Straubinger Tagblatt
2:6-Debakel für Straubing im Derby gegen Ingolstadt
31. Januar 2011, 8:09 Uhr aktualisiert am 31. Januar 2011, 8:09 Uhr
Straubing. (mir) Die Ära Rumrich bei den Straubing Tigers hat seit Sonntagabend ein Ende: Nach dem 2:6-Debakel im Heimderby gegen Ingol-stadt hatten die Verantwortlichen keine andere Wahl und stellten den Chefcoach mit sofortiger Wirkung frei.
Es ging einfach nicht mehr: Nach sechs Niederlagen in Folge mussten die Verantwortlichen handeln, wie der Sportliche Leiter Jürgen Pfundtner erklärt: "In einer Gesellschafterversammlung im Anschluss an das Spiel haben wir die Lage genau analysiert. Die Mannschaft wirkte zuletzt völlig verunsichert."
Rumrich, der seit 2007 als Co- bzw. anschließend als Cheftrainer für die Tigers tätig war, wurde die Entscheidung umgehend mitgeteilt. Pfundtner bedankt sich aufrichtig für dessen Arbeit: "Es gibt von unserer Seite aus keinerlei Schuldzuweisung an ihn. Jürgen hat alles für Straubing und die Tigers gegeben." Sein Co-Trainer Jason Dunham bleibt im Amt.
Kontakt zu einigen Trainern
Im gleichen Atemzug mit der Trainerentlassung begann für Pfundtner die Suche nach einem neuen Chefcoach: "Wir werden unverzüglich mit einigen Kandidaten Kontakt aufnehmen und hoffen, dass schon am Dienstag in Hamburg ein neuer Mann hinter der Bande steht.
Dieser kann dem Team hoffentlich in dieser Situation die nötigen Impulse geben." Die Entscheidung muss in der Tat schnellstmöglich fallen, um die Chance auf einen Pre-Playoff-Platz zu wahren. Nach der Schlappe gegen Ingolstadt steht man auf Rang zehn.
Die hinter den Tigers liegenden Teams haben jedoch alle zwischen ein und drei Spiele weniger absolviert. Es wird also denkbar eng für Straubing. Von den noch ausstehenden zehn Partien, fünf davon vor eigenem Publikum, werden sieben gewonnen werden müssen.
Nach der neuerlichen Niederlage ist das ohnehin kaum noch vorhandene Selbstvertrauen allerdings endgültig im Keller. So meinte Stürmer Dustin Whitecotton nach dem Spiel sichtlich deprimiert: "Wenn man erstmal am Boden liegt, dann steht man nur verdammt schwer wieder auf."
ERC spielt Katz und Maus
Dabei hatte man gerade in der Anfangsphase des Derbys das Gefühl, dass die Tigers den unrühmlichen Abgang von Lee Goren (siehe Sonderbericht auf dieser Seite) ohne Probleme verkraftet hatten und in diesem Spiel ihre Talfahrt beenden könnten. Die ersten zehn Minuten dominierten sie das Spiel, ließen gerade einmal einen Torschuss der Gäste zu und hatten ihrerseits Chance um Chance. Zwar wollte es zunächst erneut nicht mit dem Toreschießen klappen und auch das erste Powerplay verstrich ohne nennenswerte Chancen, doch schließlich erlöste Kapitän Michael Bakos sein Team mit einem Fernschuss zur 1:0-Führung. "Wir haben uns viel vorgenommen und haben von Anfang an Druck gemacht", so Verteidiger Benedikt Brückner. Doch die Möglichkeit zum erlösenden zweiten Treffer ließ Sandro Schönberger ungenutzt und schoss stattdessen knapp am Gehäuse vorbei. "Das wäre das Erfolgserlebnis gewesen, das wir so dringend gebraucht hätten", ärgert sich Brückner.
Ein weiteres Tor hätte ihm und seinem Team die nötige Sicherheit gebracht und das Spiel wäre womöglich anders gelaufen. Stattdessen traf Ingolstadt und kurz vor der Pause ein weiteres Mal zum 2:1 und die Tigers brachen zusammen wie ein Kartenhaus. "Nach einem Gegentor müssen wir ruhig bleiben und weiter konzentriert arbeiten. Aber das schaffen wir im Moment einfach nicht", so Brückner ratlos.
Ab dem zweiten Drittel ging bei den Gastgebern rein gar nichts mehr. Der ERC spielte Katz und Maus mit Straubing und war teilweise um zwei Klassen besser. "Wir haben Ingolstadt ins Spiel kommen lassen und hatten dann keine Chance mehr, das muss man einfach so zugeben", erklärte Rumrich. Denn binnen acht Minuten erhöhten die Panther auf 6:1 und das Spiel war entschieden. Zwischendurch hatte der Tigers-Trainer den Keeper gewechselt, "um noch einmal ein Zeichen an das Team zu setzen". Zwar konnte Straubings Carl Corazzini im letzten Abschnitt dann auch noch einen Penalty verwandeln und das Ergebnis auf 2:6 schönen, letztlich war der Sieg für Ingolstadt in dieser Höhe aber absolut verdient.
Und als wären der Abschied von Lee Goren, die herbe Derbyniederlage und die Trainerentlassung nicht schon genug für einen Zeitraum von 24 Stunden, verletzte sich auch noch Straubings Top-Scorer Derek Hahn im ersten Abschnitt. Es besteht der Verdacht auf einen Bruch des Daumens. Daher ist der Sportliche Leiter nun sogar doppelt auf Personalsuche: "Derek wird im Laufe des Montags eingehend untersucht. Parallel dazu sondieren wir den Markt, sollte er wirklich länger ausfallen." Denn wie bei der Trainersuche drängt auch hier die Zeit, läuft doch heute die Frist für Nachverpflichtungen ab. Das Anforderungsprofil für den potenziellen Neuzugang ist klar: "Wir wollen keinen Lückenfüller, sondern einen Spieler, der uns wirklich weiterhilft. Daher ist auch noch nicht sicher, ob ein weiterer Transfer wirklich klappt."
Es heißt also Daumen drücken, dass Pfundtner den gewünschten Spielertyp findet, der der Offensive mit dem zweiten Neuzugang Adrian Foster neuen Schwung verleiht und dem Team ermöglicht, weiter mit vier Reihen zu spielen. Und wenn dann auch noch der neue Trainer nicht nur Ahnung von Eishockey, sondern auch von Psychologie hat und die richtigen Worte findet, um die verunsicherten Spieler wieder aufzubauen, ist der Traum von den Playoffs vielleicht doch noch nicht vollends ausgeträumt.