Vilsbiburg
Dicke Luft zwischen Kultur und Kommerz
3. Oktober 2012, 15:57 Uhr aktualisiert am 3. Oktober 2012, 15:57 Uhr
Von Georg Soller.
Die Weichen für den Kultursommer 2013 hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Montagabend gestellt. Zur Finanzierung der dreitägigen Veranstaltung am Pfingstwochenende stellt die Stadt 29 000 Euro zur Verfügung sowie zusätzlich 17000 Euro für die Neuauflage des Bildhauersymposiums.
Letzteres fand mit 12:9 Stimmen nur eine knappe Mehrheit und soll unter der Voraussetzung stattfinden, dass sich auch der Kulturfonds Bayern daran beteiligt. Bei der Aussprache im Stadtrat gab es neben dem Lob der vier Fraktionssprecher auch Kritik an der Kommunikation des Kulturforums. Mit filmischen Impressionen seines
Sohnes vom Kulturfest "Mitanand 2012" eröffnete Manfred Billinger seinen Bericht zum diesjährigen Kultursommer. Zwischen 7000 und 8000 Besucher sind nach Schätzungen des Kulturforums während des dreitägigen Festivals auf den
Stadtplatz gekommen und haben ein abwechslungsreiches Musikprogramm genossen. Wie schon bei der Premiere im Vorjahr hat das Kulturforum einen bunten Musikmixaus zahlreichen Vilsbiburger Ensembles mit zusammen 150 Musikern
angeboten und die Frequenz mit vier professionellen, überregional bekannten Gruppen erhöht.
"Wenn man sieht, dass die drei Damen von "Ganes" jetzt dann im Zirkus- Krone-Bau auftreten, hatten wir einen echten Geheimtipp im Programm", sagte Billinger. Nachdem sich das Kulturforum nicht als Veranstalter des Vilsbiburger Kultursommers begreift, sondern nur als Organisator der größten Kulturveranstaltung der Stadt, legte Schatzmeister Klaus Kirchner im Rat eine detaillierte Abrechnung vor. Demnach wurden rund 14 000 Euro Gage an die professionellen Künstler bezahlt, 13 000 Euro für Bühnenmiete, Licht und Ton, jeweils 4000 Euro für die Werbung und für die erschiedenen Aspekte der Sicherheit sowie 4500 Euro für verschiedene Positionen. 13 000 Euro hat das Kulturforum über Sponsoring von Vilsbiburger Unternehmen eingenommen, den Rest finanzierte die Stadt. SPD-Fraktionssprecher Klaus Kerscher lobte in diesem Zusammenhang, dass das Kulturforum dabei immer sauber kalkuliert und den Zuschussrahmen noch nie ganz ausgeschöpft habe: "Das gefällt mir." Mehr Werbung für Gruppen aus Vilsbiburg Es sei auch klar, sagte Billinger in diesem Zusammenhang, dass die Veranstaltung ohne die Mittel der Stadt - das Kulturforum hat Kirchner zufolge rund 4000 Euro auf seinem Konto - und ohne die gagenfreie Mitwirkung der Vilsbiburger Künstler finanzierbar wäre. Aber das war von Anfang an das Konzept: Aller Aufwand wird letztlich dafür betrieben, um den heimischen Gruppen in einem größeren Rahmen eine Bühne zu bieten.
Umso problematischer wiegt ein Fehler, den der Vorsitzende unumwunden einräumte: Während für die vier großen Gruppen je ein eigener Werbeflyer gestaltet worden ist, wurden die Vilsbiburger Künstler im Vorfeld kaum beworben: "Das wird nicht wieder vorkommen", entschuldigte sich Billinger im Rat. Ausbaufähig sei auch das Angebot für Essen und trinken: "Da passt nicht alles zusammen", erläuterte er: "Auf dem Stadtfest tobt in der Villa-Bar der Bär, beim ,Mitanand' werden hochprozentige Spirituosen kaum nachgefragt." Problematisch sei es auch, Vilsbiburger Gastronomen zu bekommen, die eine Speisenkarte anbieten könnten, die beim Kulturpublikum gut ankomme. Als falsch bezeichnete Billinger hingegen Aussagen, wonach es während des Kulturfestes Umsatzeinbußen bei den Vilsbiburger Geschäften gegeben hätte. Er habe mit vielen Einzelhändlern gesprochen, die diese Aussage nicht bestätigt hätten. Auf die Nachfrage von Manfred Eberl (FW), warum mit ihm niemand gesprochen habe, entgegnete Billinger: "Es gibt auch welche, mit denen haben wir bewusst nicht gesprochen." Christine Koj (FW), zugleich Mitglied im Beirat des Förder- und
Werbevereins, erläuterte die Problematik: Das Wochenende zum Pfingstferienbeginn sei traditionell ein sehr umsatzstarkes Wochenende, und da wären die Behinderungen auf dem Stadtplatz für manche Handelssparten auch rund um en Stadtplatz ein Nachteil. Das könne Billinger nicht so einfach als falsch bezeichnen. "Es gibt dringendenGesprächsbedarf", sagte Koj, weshalb sie ein gewisses Unverständnis darüber äußerte, dass bis jetzt kein Termin für ein klärendes Gespräch zwischen den Vorstandsgremien der beiden Vereine zustande gekommen sei. Koj schlug außerdem vor, den Termin an Pfingsten zu überdenken. "Damit schließen Sie wegen der Ferien automatisch die jungen Musikund Theatergruppen aus den Schulen aus, und da gäbe es wirklich etwas zu entdecken."
Gesprochen wurde am Ende auch über einen eigenen Kulturkalender für Vilsbiburg. Obwohl Billinger dies als zentrales Anliegen des Vereins bezeichnete, hat man mit diesem Vorhaben bisher nicht angefangen. Als Gisela Floegel (Die Grünen) sagte, man brauche keinen eigenen Kulturkalender, dieser würde das inhaltliche Angebot der Klimazeitung gut erweitern, widersprach Koj ("auch auf die Gefahr hin, penetrant zu wirken") vehement: "Der Kulturkalender darf nicht in der Klimazeitung verschwinden, die wieder nur an alle Vilsbiburger Haushalte verteilt wird." In Vilsbiburg lägen die Kulturflyer von Dingolfing. Mühldorf, Johannesbrunn oder Bonbruck aus, und genau so müssten die Vilsbiburger Veranstaltungen über die Stadtgrenzen hinaus bekanntgemacht werden. Nur noch kurz wurde schließlich über das Thema Bildhauer-Symposium gesprochen. FW-Fraktionssprecher Josef Sterr hält den Standort der drei 2011 entstandenen Holzkunstwerke für nicht ganz glücklich. Überlegungen, diese und weitere Skulpturen entlang der Vils zu platzieren, seien im Hinblick auf den geplanten Naturerlebnispfad schwierig: "Bevor wir uns also wieder einige neue Skulpturen einkaufen, sollten wir vorher darüber nachdenken, wo wir sie hinstellen können", sagte Sterr.