Abschied
Viechtach trauert um Reporterin Edith Wühr
10. November 2024, 11:12 Uhr
"Wir sehen uns in der Redaktion, dann sprechen wir weiter", mit diesen Worten hat sich unsere langjährige Berichterstatterin Edith Wühr am Mittwochabend nach einem Telefonat verabschiedet. Nur zwei Tage später, am Freitagabend, erreichte uns die erschütternde Nachricht, dass Edith völlig überraschend gestorben ist. Eine Nachricht, die sich am Wochenende wie ein Lauffeuer verbreitet hat und alle, auch uns, fassungslos macht. Mit ihr verliert der "Viechtacher Anzeiger" nicht nur eine engagierte Reporterin, der die Stadt, die Menschen und die Geschichten dahinter am Herzen lagen, sondern auch eine wertvolle Kollegin, Ratgeberin sowie Freundin.
Edith Wühr ist am 5. August 1961 in Viechtach auf die Welt gekommen und hier - genauer gesagt in Blossersberg - mit ihrem Bruder Hans aufgewachsen. In Viechtach hat sie auch die Schule besucht und ihr Abitur gemacht. Nicht selten hat Edith in der Redaktion davon erzählt, dass sie das Klassenzimmer des Öfteren gegen die Räumlichkeiten beim Café Hinkofer getauscht hat. Für einige Jahre hat es sie dann nach Weihenstephan verschlagen, wo sie Ernährungswissenschaften studierte. Den Ernährungswissenschaften ist sie aber nicht treu geblieben, sondern hat recht bald ihre Leidenschaft für den Journalismus entdeckt. Bei "Unser Radio" in Regen hat sie ein Volontariat absolviert und dort anschließend gut zehn Jahre als Redakteurin gearbeitet. Ihrer Heimatstadt ist sie aber dennoch treu geblieben, hat hier weiterhin gewohnt und ihre Tochter Maria großgezogen.
Mikrofon gegen Block und Kamera getauscht
Nach ihrer Zeit beim Radio wechselte Edith zur Zeitung und war von da an, mit Stift, Block und Kamera ausgerüstet, als Berichterstatterin in Viechtach und im ganzen Landkreis unterwegs. Als 2007 das "viechtach aktuell" aus der Taufe gehoben wurde, konnte Edith als freie Mitarbeiterin gewonnen werden. Ein Glücksgriff für uns. Seitdem hat sie für "viechtach aktuell" und später auch für unsere Tageszeitung geschrieben. Als "unsere rasende Reporterin" haben wir sie oft bezeichnet, wenn sie von Termin zu Termin gefahren ist. Nicht selten kam es vor, dass ein mündlicher Terminhinweis gleich mit den Worten "Sagts es da Edith, dass vorbeischauen soll" endete. Ob bei der Wasserwacht, der Feuerwehr oder anderen Vereinen in Viechtach - Edith war immer vor Ort und hat über zahlreiche Jahresversammlungen berichtet. Auch über Konzerte und Vernissagen hat sie geschrieben oder Texte für Anzeigenkunden verfasst. Die Viechtacher Ausstellung im Sommer war immer ein fester Termin in ihrem Kalender. Ebenso die monatlichen Stadtratssitzungen. Zig Male war sie bei Sitzungen, so auch erst am vergangenen Montag, und hat in ihrer gewohnt präzisen Weise darüber geschrieben.
Mit vielen Lokalpolitikern ist Edith quasi aufgewachsen, hat ihren Werdegang verfolgt. Und sie wurde von ihnen geschätzt, weil ihr Blick auf das politische Geschehen stets objektiv blieb. Auch über hitzige Debatten hat sie sachlich und ausgewogen geschrieben. Uns jüngeren Kollegen hat Edith mit ihrem umfassenden Wissen weitergeholfen. Ob bei Namen, Orten oder Hintergründen, nicht selten hieß es in der Redaktion "Frag Edith, die weiß es bestimmt." Und ja, meistens wusste sie es.
Sie hat immer einen kühlen Kopf bewahrt
War Not am Mann, so war Edith immer zur Stelle. Musste beispielsweise nach einem stressigen Wahlsonntag noch in letzter Minute, kurz vor Andruck um Mitternacht, eine Meldung aktualisiert werden, so behielt sie einen kühlen Kopf und meinte: "Klar, das mach ich noch schnell." Für "ihre"Zeitung war sie immer da und hat uns, obwohl sie sich auch lange Zeit um ihre inzwischen verstorbene Mutter gekümmert und regelmäßig auf ihre beiden Enkelsöhne aufgepasst hat, nie im Stich gelassen. Einen Termin absagen, das kam für sie nicht infrage. Nur einmal im Jahr stand sie nicht zur Berichterstattung zur Verfügung: Da hat sie wieder zum Mikrofon gegriffen und für die Wasserwacht Viechtach das Fischerstechen moderiert. Dann wurde auch mal über sie berichtet, was ihr meistens gar nicht so recht war.
"Was gibt es denn da so viel zu schreiben?"
Auch beim Korrekturlesen hat Edith die Redaktion unterstützt, wobei ihr kaum ein Fehler entging. Mit einem tadelnden Kopfschütteln hat sie diesen dann behoben. Für Kopfschütteln sorgten bei ihr manchmal auch die langen Artikel der Kollegen. "Das geht doch auch kürzer", sagte sie dann und verwies dabei gerne auf ihre Zeit beim Radio, wo alles "kurz und knackig" sein musste.
Und auch jetzt habe ich ihre Worte im Ohr. "Des reicht doch schon. Was gibt es denn da so viel zu schreiben?" Eigentlich noch jede Menge, aber kurz gesagt: Edith, vielen Dank für alles!
Wir werden dich und deine herzliche, nicht selten sehr direkte, aber immer ehrliche Art schmerzlich vermissen.