Straubing

Jason Dunham im Interview: "Die DEL in Straubing ist Jahr für Jahr eine Herkulesaufgabe"


Viel zu tun hat derzeit Tigers-Manager Jason Dunham. 78 Bewerbungen für die Nachfolge von Daniel Ratushny gilt es zu sichten (Foto: Schindler).

Viel zu tun hat derzeit Tigers-Manager Jason Dunham. 78 Bewerbungen für die Nachfolge von Daniel Ratushny gilt es zu sichten (Foto: Schindler).

Von Fabian Roßmann und Redaktion idowa

Während der Saison hat sich Jason Dunham nur punktuell zu Wort gemeldet. Jetzt, nach dem Saisonende, bezieht er im idowa-Interview Stellung zur vergangenen Saison sowie dem aktuellen Stand in Sachen Planung für die neue Spielzeit.

Herr Dunham, die Saison ist vorbei und endete für die Straubing Tigers bereits nach der Hauptrunde. Wie enttäuscht sind Sie?
Dunham: Natürlich sind wir alle enttäuscht über das Abschneiden in der vergangenen Saison und sind der Überzeugung, dass auch mehr möglich gewesen wäre. Aber jetzt müssen wir mit dem Ergebnis umgehen und versuchen, es in der kommenden Saison besser zu machen.

Sie sind also gerade dabei, die aktuelle Saison aufzuarbeiten und zu analysieren?
Dunham: Genau. Ich führe gerade Gespräche mit unserem Trainer Daniel Ratushny und unserem Sportlichen Berater Jürgen Pfundtner. Wir schauen gemeinsam, wie die vergangene Spielzeit gelaufen ist und wo man eventuell etwas ändern könnte, um sich zu verbessern.

Mit Sicherheit liegt das Hauptaugenmerk gerade auf der Kaderzusammenstellung. Mit sieben zum Teil sehr wichtigen Spielern konnte bereits verlängert werden. Eine Tatsache, über die sie wahrscheinlich sehr glücklich sind, oder?
Dunham: Natürlich bin ich zufrieden mit den Verlängerungen. Mich freut vor allem, dass wir mit René Kramer und Alexander Dotzler zwei gute deutsche Verteidiger an uns binden konnten. Denn deutsche Verteidiger sind im Moment in der gesamten Liga gefragt und auf dem Markt nur sehr begrenzt vorhanden.

Verlängert wurde auch mit Jason Bacashihua. War diese Entscheidung von vornherein klar, oder gab es Überlegungen, eine Veränderung auf der Goalie-Positon durchzuführen, etwa auf ein deutsches Torhüter-Duo zu setzen?
Dunham: Zunächst einmal muss ich klar stellen, dass sich Jason diese Vertragsverlängerung durch seine Leistung in den letzten Spielen absolut erarbeitet und verdient hat. Zwei deutsche Torhüter sind für uns unbezahlbar. Natürlich sind gerade welche ohne Vertrag, die sportlich bei uns die Nummer eins sein könnten - sie sind aber schlichtweg nicht zu finanzieren.

Mit Sebastian Staudt wurde dagegen noch nicht verlängert. Wie schaut es auf der Position des zweiten Goalies aus?
Dunham: Da sind wir momentan in Gesprächen. Wir haben mit Sebastian schon darüber gesprochen, halten die Augen aber weiterhin offen. Es ist sehr wichtig, dass wir einen starken zweiten Torhüter haben.

In Sachen Neuzugänge gab es bei den Tigers bislang noch nichts zu vermelden, auch weil der Etat für die kommende Saison noch nicht geklärt ist. Wie schwer ist es für Sie, ohne finanzielle Gewissheit die Planungen voranzutreiben?
Dunham: Natürlich ist es in dieser Situation schwer, konkrete Verhandlungen zu führen. Ich bin gerade dabei, Informationen zu sammeln, die Konditionen von möglichen Neuzugängen in Erfahrung zu bringen. Ich bin seit Januar Woche für Woche in der DEL 2 und der Oberliga unterwegs und schaue mir interessante Spieler an.

Aber unterschrieben ist bislang noch nichts?
Dunham: Nein.

Nach welcher Art von Spielern suchen Sie denn?
Dunham: Wir würden gerne zwei junge Verteidiger und zwei junge Stürmer holen. Dazu würden wir gerne einen oder zwei richtig gute deutsche Verteidiger holen. Aber das ist alles eine Kostenfrage, am Ende muss bei allen Neuzugängen das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen.

Aber der Blick geht schon mehr zu jungen deutschen Talenten, oder?
Dunham: Wir haben damit in der abgelaufenen Saison mit Marcel Brandt und Thomas Brandl sehr gute Erfahrungen gemacht. Doch das waren für uns auch zwei absolute Glücksfälle. Man weiß bei jungen Spielern aus den unteren Ligen nie genau, wie sie einschlagen und wie sie sich in der DEL behaupten können. Da braucht man auch das nötige Quäntchen Glück.

Bei den Spielern, die bereits verlängert haben, sind auch einige Top-Verdiener wie etwa Blaine Down oder Jason Bacashihua dabei. Damit dürfte ein erheblicher Teil des Etats schon weg sein.
Dunham: Solche Spieler sind aber notwendig. Du brauchst qualitativ hochwertige Spieler, die die Mannschaft führen, um in dieser Liga konkurrenzfähig zu sein.

Aber geht das nicht auf Kosten der Breite im Kader?
Dunham: Es ist kein Geheimnis, dass wir in den vergangenen Jahren immer einen der kleinsten Kader hatten. Auch uns würde ein breiterer Kader natürlich weiterhelfen, denn zum Eishockey gehört eine gewisse Konkurrenz innerhalb des Teams einfach dazu. Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, wie der Etat in der kommenden Saison ist. Dann müssen wir Entscheidungen treffen. Wir werden jedoch auf jeden Fall versuchen, die Breite im Kader zu erhöhen.

Cheftrainer wird in der neuen Saison wieder Daniel Ratushny sein. Bei der Aussage von Jürgen Pfundtner in der Pressemitteilung könnte man meinen, dass man nicht zu einhundert Prozent von ihm überzeugt ist.
Dunham: Wir sind sehr zufrieden mit Daniel. Er hat hier in den vergangenen drei Spielzeiten hervorragende Arbeit geleistet. Natürlich war die vergangene Saison nicht optimal, aber wir müssen in Straubing auch realistisch bleiben.

Wie meinen Sie das?
Dunham: Naja, es muss bei uns noch immer sehr viel zusammenpassen, um die Playoffs zu erreichen. Wir müssen uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass wir hier der kleinste DEL-Standort sind. Wir können uns mit den Topteams der Liga nicht messen. Es ist ja kein Zufall, warum in den letzten Jahren immer fast die gleichen Mannschaften bis zum Ende um den Meistertitel gekämpft haben.

Es scheint so, als würde in der DEL die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander gehen. Die Topclubs drücken die Preise derart in die Höhe, dass die kleineren Vereine nicht mehr mithalten können.
Dunham: Das ist genau das, was ich meine. Wir sehen seit zwei Jahren die Entwicklung, dass die Liga begonnen hat, sich zu spalten. Iserlohn, Schwenningen, Augsburg und Düsseldorf sind die Clubs, mit denen wir uns messen müssen. Je niedriger die finanziellen Mittel sind, desto mehr muss man als Verein eben auch ins Risiko gehen. Für einen kleinen Verein, wie wir es sind, gibt es keine Garantie, jedes Jahr in die Playoffs zu kommen. Um das zu erreichen, muss schon alles zusammenpassen. Es ist Jahr für Jahr eine Herkulesaufgabe, dass du in dieser Liga konkurrenzfähig bleibst und natürlich brauchst du auch ein paar Glücksgriffe.

Heißt das, dass man als Ziel für die nächste Saison nicht die Playoffs ausgeben wird?
Dunham: Es ist nicht angebracht, schon jetzt über das kommende Saisonziel zu sprechen. Aber es muss unser aller Anspruch sein, jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Dann wird sich auch der Erfolg für den gesamten Verein wieder einstellen.

Dafür wünschen wir Ihnen in der nächsten Saison viel Erfolg und in Sachen Neuzugängen ein glückliches Händchen und bedanken uns für das Interview.

0 Kommentare:


Bitte melden Sie sich an!

Melden Sie sich an, um kommentieren zu können.

Anmelden