Agnes-Bernauer-Festspiele
30 Kinder proben für das Kinderstück "Da Albrecht und sei Agnes"
14. April 2015, 10:03 Uhr aktualisiert am 14. April 2015, 10:03 Uhr
Altertümliche Musik erfüllt den Probenraum im Gründerzentrum in Straubing. "Erst verbeugen sich die Herren", flüstert eine Frauenstimme. "dann die Damen. Sehr gut. Und jetzt tanzen." Plötzlich quengelt ein Junge: "I mog nimma. Des is fad." Die Musik läuft trotzdem weiter. 30 Kinder proben hier seit Februar jede Woche für das Theaterstück: "Da Albrecht und sei Agnes".
Und fad, also langweilig, ist das Stück sicher nicht. Der Junge hat das auch nicht so gemeint. Diesen Satz muss er sagen, er gehört zu seinem Text. Jakob Beyerl ist elf Jahre alt. Er spielt die Rolle des Albrecht. In dieser Szene muss Albrecht zur Tanzstunde. Dazu hat er keine Lust. Er will lieber zu seiner Agnes. So heißt das Mädchen, in das er sich verliebt hat. Die elfjährige Jana Müller spielt Agnes.
Die Agnes und den Albrecht hat es übrigens wirklich gegeben. Sie haben vor rund 600 Jahren in Straubing gelebt. Ihre Liebesgeschichte nahm aber kein gutes Ende. Albrecht war ein Adliger und sollte als Herzogssohn eine adelige Frau heiraten. Adelig waren Menschen, die viel Macht besaßen. Sie genossen Rechte und Vorteile, die das einfache Volk nicht hatte. Der adelige Herzog Albrecht aber verliebte sich in ein einfaches Mädchen aus Augsburg - ohne Adelstitel. Sie hieß Agnes Bernauer. Albrechts Vater Ernst war gegen ihre Liebe. Über die Geschichte der beiden wird in Straubing alle vier Jahre ein Theater aufgeführt: die Agnes-Bernauer-Festspiele. In diesem Jahr ist es wieder soweit.
Bevor aber die Erwachsenen auf der Bühne das tragische Schicksal der Bernauerin, wie Agnes auch genannt wird, zeigen, gibt es ein paar Wochen vorher auch eine Aufführung für Kinder. Das Besondere daran: Alle Rollen nehmen ebenfalls Kinder ein.
Von Profis unterrichtet
Sascha Edenhofer und seine Frau Sabine studieren die Aufführung zusammen mit den Kindern ein. Beide haben selbst schon bei dem Erwachsenenstück mitgespielt. Sie kennen die Geschichte von Agnes und Albrecht also gut. "Wir spielen aber nicht die Erwachsenenversion nach. Sascha hat ein eigenes Stück für Kinder geschrieben", erklärt seine Frau Sabine.
Sie ist es auch, die den Kindern bei der Probe die Einsätze gibt und den Text vorsagt, wenn ihn jemand vergessen hat. Heute üben sie auch die Szene, in der Albrecht Agnes seiner Familie vorstellt. Hier bemerkt der Herzog, dass Agnes eine einfache Baderstochter. "Ein Bader war jemand, der andere Leute gebadet hat, ihnen die Haare geschnitten hat oder die Zähne gerichtet hat", erklärt Jana diesen altertümlichen Beruf.
Dass die Geschichte von Agnes und Albrecht kein glückliches Ende nimmt, finden Jana und Jakob traurig. Wie die Geschichte im Kinderstück genau endet, verraten sie nicht. Jana gibt aber einen Tipp: "Es geht etwas anders aus als bei den Erwachsenen."