Moosburg

Überraschung bei der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins


Bei der Jahreshauptversamlung des SPD-Ortsvereins gab es eine Überraschung.

Bei der Jahreshauptversamlung des SPD-Ortsvereins gab es eine Überraschung.

Von Karin Alt

Die Vorstandschaft wusste schon länger Bescheid und reagierte gelassen, auch das Häuflein Mitglieder schien nicht überrascht: Martin Pschorr hat am Donnerstag in der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins den Vorsitz nach nur einem Amtsjahr niedergelegt. Er wolle Initiativen, die im Vorstand vorhanden sind, nicht bremsen, sagte er.

Gerade mal elf der 53 Moosburger SPD-Mitglieder trafen sich im Hotel "Zur Länd", um den Rechenschaftsbericht entgegenzunehmen und Delegierte für die Bundeswahlkreiskonferenz zu wählen. Vorsitzender Martin Pschorr erinnerte daran, dass bei der Hauptversammlung vor einem Jahr eine gewisse Unsicherheit darüber bestanden habe, ob nach dem Rücktritt der damaligen Vorstandschaft ein mit den örtlichen Verhältnissen Vertrauter übernehmen könne. Deshalb sei er eingesprungen, als "Übergang", wohlwissend, dass es sich dabei nicht um eine Lösung für die Zukunft handeln könne. Pschorr: "Kontinuierliche zielgerichtete Arbeit war das Ziel", und das sei "mit besonderen Schwierigkeiten verbunden" gewesen - bei all den Problemen, die die Sozialdemokratie ohnehin habe. Unterstützt hätten ihn Reinhard und Margaretha Kappen aus dem alten Vorstand, ebenfalls, um den Übergang zu gewährleisten. Der sei erreicht, bilanzierte Pschorr, weshalb er sein Amt nun niederlege, um Initiativen, die im Vorstand vorhanden seien, nicht zu bremsen. Daraufhin erklärten auch Kappens, nun "in den Ruhestand" zu gehen.

Zweite Vorsitzende Eleonore Altmann sprach von einer schlechten Nachricht, man sei traurig, "aber es geht weiter mit dem Ortsverein". Die übrig gebliebene Vorstandschaft werde die Jahresplanung auf jeden Fall zu Ende bringen. Altmann dankte Kappens und Pschorr: "Wir sind froh um das Jahr mit ihm". Sie werde gemeinsam mit dem weiteren zweiten Vorsitzenden Ernst Troffer den SPD-Ortsverein kommissarisch bis zu regulären Neuwahl im nächsten Sommer weiterführen. "Wir bleiben am Ball", versprach sie, gleichwohl brauche man "Ideen aus den eigenen Reihen", denn 2017 gebe es viel zu tun. Geduld und Ansporn seien vonnöten, "denn die Vorstandschaft alleine kann es nicht".

Seinem Unmut machte daraufhin SPD-Urgestein Horst Haßlinger Luft: "Wir sind ein aussterbender Verein", konstatierte er mit Blick in die Runde. "Was tun wir, um Nachwuchs zu gewinnen?", fragte er. Und gab sich zugleich optimistisch angesichts der neuen Tendenzen in der Bundes-SPD, gegen den Neoliberalismus in der Partei vorzugehen. Das funktioniere aber nicht über die Presse, "wir müssen an die Personen ran". Versammlungsleiter Anton Neumaier empfahl den Versuch, die Mitglieder zu aktivieren. "Wir haben Tradition, es wead scho weidageh". Die Sozialdemokratie stehe für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Die sozialen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte seien alleine der SPD zu verdanken, würden heute aber als selbstverständlich gesehen. Da hakte Gerd Beubl ein: "Mindestlohn und Rente mit 64 hätte es ohne uns niemals gegeben." Haßlinger war dennoch nicht zufrieden. Gerhard Schröder habe die Sozialdemokraten verraten, grollte er, "die Bürger wissen nicht mehr, wofür wir stehen".

Zuvor waren kommunale Themen zur Sprache gekommen, jene, die der SPD-Vorstand in einer Klausur als Schwerpunkte festgelegt hatte. Das war zu einem dringend erforderlicher sozialer Wohnungsbau. Wohnen sei als Grundrecht in der Verfassung festgelegt, mahnte Martin Pschorr, Staat und Kommunen dafür verantwortlich, dass bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung stehe. Die Stadt habe ein Grundstück in der Neustadt erworben, das nächstes Jahr bebaut werden soll. Da müsse man schauen, dass auch tatsächlich etwas vorangeht.

Kritik gab es bezüglich der städtischen Finanzen: Da habe man derzeit nur ganz schwer einen Überblick, so Pschorr, denn die von der Kämmerei vorgelegten Rechenschaftsberichte seien manchmal schwer einzuschätzen. Erst jüngst habe man sich mit einer Darstellung konfrontiert gesehen, die mit "Smileys" und "Lätschis" Auskunft geben sollte. "Das ist keine Art und Weise", schimpfte Pschorr, "wir wollen klare Zahlen und die Gründe dafür".

Auch am Wettbewerb für die Umgestaltung des "Plans" ließ Martin Pschorr kein gutes Haar: "100 000 Euro Kosten und dafür bewegt sich kein Stein auf dem Platz". Da hakte erneut Horst Haßlinger ein. Was sich derzeit im Stadtrat abspiele, sei ein Drama. Angesichts der städtischen Finanznot seien keine "Fantastereien" wie am "Plan" möglich, "des is doch a Krampf". Haßlinger erinnerte die Räte an ihren Amtseid und forderte, sie sollten ihren persönlichen Egoismus herunterfahren und sich um die Sache kümmern. Im Übrigen verstehe er die Finanznot nicht, den ansässigen Unternehmen gehe es doch bestens. Da verwies Martin Pschorr auf Altlasten wie das Nahwärmenetz, das von Anfang an dilettantisch aufgezogen worden sei und jetzt zwei Millionen Euro Schulden hinterlassen habe. "Da haben wir für eine an sich gute Sache kräftig Lehrgeld bezahlt", bestätigte Anton Neumaier.

Zu einer Jahreshauptversammlung gehören auch Regularien: Der Kassenbericht von Erdogan Aydeniz wurde ebenso angehört wie der Prüfbericht, die Vorstandschaft einstimmig entlastet. Zu Delegierten für die Bundeswahlkreiskonferenz wurden Erdogan Aydeniz, Reinhard Kappen und Josefine Schreck gewählt, Ersatzleute sind Margaretha Kappen, Eleonore Altmann und Hermann Kolb. Sie wurden beschworen, unbedingt an der Konferenz teilzunehmen, weil die Freisinger angesichts des neuen Zuschnitts des Wahlkreises den Pfaffenhofenern zahlenmäßig unterlegen sind. Da komme es auf jede Stimme an, zumal bisher nur Andreas Mehltretter für die Freisinger seinen Hut in den Ring geworfen habe. Da herrsche noch viel Gesprächsbedarf im Wahlkreis.