Straubing-Bogen
Arbeiten am Ainbracher Damm gehen voran: Neues Schöpfwerk pumpt fünf Mal so viel
30. September 2015, 17:17 Uhr aktualisiert am 30. September 2015, 17:17 Uhr
Ein Teil des Deiches wird verbreitert und erhöht, ein Teil mit einer Hochwasserschutzmauer versehen und das Schöpfwerk in Ainbrach neu gebaut: Das sind die drei großen Maßnahmen, die den Polder Sand-Entau zwischen den Ortschaften Hermannsdorf und Ainbrach (Gemeinde Aiterhofen) in Zukunft von einem 100-jährlichen Hochwasser schützen. Bis Ende 2017 soll alles fertig sein. Davon haben sich am Mittwoch Landrat Josef Laumer und der Aiterhofener Bürgermeister Manfred Krä ein Bild gemacht und sich mit Fachleuten vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Deggendorf und der RMD (Rhein-Main-Donau) Wasserstraßen GmbH bei einem Rundgang vom Baufortschritt überzeugt.
Baubeginn für den Abschnitt zwischen Hermannsdorf und Ainbrach war Mitte des Jahres, komplett fertig soll die Maßnahme zum Hochwasserschutz Ende 2017 sein, erklärte Wolf-Dieter Rogowsky, Bereichsleiter Hochwasserschutz am WWA Deggendorf. Die bestehenden Deiche und Mauern werden in Teilabschnitten erhöht, neue, sogenannte zweite Deichlinien ergänzt und das Binnenentwässerungssystem angepasst. Als ein erster Schritt wurde bereits 2004 die Hochwasserschutzanlage bei Hermannsdorf ausgebaut. Die Maßnahme "Hochwasserschutz Hermannsorf-Ainbrach" schließt an das bereits ausgebaute Hochwasserschutzsystem am östlichen Ortsrand von Hermannsdorf an.
Die gesamte Strecke des Deiches zieht sich über rund 1,2 Kilometer von Hermannsdorf nach Ainbrach, erklärte Herbert Baumgartner, Projektleiter bei der RMD. Der Deich bei Hermannsdorf sei bereits 2004 fertiggestellt worden. Allerdings sei dieser Deich nur für ein 30-jährliches Hochwasser ausgerichtet. "Dieser Deich wird erhöht und verbreitert", so Baumgartner. Die direkt am Deich verlaufende Gemeindeverbindungsstraße muss in diesem Zuge ebenfalls neu gebaut werden und wird samt etwaigen Strom- und Wasserleitungen ein Stück weiter auf die Landseite verlegt.
Der "Problem-Deich" in Ainbrach kann wegen der engen Verhältnisse nicht verbreitert werden, deshalb werde hier eine Hochwasserschutzmauer errichtet. "Entscheidend dabei ist immer das Innenleben des Damms, die sogenannte Deichinnendichtung", erklärte Baumgartner. Dieses Innenleben besteht aus Stahl- und Erdbetonwänden - sogenannte Spundwände. Rund 7.000 Quadratmeter solcher Spundwände werden im Ainbracher Damm verbaut, zur Verdeutlichung: 7.000 Quadratmeter entspricht ungefähr der Größe eines Fußballfeldes.
Das bestehende Schöpfwerk wird abgerissen und sowohl ein Auslauf- als auch ein Schöpfwerk an selber Stelle neu aufgebaut. "Das alte Schöpfwerk hat etwa 800 Liter pro Sekunde weggepumpt", so Baumgartner. "Wir verfünffachen das Ganze. Das neue Schöpfwerk pumpt dann rund 3.400 Liter pro Sekunde ab." Während der Bauzeit wird einstweilen ein Provisorium die Binnenentwässerung sicherstellen. Im Mai 2016 soll dann auch endlich die Umleitung zwischen Ainbrach und Hermannsdorf aufgehoben werden. Dann ist die Straße wieder frei befahrbar. "Uns ist es wichtig, dass es hier zügig vorangeht zum Schutz der Bürger und das tut es", äußerte sich Landrat Josef Laumer. Obwohl der Bau erst Mitte dieses Jahres begonnen hat und noch einiges an Arbeit ansteht, habe er den Eindruck, "dass wir uns schon auf der Zielgeraden befinden." Laumer und Bürgermeister Manfred Krä erinnerten noch einmal an das verheerende Hochwasser und seine Ausmaße vor rund zwei Jahren. "Jeder kann sich erinnern, was hier los war", so Krä. "Wir wussten bis zuletzt nicht, ob der Damm halten würde." Sprichwörtlich auf Messers Schneide stand der Wasserpegel damals in Ainbrach. Er selbst sei nahezu rund um die Uhr vor Ort gewesen und habe das katastrophale Ausmaß und die Ängste und Sorgen der Anwohner miterlebt, erinnert sich Krä. "Einer derartigen Hilflosigkeit will ich die Bürger nicht noch einmal aussetzen."
Bauherren der Maßnahme - und somit auch größtenteils Finanzierer - sind der Bund und der Freistaat. Allerdings muss auch die Gemeinde Aiterhofen einen Teil der veranschlagten rund 7,1 Millionen Euro aufbringen. Jeweils die Hälfte tragen Bund und Land. Die Hälfte des Länderanteils wiederum, also ein Viertel der Gesamtsumme, soll die Gemeinde schultern: Das macht rund 1,8 Millionen Euro aus. Viel zu viel, findet Krä.
Auch ein persönliches Gespräch mit Umweltministerin Ulrike Scharf hat nichts genützt. Wie viel die Gemeinde letztendlich zahlen muss, darüber sind sich Bürgermeister Krä und die Behörden noch immer nicht einig. "Wir sind alles andere als Finanzverweigerer", so Krä. "Wir sind bereit mitzuzahlen, aber über die Höhe müssen wir uns noch einmal unterhalten."