Interview zu Hähnchenmast-Plänen
Manfred Krä: "Momentaner Trend: eher Ablehnung"
13. Juli 2018, 17:51 Uhr aktualisiert am 13. Juli 2018, 17:51 Uhr
Am Donnerstagabend konnten sich die Bürger über das geplante Vorhaben einer Umnutzung der Legehennenhaltung in Niederharthausen bei Aiterhofen im Rahmen einer Informationsveranstaltung informieren. Dr. Josef Bachmeier von der Brüterei Süd gab den Besuchern Informationen über das geplante Vorhaben an die Hand. idowa hat mit Manfred Krä, dem Bürgermeister von Aiterhofen, über den Verlauf der Sitzung gesprochen - und darüber, wie sich die Stimmung in Aiterhofen derzeit darstellt.
Herr Bürgermeister, am Donnerstagabend war die öffentliche Sitzung zu der möglichen Umnutzung des ehemaligen Bayern-Ei-Standortes in Niederharthausen als Hähnchenmast. Wie verlief die Sitzung?
Manfred Krä: Der Gemeinderat war ja eingeladen und die Bürgerinnen und Bürger, die Interesse hatten. Es waren circa 120 interessierte Bürger da, der Großteil aus dem Ortsteil Niederharthausen, wo ja diese Anlage von der Brüterei Süd übernommen werden sollte. Es gab 30 oder sogar 35 Wortmeldungen. Und es hat sich herausgestellt, dass die Bürger von Niederharthausen massivst dagegen sind, dass diese Anlage als Hühnchenmastanlage übernommen wird. Ich muss sagen, es ist sehr sachlich und sehr fair abgelaufen.
Können Sie nochmal kurz die Ausgangslage erörtern?
Die Anlage ist bis vor drei Jahren von Bayern-Ei betrieben worden, sie steht nun seit drei Jahren leer. Pohlmann, der Besitzer, möchte die Anlage verkaufen. Es gibt die Möglichkeit, dass es eine Hähnchenmastanlage wird, dass es Brüterei Süd übernimmt und dann entsprechend austattet. Die möchten dann 254.000 Hähnchen aufstallen. Da wäre dann der Gemeinderat gefragt, da eine bauliche Veränderung stattfinden muss. Denn wenn es nur ebenerdig gemacht würde, dann würden nur 128.000 hineingehen. Dann wäre auch der Gemeinderat nicht gefragt, es würde ganz allein das Landratsamt bearbeiten. Es soll aber eine Zwischendecke eingebaut werden und die Kapazität soll auf 254.000 erhöht werden. Deswegen ist der Gemeinderat gefragt. Wir müssten dann ein Bauleitverfahren durchführen, mit öffentlicher Beteiligung. Das Prozedere würde vermutlich ein halbes Jahr dauern.
Gibt es schon einen weiteren Termin in der Entscheidungsfindung?
Wir haben angekündigt, dass wir am 8. August eine Gemeinderatssitzung durchführen werden, die öffentlich ist, in der Merzweckhalle wieder. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sollen dabei sein können, wenn der Gemeinderat dann abstimmt. Aus meiner Sicht geht der Trend derzeit eher dahin, dass es abgelehnt wird. Das ist mein momentanes Gefühl.
Sind derzeit auch andere Möglichkeiten der Nutzung auf dem Tisch?
Es ist halt so, dass diese Anlage auf 420.000 Legehennen ausgelegt ist. Die Genehmigung dazu ist noch vorhanden, läuft aber, soweit ich weiß, im Herbst aus. Es könnte aber neu beantragt werden. Soweit wir es von Dr. Bachmeier von der Brüterei Süd erfahren haben, könnte also wieder mit Legehennen aufgestallt werden. Und das wollen wir natürlich auf keinen Fall.
Wie ist denn Ihre eigene Haltung?
Ich kann es Ihnen momentan wirklich nur gefühlsmäßig sagen. Wir müssen im Gemeinderat ausführlich darüber beraten. Es gibt schon auch Bürger, die sich nicht zu Wort melden wollten, die sagen: ‚Gut, es wäre schon sinnvoll, wenn eine Mastanlage nahe an der Schlächterei wäre.‘ Das Damokles-Schwert, das über uns schwebt, ist: Wenn es jetzt nichts wird, mit dem Plan, zum Beispiel weil wir ihn ablehnen, dann könnten eben auch wieder Legehennen aufgestallt werden. Aber vom Gefühl her muss ich sagen, dass der Trend zur Ablehnung geht.
Gab es bei der Versammlung auch positive Stimmen?
Nicht eine einzige. Es gab ausschließlich Wortmeldungen gegen die Pläne. Was mich gefreut hat, war, dass ein Bürger aufgestanden ist, und gesagt hat: ‚Es ist toll, wie die Gemeinde das macht, dass man die Bürger über eineinhalb Stunden über das Vorhaben informiert, und der Bürger dann die Möglichkeit hat, seine Meinung kundzutun. Wir haben von Anfang an Gemeinderat und Bürger auf eine Ebene gestellt und haben dafür gesorgt, dass alle die gleichen Informationen haben. Bis zur nächsten Sitzung haben nun alle Zeit, sich eine Meinung zu bilden.
Nicht nur reden, sondern machen
Der BUND hat in einer Pressemitteilung am Donnerstag unter anderem damit argumentiert, dass Aiterhofen einen weiteren Imageverlust erleiden würde, wenn man den Plan umsetzt. Was sagen Sie dazu?
Das glaube ich weniger. Wir haben den Eindruck, dass trotz der Vorgänge um die Anlage in der Vergangenheit, jeder nach Aiterhofen möchte. Wir könnten jeden Tag zurzeit einen Baugrund verkaufen. Vielleicht ist es nur in Niederharthausen etwas schlechter, weil die Leute hier halt schlechte Erfahrungen mit den Anlagen gemacht haben.
Wovor haben denn die Leute Angst, wenn ein entsprechender Betrieb nun nach Aiterhofen käme?
Manche haben Angst davor, dass mehr Verkehr auf uns zukäme. Das ist aber schon widerlegt worden. Es wäre wohl weitaus weniger, als mit der Eierproduktion, das sagt wenigstens Dr. Bachmeier. Andere haben Angst vor Stäuben oder vor Geruchsbelästigung. Es war außerdem ein Leserbrief in der Zeitung. Der liegt aber total daneben. Die Leserbriefschreiberin hat Angst, dass Grundwasser belastet wird. Durch Hühnchenmast wird aber kein Grundwasser belastet. Die Flüssigkeit ist im Kot enthalten, und der wird in Biogasanlagen gebracht und entsorgt. Da könnte man andere Dinge wie etwa Feldgemüseanbau zehnmal eher anprangern. Auf jeden Fall hätte ich mich gefreut, wenn die Leserbriefschreiberin zu der Sitzung am Donnerstagabend gekommen wäre und sich angehört hätte, was angedacht ist.
Massentierhaltung steht immer wieder am Pranger…
Die Entwicklung ist aus Amerika gekommen. Es gibt einfach heutzutage keine kleinen Ställe mehr, bei denen der Bauer 50 oder 100 Hühner hat. Überall ist Masse. Landwirte müssen immer größere Flächen bewirtschaften. Ob der Trend gut ist oder nicht, da kann man streiten. Ich bin kein großer Freund davon, dass man alles aus Amerika übernimmt. Aber entscheidend ist der Bürger selber. In der Diskussion ist auch gekommen, dass es vielleicht ein Beitrag wäre, dass der Bürger noch sensibler für Massenproduktion werden würde, wenn der Gemeinderat sich dagegen ausspricht. Das ist zwar gut gemeint, aber letztlich muss sich der Bürger selbst anders verhalten. Er muss unter anderem dann auch sein Einkaufsverhalten ändern, etwa nicht mehr nur nach dem Motto ‚Hauptsache billig und groß‘ kaufen. Man redet gerne über Umwelt, aber selber tut man dann nichts dazu.