Mainburg/Kelheim
Deutliche Kritik an den Aufsichtsräten der finanziell angeschlagenen Ilmtalklinik
20. Juli 2016, 9:02 Uhr aktualisiert am 20. Juli 2016, 9:02 Uhr
Viel Geduld haben die Kreisräte bei ihrem Treffen am Montagnachmittag den interessierten Bürgern abverlangt. Denn vor dem öffentlichen Teil ihrer Sitzung debattierten die Politiker mehr als eine Stunde lang hinter verschlossenen Türen über die Zukunft der finanziell angeschlagenen Ilmtalklinik mit ihrem Krankenhaus in Mainburg.
Während die Zuhörer vor dem Sitzungssaal warten mussten, präsentierte Christian Egle vom Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ernst & Young drinnen ein Gutachten zur Zukunft der Kliniken. Ebenfalls mit dabei: Ingo Goldammer, der ab August als Geschäftsführer die Umsetzung der Studie und damit die Sanierung der Gesellschaft vorantreiben soll.
Die Kreisräte ermächtigten Landrat Hubert Faltermeier (FW) einstimmig, den 37-jährigen Unternehmensberater aus Nordrhein-Westfalen in der Gesellschafterversammlung zum Interimschef der Kliniken zu bestellen. Wenige Stunden später segnete auch der Pfaffenhofener Kreistag diese Personalie ab. Deutliche Kritik mussten sich unterdessen im öffentlichen Teil der Sitzung die Aufsichtsräte der Ilmtalklinik anhören. Für den Landkreis Kelheim sitzen neben dem Landrat die Kreisräte Josef Reiser (SLU) und Karsten Wettberg (SPD) in dem Gremium. "Sie hätten vor zwei oder drei Jahren schon die Schritte einleiten müssen, die jetzt kommen", ärgerte sich etwa Dr. Heinz Kroiss (FDP). Der Arzt aus Abensberg warf den Aufsichtsräten "gravierende Managementfehler" vor. Fritz Zirngibl (Bayernpartei) hätte sich eine frühere Gegensteuerung erwartet, wie er sagte. Beide stimmten daher gegen die Entlastung des Aufsichtsrats für das vergangene Jahr.
Wie berichtet, belastet die Ilmtalklinik ein Defizit von rund 5,1 Millionen Euro im operativen Bereich. Der Landkreis Kelheim muss davon gemäß der Beteiligung von 15 Prozent rund 870.000 Euro übernehmen - obwohl die Betten im Mainburger Krankenhaus rund einem Drittel der Gesamtzahl der Gesellschaft entsprechen.
Der bisherige Geschäftsführer Marcel John hatte im April die Reißleine gezogen. Das Gutachten der Wirtschaftsprüfer, das der neue Mann am Steuer nun sukzessive umsetzen soll, sieht unterdessen ein Einsparpotenzial von rund 4,1 Millionen Euro bis zum Jahr 2019 vor. Gleichzeitig soll Goldammer nun die Strukturen in beiden Häusern verbessern.