Auszeit durch Corona: ein Versucht, nicht nur schwarz zu sehen
"Ich erinnere mich an viele schöne Begegnungen"
9. April 2020, 14:20 Uhr aktualisiert am 9. April 2020, 14:59 Uhr
Seit 50 Jahren bin ich schon freie Mitarbeiterin der Zeitung und gehe normalerweise auf viele Termine, über die ich dann berichte. Diese Veranstaltungen fallen jetzt alle aus. Manchmal lese ich jetzt einige meiner alten Berichte und erinnere mich an die vielen schönen Begegnungen. Zum Beispiel mit dem damaligen Kardinal Ratzinger, der den Bogenberg besucht hat, wir haben zusammen ein Eis gegessen und uns unterhalten. Einmal habe ich auch den jetzigen bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder getroffen. Ich habe ihn gefragt, ob er Hunde mag, und das tut er. Von da an hatte ich gleich ein besseres Bild von ihm. Mein Hund Theo ist mir in diesen Tagen ein treuer Begleiter, mit dem ich viel spazieren gehe. Auf unseren Runden treffe ich auch einige meiner Nachbarn. Wir halten dann ein Schwätzchen, aber natürlich nur mit Abstand. Ich habe schon den Eindruck, dass der Zusammenhalt in der Bevölkerung in der Krise wächst. Was mir leidtut, ist, dass meine Enkel nicht zum Ostereiersuchen in meinen großen Garten kommen können. Das ist in unserer Familie eigentlich schon zur Tradition geworden. Zum Glück werden die Schokoladeneier ja nicht schlecht. Speziell ist die derzeitige Situation schon. Ich habe den Zweiten Weltkrieg noch erlebt, wir mussten aus dem oberschlesischen Gleiwitz fliehen und lebten nach dem Krieg in Vilshofen. Dort gab es das sogenannte Fraternisierungsverbot. Deutsche durften nicht mit den Amerikanern sprechen, aber eine Abstandsregelung wie heute gab es damals nicht. Obwohl die Situation jetzt für mich wie für alle anderen neu und ungewohnt ist, bin ich positiv gestimmt. Ich freue mich schon auf alle Veranstaltungen, über die ich in der Zeitung wieder berichten werde und auf meinen 95. Geburtstag Ende Oktober. Den will ich wie alle halbrunden und runden Geburtstage mit Verwandten und Freunden auf dem Bogenberg feiern.
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