Am 15. Dezember beginnt in Sankt Englmar (Kreis Straubing-Bogen) offiziell die Skisaison. Auch auf der Piste in Grün-Maibrunn. Vor wenigen Tagen noch glich die Fläche dort einer "Odelbahn". Das sorgte für die eine oder andere Irritation.

Vergangene Woche erreichte die Redaktion eine Mail von Hubert Müller (Anm. d. Red.: Name geändert). Einem alten Volkslied entsprechend ist des Müllers Lust ja bekanntlich das Wandern. So ist das auch bei Hubert Müller. Seit über 30 Jahren erkundet er die Wanderwege rund um Sankt Englmar. Doch die Lust am Wandern verging ihm am Samstag, den 20. Oktober. Was ihm gar nicht gefiel: eine geballte Ladung Gülle.

Dabei wurde der Odel nicht einfach nur auf irgendeinem Feld ausgefahren, sondern auf dem unteren Teil der Skipiste Grün-Maibrunn. "Muss das sein?", fragte sich also Hubert Müller und schickte verbunden mit dieser Frage einige Beweisbilder von der frisch gedüngten Piste an die idowa-Redaktion. Er sei in der Gegend aufgewachsen, aber so etwas habe er in diesem Ausmaß "noch nie gesehen". Er verstehe auch nicht, weshalb die angrenzenden Hotels dies zulassen würden, wie er schriftlich mitteilt.

Eine Angelegenheit mit schlechter Duftnote? "In keinster Weise", erstickt Sankt Englmars Bürgermeister Anton Piermeier diese Diskussion im Keim. Der Rathaus-Chef weiter: "Es gab jahrelang keine Beschwerden von Bürgern oder Touristen wegen Gülle. Lediglich vor drei Jahren gab es da mal einen kleinen Vorfall zwei Tage vor dem Sommerfest, aber das war auch schnell geklärt." Die Pisten rund um Sankt Englmar würden eben "überwiegend landwirtschaftlich genutzt".

"Keine negativen Auswirkungen für die Skisaison"

So verhält sich das auch bei der Skipiste Grün-Maibrunn. Den Grund teilen sich drei Eigentümer. Jeder davon besitzt ein Drittel. Das untere Drittel ist in Besitz von Johannes Bindl, der den Grund für den Skilift insbesondere in der Wintersaison verpachtet. Bindl selbst war es auch, der die Gülle am 20. Oktober auf der Skipiste abgeladen hatte. "Alles im Rahmen", wiegelt der Landwirt ab. Die Fläche sei längere Zeit landwirtschaftlich nicht genutzt worden. Er odelt das ganze Jahr über nach eigener Aussage möglichst wenig. Im Herbst sei hingegen die beste Zeit dafür. Zum einen seien die Witterungsbedingungen günstig, zum anderen herrsche zu dieser Zeit kaum Fremdenverkehr. Bindl: "Ich habe an diesem Tag etwa 40 Kubikmeter Gülle ausgebracht. Das ist im Jahresschnitt normal." Zudem gebe es für Gülle ab 1. November auch eine Sperrfrist. Im Landkreis Straubing-Bogen wurde diese bis zum 15. November verlängert. Spätestens ab dann darf keine Gülle mehr ausgefahren werden.

"Wir haben nunmal begrenzte Güllelager. Bis zur Sperrfrist muss ich das losbringen", berichtet Johannes Bindl. Es habe sich diesmal um recht dickflüssige Gülle gehandelt. "Es mag schon sein, dass dadurch bei dem ein oder anderen der Eindruck entstand, es wäre besonders viel gewesen. Das war aber nicht der Fall", so Bindl. Negative Auswirkungen für die in Kürze beginnende Skisaison habe das jedenfalls nicht. Bindl: "In nächster Zeit wird es eh wieder einige Niederschläge geben. Dadurch sickert die Gülle in den Boden. Außerdem liegt ja auch noch Schnee drauf."

Wintersport-Fans können dann also ohne jegliche Geruchsbelästigung wieder über die Piste in Grün-Maibrunn brettern. Und auch Hubert Müller kann dann hoffentlich die schöne Winterlandschaft, in der er aufgewachsen ist, wieder in vollen Atemzügen genießen.