"Das bayerischste aller Volksfeste findet jedes Jahr in Straubing statt". Mit diesen Worten sammelte Heimatminister Markus Söder (CSU) bei seiner Eröffnungsrede in der Gäubodenstadt fleißig Bonuspunkte. Tja, und dann entern am zweiten Volksfest-Sonntag die Herren "Manny Marc" und "Frauenarzt" die Bühne im Reisinger-Zelt - besser bekannt unter dem Namen "Die Atzen". Stilecht mit Sonnenbrillen versteht sich. Dabei haben die beiden Berliner samt DJ mit bayerischem Kulturgut in etwa so viel zu tun, wie die vermeintliche Kult-Disco "Oberbayern" am Ballermann.
Wieviel Mallorca passt also in ein bayerisches Bierzelt? Was bei Mickie Krause im Vorjahr noch funktionierte, wollte diesmal bei den Atzen nicht so wirklich zünden. Den Jungs aus Berlin wird's freilich egal sein. In den letzten Jahren wurde es ohnehin bedenklich ruhig um die Party-Combo. Außerdem gibt's ja noch eine nette Gage obendrauf. Also rauf auf die Bühne und raus mit so bekannten Gassenhauern wie "Das geht ab! (Wir feiern die ganze Nacht)" und "Disco Pogo". Und das Bierzelt steht Kopf - zumindest der Teil vor der Bühne.
Genau diese beiden Songs waren es auch, die für Stimmung sorgten. Mit "Das geht ab! (Wir feiern die ganze Nacht)" legten Die Atzen los und mit "Disco Pogo" als Zugabe beendeten sie ihre Party nach rund 45 Minuten. Zwischendrin herrschte allerdings weitesgehend Leerlauf. Songs wie "Ananas (Atzen macht die Anna nass)" oder "Ghetto Techno (Swimmingpool)" kannten augenscheinlich nur die absoluten Hardcore-Atzen auf den Bierbänken. Einige Tische leerten sich und das ganze Schauspiel glich mittendrin einer dieser Partys, bei denen plötzlich der Alkohol ausgeht. Die Atzen gaben auf der Bühne trotzdem weiter bemüht die Playback-Animateure. Und wenn alles nichts mehr half, wurde einfach wieder mit Konfetti geworfen.
Fazit: Die Frage muss erlaubt sein, ob diese Ballermann-Schiene dem Gäubodenvolksfest gut zu Gesicht steht? Was kommt im nächsten Jahr? Der Wendler, Tim Toupet oder dann doch gleich der selbsternannte "König von Mallorca", Jürgen Drews? Doch so lange es im Bierzelt noch Bier in Maßkrügen gibt und keine Eimer voll Sangria, wird's der feiernden Meute (noch) egal sein.