Ostbayern

Trump als Präsident - Meinungen aus der Region und den USA


Der Underdog Donald Trump gewinnt überraschend die US-Wahlen. Wir haben bei Deutschen und Amerikanern nachgefragt, wie sie das Wahlergebnis beurteilen.

Der Underdog Donald Trump gewinnt überraschend die US-Wahlen. Wir haben bei Deutschen und Amerikanern nachgefragt, wie sie das Wahlergebnis beurteilen.

Von Susanne Pritscher und Redaktion idowa

Donald Trump ist der 45. Präsident der USA. Das steht seit Mittwochmorgen fest. Was das bedeutet, wird wohl die Zukunft zeigen. Zu Donald Trump haben wohl mehr Menschen eine Meinung, als zu vielen anderen Präsidenten der USA. Wir haben uns in der Region und auch im Ausland umgehört und einige Meinungen für Sie zusammengetragen.

Lesen Sie hier die Meinungen von Politikern aus der Region:

Alexander Putz, neuer Oberbürgermeister in Landshut:"Ich sehe das Thema eher unaufgeregt. Ich habe am Morgen Trumps Rede gesehen, das war ganz anders, als das bisherige Wahlkampfgetöse. Wir können hoffen, dass dieser Tonfall bleibt, vielleicht wird es dann gar nicht so schlimm, wie viele prophezeien. Außerdem finde ich, dass man sich als Politiker - besonders vor der Wahl - mit Aussagen zurückhalten sollte. Die Politik sollte sich insgesamt weniger empören, weniger emotionalisieren. Gerade diese Emotionalisierung der Politik, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat, hat in das "postfaktische Zeitalter", das jetzt überall betroffen ausgerufen wird, geführt."

Hans Rampf, amtierender Oberbürgermeister in Landshut:"Ich habe die Wahl eher nebenbei verfolgt. Trump war aus meiner Sicht schon eine große Überraschung, weil Hillary Clinton viel politische Erfahrung mitbringt. Allerdings haben sich die Wähler offensichtlich eine andere Person gewünscht. Weltweit ist ein kleiner Rechtsruck zu spüren und Trump ist einer dieser Hardliner."

Markus Pannermayr, amtierender Oberbürgermeister in Straubing:"Die Entscheidung über die Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist im Rahmen einer demokratischen Wahl gefallen. Das Ergebnis haben wir zu akzeptieren. Gleichwohl machen das Resultat der Wahl und insbesondere die Art und Weise des in den letzten Wochen und Monaten geführten Wahlkampfs nachdenklich. Es hat sich gezeigt, dass eine ganze Nation polarisiert ist. Die spürbare Unzufriedenheit und die artikulierten Ängste sind beunruhigend und ein Weckruf für die Politik. Welche Auswirkungen die Wahl auf die USA, Europa und die Welt haben wird, wird die Zukunft zeigen. In jedem Fall wird es eine Zeit großer Herausforderungen."

Hubert Aiwanger, Vorsitzender der Freie Wähler Landtagsfraktion: "Ich wünsche mir, dass unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump die deutsch-amerikanischen Beziehungen weiterhin gut bleiben - auch ohne Freihandelsabkommen TTIP. Im Interesse von uns allen muss auch eine Entspannung der Krise mit Russland und das Ende des Krieges in Syrien liegen." (Wortlaut einer Pressemitteilung)

Karin Bucher, Erste Bürgermeisterin in Cham: "Ich kann nicht fassen, dass ein absoluter Rüpel, ein Mensch ohne Anstand, ohne Mitgefühl für Schwache oder Benachteiligte, dass jemand der geistig über eine Wild-West-Mentalität nicht hinauskommt, der weder von Politik, Geschichte noch von anderen Ländern eine Ahnung hat, dass so ein Mensch Präsident der USA geworden ist! Ich bin wahrlich kein Fan von Hillary Clinton, aber sie wäre zumindest so klug gewesen um Auswirkungen von politischen Entscheidungen zu erkennen. Ich bin zutiefst traurig darüber zu was die Errungenschaften der Demokratie führen können!" (Wortlaut eines Facebookstatus der Bürgermeisterin)

Franz Löffler, Landrat des Landkreis Cham: "Als erstes muss man sagen, dass sich alle Wahlvorhersagen sauber getäuscht haben. Aber Donald Trump wurde demokratisch gewählt, ist damit legitimiert und damit haben wir jetzt auch umzugehen. Ich hoffe, dass er gute Berater hat und von seinen Aussagen aus dem Wahlkampf wieder etwas abrückt. Gut wäre eine Sachpolitik für die menschen in Amerika. Die Wahl hat mich aber auch betroffen gemacht, weil sich das amerikanische Volk mehr als je zuvor von Populismus hat leiten lassen."

>> idowa+: Lesen Sie hier den Leitartikel von Politikchef Dr. Gerald Schneider

Das sagen Sportler aus der Region:

Mike Cornell, Verteidiger bei den Straubing Tigers mit amerikanischem und kanadischem Pass: "Die Wahl hat sehr viele Leute überrascht. Ich habe auch gedacht, dass Clinton gewinnt. Aber das Ergebnis steht jetzt fest, deshalb ist es wichtig, dass sich alle daran erinnern, gute Menschen zu sein und als Land zusammenzustehen. Ich denke, dass es eine Veränderung in der amerikanischen Politik gebraucht hat. Ob das die richtige war, da bin ich mir nicht sicher. Dass viele Amerikaner es als Wahl gesehen haben, bei der sie sich für das geringere Übel entscheiden mussten, lässt das Land auf jeden Fall in keinem guten Licht dastehen."

Die Volleyballerinnen Rachel Olinyk (Kalifornien), Kara Seidenstricker und Paige Penrod (Ohio) kommen aus den USA und spielen in Straubing bei Nawaro Volleyball. Sie haben uns drei Fragen beantwortet:

Was denkt ihr über das Wahlergebnis?

Rachel Olinyk: "Ich bin froh, dass es vorbei ist und keine weiteren Debatten gibt. Mit Trump kann ich leben, er regiert ja nicht alleine."

Kara Seidenstricker: "Es war eine lange Wahl dieses Jahr. Und sie war viel negativer als die letzten Wahlen. Schon irgendwie gut, dass es vorbei ist. Wir müssen jetzt nach vorne schauen, an der Wahl kann man nichts mehr ändern. Es wird alles gut."

Paige Penrod: "Ich finde das ganze auch nicht so schlimm."

Wie habt ihr die Wahlnacht erlebt?

Olinyk: "Meine sozialen Medien sind quasi explodiert. Ansonsten habe ich nur ein paar Mal nachgesehen. Ich hatte schon so ein Gefühl, dass Trump gewinnt. Die FBI-Untersuchungen gegen Clinton haben die Wähler skeptisch gemacht. Aber Trump sagt geradeheraus, was er denkt. Wie er es sagt, ist manchmal etwas schwierig, aber seine Politik ist das, was viele denken, aber nicht aussprechen."

Wie seht ihr Trump?

Penrod:"Ich habe mich nicht wirklich damit beschäftigt, weil ich es von Deutschland aus so schwer verfolgen kann."

Seidenstricker: "Ich bin auch etwas von zuhause abgeschnitten, wegen dem Zeitunterschied. Das hat es schwer gemacht, sich von den beiden Kandidaten ein Bild zu machen. Man wird sehr von den sozialen Medien beeinflusst, die aber keine verlässliche Quelle sind."

Olinyk: "Auch die Nachrichtensender sind nicht unabhängig, sondern lassen sich von ihrer eigenen politischen Meinung beeinflussen und liefern so verzerrte Blickwinkel. Der Rest der Welt hat Angst vor Trump. Ich vertraue aber darauf, dass er nichts tut, was diese Welt oder Amerika vernichten wird. Immerhin liefert er ein lustiges Bild eines Präsidenten ab, mit seinem fluffigen Haar."

So sehen Menschen in Amerika das Wahlergebnis:

Patty Dickmann, Rentnerin aus Florida:

"Ich finde, dass Trump der Arbeiterklasse eine Chance bietet. Wir haben Schwierigkeiten damit, dass sich die demokratische Party nur um die gut ausgebildeten Menschen kümmert. Ich weiß, dass Merkel viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen lässt und habe gehört, dass viele Deutsche nicht sehr glücklich darüber sind. Wir hoffen, dass dasselbe nicht auch in Amerika passiert. Einwanderer, die in unser Land kommen, haben oft ein besseres Leben als die Veteranen.Viele von ihnen sind obdachlos und erhalten keine richtige medizinische Versorgung. Das gefällt vielen Menschen in unserem Land nicht.

Mein Mann und ich haben von Anfang an gesagt, dass Hillary immer so getan hat, als hätte sie einen Anspruch auf das Präsidentenamt, nur weil sie eine Frau ist, weswegen jeder für sie stimmen sollte. Vielleicht ist es auch Zeit, eine Frau als Präsidentin zu haben - nur nicht sie."

Tatjana Leikam, Teaching Assistant am Williams College in Massachussetts:

"Gestern Nachmittag sagte einer meiner Professoren: 'Was könnte an einem wunderschönen Tag wie diesem, denn schon schief gehen. Und dann bemerkte ich wie naiv dieser Gedanke war.' Am Abend traf ich mich mit meiner französischen Kollegin und ein paar Studenten in einem Wohnheim, um das Wahlspektakel zu verfolgen. Nach und nach färbte sich ein Bundesstaat nach dem anderen rot und die Stimmung kippte. Eine der Studentinnen sagte schließlich "Eigentlich dachte ich, ich würde noch feiern gehen, wenn Clinton gewinnt. Aber so wie das aussieht, muss ich eher feiern gehen, um zu vergessen, dass er gewinnt."

Um 24 Uhr wussten wir eigentlich alle schon, dass das Rennen gelaufen war, aber keiner wollte es aussprechen. Die Französin bekam eine SMS von einem Studienkollegen: 'Ich habe Angst. Nicht vor dem, was Trump anrichten wird, sondern Angst um meine Familie und vor dem, was der wütende Mob, der sich durch Trump bestätigt fühlt, mit Immigranten machen wird.' Auf meinem Weg nachhause begegnete ich mehreren Grüppchen an Studenten, die fassungslos versuchten, zu verstehen, wie das passieren konnte. Eine Studentin weinte.

Heute Morgen haben wir bereits alle mehrere E-Mails vom College bekommen - alle mit einem Aufruf zur gemeinsamen Reflektion über die Geschehnisse von gestern Nacht und Angeboten zur psychologischen Beratung. Die Atmosphäre ist geprägt von Fassungslosigkeit, Trauer und Wut."

Jon Sproule, Student aus Trenton, Maine:

"Ich mochte keinen der beiden Kandidaten. Trotzdem wollte ich, dass Clinton gewinnt, weil ich dachte, ihre Ansätze würden Amerika dabei helfen, Fortschritte im Bereich sozialer Gerechtigkeit zu machen. Ich habe keine Ahnung, warum Trump hätte gewinnen können, ungeachtet dessen, was die Umfragen ergeben haben.

Heute habe ich bemerkt, dass viele Leute Angst hatten. Sie waren eine Mischung aus Unterstützern von Trump und Clinton. Der Grund für die Furcht ist, dass keiner weiß, was Trump als nächstes tun wird. Er hat bewiesen, dass er unberechenbar ist. Deswegen weiß ich nicht, ob er die Maßnahmen, doie er im Wahlkampf vorgestellt hat, wirklich umsetzen wird. Abgesehen von dem Versprechen, dass er die amerikanische Wirtschaft verbessern wird, hat er keinen klaren Aktionsplan festgelegt. Deswegen bin ich sehr skeptisch, was seine Fähigkeit, Maßnahmen umzusetzen, betrifft.

Seine Rolle als Präsident wird aber sicher zu mehr Diskrimination durch seine Anhänger führen."

Noah Thomas, Student am Wheaton College in Massachussetts:

"Schock, Verzweiflung und Wut sind die Gefühle von jedem liberalen US-Bürger nach dem Sieg von Donald Trump. Für viele war die Wahl Trumps eine Überraschung, während diejenigen, die sich stark mit der Politikwissenschaft auseinandersetzen, es kommen sahen. Die Ergebnisse der letzten Nacht waren erschütternd, aber nicht überraschend.

Ein trauriger Faktor bei der Wahl war, dass es sich gezeigt hat, dass lange Zeit viele der meist am Land lebenden Menschen entweder uninteressiert an den Wahlen waren oder nicht abstimmen wollten, weil sie sich von der amerikanischen Politik isoliert und nicht beachtet gefühlt haben. Die Tatsache, dass so viele von ihnen Trump gewählt haben, zeigt, dass ein großer Teil der Bevölkerung nicht berücksichtigt wurde. Auch wenn viele von ihnen rassistische und bigotte Ansichten vertreten, hat die Demokratie hier versagt.

Die Wahl hat auch gezeigt, dass wir nicht in einem post-rassistischen Amerika leben. Wir, die nicht für Trump gestimmt haben, sind schockiert und haben Angst vor der ungewissen Zukunft. Ich kann nur folgendes sagen: Es tut mir leid für jeden, der so hart für Clinton und Sanders gearbeitet hat, nur damit letztendlich dieser orange Clown gewählt wird. Es tut mir leid für alle Frauen und für alle Minderheiten in der Gesellschaft und dass wir nicht aus der Geschichte gelernt haben."

Frankie Jeney, Student am Colorado College in Colorado Springs:

"Mir geht viel durch den Kopf, was die Wahl betrifft. Mein erstes Gefühl war vollkommene Verwirrung. Soweit ich das im Vorfeld beobachten konnte, haben alle Medien einen Sieg für Hillary vorausgesagt. Das war nicht nur falsch, sondern eine folgenschwere Fehleinschätzung.

Ich komme zufällig ursprünglich aus Ohio, einem der Swing States, die so entscheidend für die Präsidentschaftswahl sind. Dort habe ich wie viele andere fortschrittliche junge Menschen für Hillary Clinton gestimmt. Für mich war es eine Wahl für Fakten, Toleranz, Realität und Fortschritt und ein Votum gegen anachronistisches und gefährliches Denken.

Die Wahl hat gezeigt, wie gespalten das Land tatsächlich ist und wie weit das urbane und ländliche Leben auseinanderdriftet. Ich glaube nicht, dass die Hälfte des Landes Intoleranz oder Arroganz erzeugt, sondern eher ein ganz andere Idee von Fortschritt hat, die mehr oder weniger aus Unzufriedenheit das aktuelle politische Klima umstürzen möchte.

Ich hoffe wirklich, dass Trump fähig ist, mit dem politischen System zu arbeiten und zu kooperieren statt es zu zerlegen."