtenden Tiefgaragen untergebracht würden. "Auch diese zusätzlichen 465 Fahrzeuge sind auf den Föhrenweg als einzige Zufahrtsstraße angewiesen", sagte Baudirektor Johannes Doll. Es sei in jedem Fall davon auszugehen, dass es zu Stoßzeiten im Einmündungsbereich des Föhrenwegs zu einem erheblichen Rückstau kommen werde.
Doch nicht nur die verkehrliche Infrastruktur wurde thematisiert. Hans-Peter Summer (Landshuter Mitte) brachte die schwierige Situation der Grundschule Wolfgang zur Sprache, die - ebenso wie der Kindergarten "Kastanienburg" - bereits jetzt überlastet sei. "Wir müssen in jedem Fall warten, bis eine neue Grundschule gebaut ist." Doll beruhigte mit dem Verweis, dass bis Ende des ersten Bauabschnitts mit Sicherheit vier bis fünf Jahre vergehen würden und zudem innerhalb des Quartiers auch ein neuer Kindergarten geplant sei. Gleichwohl zeigten sich Verwaltung und Stadtrat einig, dass etwa 500 zusätzliche Wohnungen deutlich zu ambitioniert seien: "200 bis 300 - mehr ist dort nicht möglich", brachte es Summer auf den Punkt.
Mit 24:10 Stimmen wurde schließlich der Beschlussvorschlag angenommen. Darin wurden die beabsichtigte Nachverdichtung und die Weiterentwicklung der Bebauung am Tannenweg grundsätzlich positiv gesehen. Die beabsichtigte Bebauung des Grünzuges sei zwar möglich, im dargestellten Umfang allerdings zu weitreichend. Die geplante Erweiterung um circa 500 Wohnungen müsse auf ein gesundes Maß reduziert werden.
Nun ist also der Eigentümer gefordert, die Planung weiterzuentwickeln. Am Freitag nur ganz am Rande zur Sprache kam die Frage, ob die jetzigen Bewohner des Tannenwegs sich nach Abbruch beziehungsweise Sanierung die neuen (sicherlich teureren) Wohnungen auch werden leisten können. Es wird sich zeigen, ob diesbezüglich gemachte Zusagen seitens der GBW-Gruppe dann auch eingehalten werden.