Malerszene der Marktgemeinde
Acryl-Farbe und gebranntes Float-Glas
30. April 2019, 17:44 Uhr aktualisiert am 30. April 2019, 17:44 Uhr
Heimat ist die Marktgemeinde für eine ansehnliche Künstlerszene. Da denkt man an die Keramiker und Bildhauer und schließlich an die Malerei, zu der ein aktiver Kreis von Hobbymalern gehört und eine kleine Gruppe aktiver Künstler. Mit drei von ihnen führte die Vilsbiburger Zeitung ein Gespräch: Mario Schoßer, Nina Seidel-Herrmann und Ursula Bolck-Jopp.
Etwas außerhalb von Geisenhausen im beschaulichen Aukam hat Mario Schoßer in einem ehemaligen Bauernhof sein Atelier aufgeschlagen. Ihn auf die Malerei zu beschränken, würde seinem Schaffen nicht gerecht. Überregional in ganz Süddeutschland ist er bekannt für seine künstlerische Ausgestaltung von sakralen Räumen, beispielsweise in Straubing, Regensburg, Königstein im Taunus und Forchheim. Zurzeit arbeitet er an der Innengestaltung einer Kapelle im evangelischen Neuendettelsau. Seine überwiegende Beschäftigung in der Float-Glas-Malerei hat im weitesten Sinn etwas mit Malen und Farben zu tun, wenn diese auch höchst technisch bei 850 Grad eingebrannt werden. Wer die Hauskapelle der Barmherzigen Brüder in Straubing besucht hat, weiß, wie Mario Schoßer mit Farben umgeht. Bei diesem Projekt orientierte er sich an der Farbigkeit des Granatapfels, am Rot und an den Farben der Sonne, von ihrem Aufgang bis zum Untergang. Der Innenraum ist somit erfüllt von Wärme und Geborgenheit.
Ebenso intensiv ist für den Betrachter das Farberleben bei seinen Acryl-Malereien. Dabei lässt sich Mario Schoßer gerne von Geschichten und Geschichte leiten. So arbeitet er an einem Zyklus um den Entdecker Magellan und dessen Reise zu den Gewürzinseln rund um die Südspitze Südamerikas. Von den fünf Schiffen mit 260 Mann Besatzung war schließlich nur eines mit 18 Matrosen nach drei Jahren zurückgekehrt - zwar ohne ihren Kapitän, aber mit reicher Ladung an Gewürzen für den spanischen König. Wenn der Künstler vor seinen Gemälden stehend in diese Geschichten eintaucht -und das kann er als ehemaliger Lehrer perfekt, so entdeckt der Betrachter die abstrahierten Segel und die Formen der Schiffe der beginnenden Neuzeit.
Ateliergemeinschaft in der Zeiler-Fabrik
Nina Seidel-Herrmann findet man in ihrem großzügigen Atelier im Dachgeschoss der ehemaligen Zeiler-Fabrik. Ihre Wahrnehmung der Farben auf langen Spaziergängen möchte sie in großflächigen Acryl-Malereien als Stimmung transportieren und damit den Betrachter erreichen und berühren. Mit breitem Pinsel trägt sie die Farbe gern dick und spontan in mehreren Schichtungen auf - stehend, häufig am Boden kniend und wieder den Abstand suchend. Im ostbayerischen Raum stellt Seidel-Herrmann aus, manchmal über den Kunstverein oder über den Berufsverband bildender Künstler. "Die Malerei ist meine Passion und ich habe ein inneres Bedürfnis, mich gestalterisch auszudrücken", so beschreibt die Künstlerin ihre Motivation.
Gleich nebenan findet man in einem ebenso geräumigen Atelier Ursula Bolck-Jopp. Die Kunsterzieherin an Gymnasien hat an der Kunstakademie in München studiert. Der Eindruck von ihren Werken auf den Betrachter ist gänzlich unterschiedlich: Sie ist fasziniert von Baustellen in der Großstadt, von alten, abbruchreifen Häusern und italienischen Palazzi. Die Künstlerin schlendert über Flohmärkte und lässt sich von Fundstücken inspirieren. Dabei denkt sie sich eine Geschichte aus und verfälscht bewusst das Material. Malerei mit hochwertigen Acrylfarben verbindet Bolck-Jopp mit der Zeichnung und der Collage: "Es ist eine Gratwanderung". So entsteht aus einer 100 Jahre alten italienischen Oliven-Öl-Rechnung das Bild eines repräsentativen Raumes mit Spiegel und Kronleuchter. Ausstellungen beschickt sie deutschlandweit, häufig in München und in Nordrhein-Westfalen. Als Vorsitzende des Kunstvereins Landshut arbeitet Bolck-Jopp häufig in einer Jury mit, welche Kunst am Bau beurteilt.