Vilsbiburg
Bei 300 Bauarbeitern droht Zehn-Euro-Lohnlücke
10. Januar 2020, 11:46 Uhr aktualisiert am 10. Januar 2020, 11:46 Uhr
Zwei Bauarbeiter, die gleiche Arbeit - und trotzdem zwei unterschiedliche Löhne: Gut zehn Euro könnten die Löhne pro Stunde auf den Baustellen in Landshut bald auseinandergehen. Denn Bauarbeiter, die keinen Tariflohn bekommen, müssen jetzt sogar um ihren Branchen-Mindestlohn bangen. Das teilt die IG BAU Niederbayern mit. Betroffen davon könnte ein Großteil der rund 300 Bauarbeiter in Landshut sein.
"Die Arbeitgeber müssen einem Schlichterspruch und damit neuen Bau-Mindestlöhnen zustimmen. Passiert das nicht, droht dem Bau in Landshut schlimmstenfalls der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde als unterste Verdienstgrenze", sagt IG BAU-Bezirksvorsitzender Michael Matejka. Der Schlichterspruch sieht vor, dass die Branchen-Mindestlöhne auf dem Bau ab April steigen - und zwar auf 12,55 Euro für Hilfsarbeiten (Mindestlohn 1) und auf 15,40 Euro für Facharbeiten (Mindestlohn 2). Matejka warnt die heimischen Bauunternehmen davor, sich auf einen "Kamikaze-Kurs" einzulassen.
Der Countdown dazu laufe bereits: Die Arbeitgeber müssen bis zum kommenden Freitag grünes Licht für höhere Mindestlöhne auf dem Bau geben. "Der Bau darf nicht zur Niedriglohn-Branche werden. Denn die Folgen für die Beschäftigungsentwicklung wären verheerend - und das mitten im Bau-Boom: Selbst Facharbeiter würden dann abwandern", macht Matejka klar. Gerade jungen Menschen müsse das Signal gegeben werden, dass der Bau eine boomende Branche mit Zukunft sei.
Mit dem Tariflohn sei die "Lohnlatte" fair gelegt. Der Basis-Tariflohn für einen erfahrenen Maurer, Zimmerer oder Straßenbauer in Landshut liege derzeit bei 20,63 Euro. "Würden Unternehmen, die nicht an den Tariflohn gebunden sind, künftig lediglich den gesetzlichen Mindestlohn von derzeit nur 9,35 Euro bezahlen, dann würde das eine krasse Kluft von über zehn Euro beim Stundenlohn bedeuten. Das würde der Bau nicht verkraften", so der IG Bau-Bezirksvorsitzende.