Studieren am Campus

Wie eine Studentin aus Sri Lanka Straubing entdeckte


Lakruvinni Perrera aus Sri Lanka hat das entspannte Leben in Straubing mittlerweile schätzen gelernt.

Lakruvinni Perrera aus Sri Lanka hat das entspannte Leben in Straubing mittlerweile schätzen gelernt.

Von Redaktion Straubing Stadt

Eigentlich wollte sie nach München, in die Großstadt. Gelandet ist sie in Straubing. Das ist die Geschichte von Lakruvinni Perrera aus Sri Lanka, die hier seit 2021 ihren Master macht.

Es ist ein kühler Dezembertag, als Lakruvinni das Lehr- und Forschungsgebäude des TUM-Campus Straubing an der Donau betritt. Vor dem Haupteingang sind einige Studenten dabei, einen kleinen Glühweinstand aufzubauen. Durch die gläserne Fassade ist das Foyer des Gebäudes zu erkennen. An einigen Tischen sitzt eine Hand voll Studenten, vertieft in Bücher, Hefte oder andere Unterlagen. Das monotone Brummen des Kaffeeautomaten füllt den großen Raum, in dem sich nicht mehr als 30 Personen befinden.

"Eigentlich ist es gerade ziemlich voll hier", sagt Lakruvinni und kichert. Obwohl die Zahl der Studierenden in Straubing seit 2020 auf mehr als das Doppelte angestiegen ist, kann man laut Lakruvinni noch nicht von einem belebten Campus sprechen. Erst im vergangenen Jahr hatte die Anzahl der Studenten die Tausender-Marke geknackt. Auch zum letzten Semesterstart haben sich insgesamt 310 neue Studierende am Campus eingeschrieben - ein neuer Rekord für die Stadt.

Nach Kassel ging es unerwartet nach Straubing

Lakruvinni setzt ihren Weg durch das Gebäude fort und nimmt schließlich an einem der Tische Platz. Durch die große Glasscheibe vor ihr blickt sie auf das frisch renovierte Verwaltungsgebäude der TUM. In der Reflexion der Scheibe schaut ihr eine junge Frau mit dunklem Teint und langen schwarzen Haaren entgegen. Ihre Augen strahlen eine freundliche Wärme aus, die sich in ihrem Wesen spiegelt. Lakruvinni nimmt das Leben, so wie es kommt, und versucht, immerzu einen positiven Ausblick auf die Zukunft zu behalten.

Die Sri-Lankerin ist inzwischen am Ende ihres dritten Semesters angelangt. Als sie sich vor über einem Jahr an der TUM eingeschrieben hat, ging sie davon aus, in einer Großstadt zu landen. Doch bald musste sie feststellen, dass sie sich für ein Studium am Campus in Straubing entschieden hatte. Damit war sie zunächst etwas überfordert. "Ich habe mich an der Technischen Universität München beworben, weil es eine international anerkannte Uni ist. Allerdings hätte ich niemals gedacht, dass ich dann in so einer kleinen Stadt wie Straubing landen würde", erzählt Lakruvinni. Zuvor hatte sie ihren Bachelor in Kassel absolviert und ging davon aus, dass Straubing ähnlich groß sein würde. Auch wenn sich diese Annahme recht schnell als falsch herausstellte, beschloss die Sri-Lankerin, der niederbayerischen Kleinstadt eine Chance zu geben. "Meine Kommilitonen in Kassel haben mich davor gewarnt, nach Straubing zu gehen. Sie sagten, in Bayern sind die Menschen unfreundlich und verstehen kein Englisch. Das hat mir damals schon etwas Angst gemacht", erinnert sich Lakruvinni mit einem Schmunzeln zurück.

Die Tür zum Lehr- und Forschungsgebäude geht ein weiteres Mal auf, und ein junger Mann betritt den Raum. Als er Lakruvinni sieht, winkt er ihr zu und kommt an ihren Tisch. Es ist ein Freund, den sie in Straubing kennengelernt hat. Die beiden unterhalten sich eine Weile über die Universität und die kommenden Prüfungen. Allerdings ausschließlich auf Englisch.

Lakruvinni lernt nun zwar seit einem Jahr Deutsch und belegt auch einen Sprachkurs, hat allerdings immer noch sehr begrenzte Sprachkenntnisse. "Das kann im Alltag schonmal zu Problemen führen", gibt Lakruvinni zu. So musste sie beispielsweise zum Eröffnen eines Bankkontos einen Dolmetscher zur Bankfiliale mitbringen. "Ich schäme mich ein wenig dafür, dass mein Deutsch so schlecht ist, obwohl ich nun seit 2017 in Deutschland lebe. Ich verstehe, dass die Menschen hier auf Deutsch reden wollen, deshalb gebe ich mir nun auch Mühe, die Sprache zu lernen", versichert Lakruvinni.

Aus Lakruvinni wird Lucky

Nach einer Weile verabschiedet sich Lakruvinni von ihrem Freund und verlässt das Gebäude. Sie muss sich beeilen, um rechtzeitig in die Arbeit zu kommen. Derzeit ist sie als Barkeeperin im Irish Pub angestellt. Hier ist auch die Sprachbarriere kein großes Problem, wie es in vielen anderen Jobs der Fall wäre. Einzig mit der Aussprache ihres Namens haben manche Gäste Schwierigkeiten, weshalb sie sich meist einfach als Lucky vorstellt.

Lakruvinni geht auf ihrem Weg zur Arbeit an den alten Gebäuden des Stadtplatzes vorüber. Die Sonne ist inzwischen untergegangen, und aus den Läden und Cafés scheint Licht auf das kühle Kopfsteinpflaster. "Es gibt einige Dinge, die ich an Straubing lieben gelernt habe", offenbart Lakruvinni.

Obwohl sie mehr durch Zufall hier gelandet ist, hat das ruhige Leben der Kleinstadt inzwischen einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen. Die Menschen seien nicht so gehetzt wie in der Großstadt und begegneten einem fast immer freundlich.

Auch die Zukunft des TUM-Campus Straubing sieht die Sri-Lankerin optimistisch. Es gäbe zwar noch einige Stellschrauben, an denen gedreht werden müsse, aber der Standort sei noch relativ jung, da bleibe noch genug Zeit, um das Beste aus Straubing herauszuholen. Lucky blickt mit einem Lächeln auf den aus der Dunkelheit ragenden Stadtturm zurück, bevor sie die Treppe zum Irish Pub hinabsteigt und dort ihre Schicht antritt.

Zum Autor

Philip Petzendorfer studiert in Passau Journalistik und strategische Kommunikation. Sein Beitrag ist in einer Lehrredaktion entstanden, die in dem Studiengang integriert ist. Die Lehrredaktion wird von Redakteuren unserer Mediengruppe betreut.