Straubinger Tagblatt

Wer kann bloß diese Tigers stoppen?


ALLEIN AUF WEITER FLUR erwehrt sich Jean-Sebastien Aubin des Ansturms der Straubinger. Hier pariert Düsseldorfs Torwart einen Schuss von Tigers-Stürmer Derek Hahn, der das 1:1 erzielt hatte. (Foto: Schindler)

ALLEIN AUF WEITER FLUR erwehrt sich Jean-Sebastien Aubin des Ansturms der Straubinger. Hier pariert Düsseldorfs Torwart einen Schuss von Tigers-Stürmer Derek Hahn, der das 1:1 erzielt hatte. (Foto: Schindler)

Von Redaktion idowa

Straubing. (mir) Strahlende Gesichter und ungläubige Blicke sah man am Sonntagabend im Stadion am Pulverturm, wohin man schaute. Denn Straubing steht nach einem überragenden 7:4-Sieg gegen die Düsseldorfer Millionentruppe nach elf Spieltagen sensationell auf Rang zwei in der DEL-Tabelle.

Was die Jungs von Coach Jürgen Rumrich gegen die DEG Metro Stars vor allem im ersten Drittel zauberte, ist schwer in Worte zu fassen. Die Verteidiger und Keeper Dimitri Pätzold spielten durchweg abgeklärt und ließen kaum Chancen zu und vorn brannte ein Offensiv-Feuerwerk.

Dass man für zweieinhalb Stunden (alle anderen Spiele begannen erst um 18:30 Uhr) Spitzenreiter der DEL war, war das i-Tüpfelchen und der verdiente Lohn für die Straubinger Mannschaft, die fünf der letzten sechs Spiele gewann und mit +10 gar die beste Tordifferenz hat. "Ich freue mich, dass wir so erfolgreich sind und gut gespielt haben und das auch schon in den vorangegangen Partien", so Rumrich voller Stolz, während er seinem Team von weitem zuschaute, wie es auf dem Eis von den rund 4400 Fans frenetisch gefeiert wurde.

Zu dem Zeitpunkt waren die Düsseldorfer Spieler bereits in der Kabine verschwunden. Sie wollten endlich raus aus dem Tabellenkeller und hätten dafür dringend Punkte gegen Straubing holen müssen. In den ersten Minuten hatte das Team von Jeff Tomlinson auch gute Chancen und ging durch einen von Kapitän Daniel Kreutzer abgefälschten Schuss in Führung.

"Wir wussten, dass unser Gegner hart beginnen würde. Unsere ersten paar Wechsel liefen nicht optimal, aber dann hat man gesehen, dass wir unglaublich viel Selbstvertrauen haben", so Rumrich. Und Verteidiger Florian Ondruschka bestätigt: "Am Anfang sind wir nicht gleich ins Spiel gekommen. Aber dann ging ein Ruck durch die Mannschaft und es folgte ein Tor nach dem anderen."

Die Tigers drehten nach dem Gegentreffer derartig auf, dass die DEG bis zur ersten Pause rein gar nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Zunächst waren es die erneut bärenstarken Stürmer Karl Stewart und Derek Hahn in einer Zwei-gegen-Eins-Situation mit Düsseldorfs Keeper Aubin. Stewart passte uneigennützig auf seinen besser platzierten Teamkollegen und dieser zog einfach ab zum Ausgleich. "Was einmal klappt, klappt auch ein zweites Mal", dachten sich wohl die Tigers und so waren es nur zweieinhalb Minuten später Calvin Elfring und Justin Mapletoft, die sich in Unterzahl den Puck erkämpften und nach einem identischen Spielzug den Führungstreffer erzielten.

Düsseldorfs Abwehr sah fortan gegen Straubings Stürmer über weite Strecken kein Land mehr. Binnen 68 Sekunden erhöhten die Gastgeber um zwei weitere Treffer. Erst war es René Röthke, der den Puck zwischen Aubins Schoner hindurch ins Netz schubste, anschließend schob Eric Meloche zum 4:1 ein. Düsseldorfs Coach musste bereits nach 16 Minuten eine Auszeit nehmen, während die Tigers-Fans die ersten "Spitzenreiter, Spitzenreiter"-Sprechchöre anstimmten.

Straubing wie Berlin
Angesichts des Spielstandes schaltete Straubing zu Beginn des Mittelabschnitts einen Gang zurück. Düsseldorf kam daher vermehrt zu Chancen und erzielte den 2:4-Anschlusstreffer. Doch was in der vergangenen Saison eine Spitzenmannschaft wie Berlin konnte, kann dieses Jahr eben auch Straubing, nämlich wenn es darauf ankommt, binnen kürzester Zeit den Schalter umlegen.

Und so war die 37. Minute die wichtigste im ganzen Spiel. Auf der einen Seite klärte Pätzold eine hundertprozentige Chance der Düsseldorfer und im nächsten Augenblick erzielte Röthke seinen zweiten Treffer zum 5:2 für Straubing. Der DEG-Trainer war nach der Partie frustriert: "Dieses Gegentor hat so richtig weh getan." Dass das Spiel bei einem Anschlusstreffer der Metro Stars wieder offen gewesen wäre, wusste auch Rumrich und mahnte deshalb vor allem in Bezug auf das letzte Drittel: "Um weiterhin Erfolg zu haben, müssen wir in jedem Spiel voll konzentriert sein und zwar bis zum Schlusspfiff."

Denn in den letzten 20 Minuten, vor allem nach dem sechsten Tigers-Treffer durch Carl Corazzini "nahmen wir zu sehr den Fuß vom Gas", fand Stürmer Justin Mapletoft. Die Metro Stars ihrerseits gaben sich jedoch nicht auf und so wurde es noch einmal spannend. Binnen 36 Sekunden kamen sie durch Treffer von Andrew Nowak und Patrick Reimer auf 4:6 heran. Straubings Trainer nahm daraufhin eine Auszeit und brachte sein Team in die Spur zurück. Kapitän Lee Goren setzte mit seinem Empty-Net-Goal den Schlusspunkt zum 7:4-Endstand.

Die "Spitzenreiter"-Sprechchöre gingen zu diesem Zeitpunkt bereits in die dritte Runde, denn die Fans feierten sich, ihr Team und den Sprung an die Tabellenspitze bzw. letztlich Rang zwei. "Die Tabelle sieht gut aus", meinte Mapletoft mit einem verschmitzten Lächeln beim Blick auf die Leinwand, ehe er und die anderen Spieler in der Kabine verschwanden und diese dank zwei freier Tage erst wieder am Mittwoch betreten.

Dann beginnt die Vorbereitung auf das nächste Heimspiel am Sonntag (Straubing hat am Freitag spielfrei) und da erwartet das Tigers-Team Nürnberg zum Derby. Und was die Zuschauer von diesem Spiel erwarten können, ist für Ondruschka klar: "Die nächsten drei Punkte halt!" Die Fans gewöhnen sich sicherlich gerne an die Konstellation Straubing/Tabellenspitze.