Am Sonntag ist der SSV Jahn mit seinem neuen Cheftrainer Alexander Schmidt in die Saisonvorbereitung gestartet. Im idowa-Interview spricht der 45-Jährige nun über seine ersten Eindrücke der neuen Mannschaft, die Ziele die er mit dem SSV Jahn erreichen will und seine Zeit bei 1860 München.

Herr Schmidt, die ersten Trainingseinheiten mit der neuen Mannschaft haben Sie hinter sich. Wie ist ihr Eindruck von ihrer neuen Mannschaft?
Schmidt: Sehr gut. Alle ziehen super mit. Die Spieler sind sehr motiviert, willig und geben richtig Gas.

Hatten Sie schon Zeit, sich die Stadt genauer anzuschauen?
Schmidt: Bisher hatte ich nur sehr oberflächlich die Möglichkeit dazu, weil ich zu sehr mit dem Fußball beschäftigt bin. Aber mein erster Eindruck von der Stadt ist sehr gut.

Laut Christian Keller soll die Trainingsarbeit verändert werden. Es soll individueller und zielgerichteter trainiert werden. Wie darf man sich das vorstellen?
Schmidt: Wir haben jetzt Leistungstests gemacht, damit wird individuell im athlethischen Bereich gearbeitet. Auch im technischen und taktischen Bereich werden wir immer wieder sehr gezielt mit unseren Spielern arbeiten. Diese Art des Arbeitens kenne ich aber schon von meiner Zeit bei 1860, weshalb sie für mich nicht neu ist.

Die Ansprüche beim Jahn sind hoch. Mit wenig Geld soll möglichst schon bis 2016 der Aufstieg in die Zweite Liga gelingen. Können Sie dem gerecht werden?
Schmidt: Über so etwas mache ich mir im Moment noch überhaupt keine Gedanken. Es steht jetzt erst einmal die Vorbereitung auf die kommende Saison an und darauf liegt im Moment der Fokus. Aber natürlich haben wir Ziele und Visionen und daran arbeiten wir fleißig.

Für welche Art von Fußball stehen Sie?
Schmidt: Ich bevorzuge eine aggressive Spielweise, will den Gegner unter Druck setzen. Die Mannschaft soll agieren und nicht reagieren. Dafür brauche ich Spieler, die topfit sind, willig und schnell regenerieren..

Mit Jonatan Kotzke, Jim-Patrick Müller und Abdennour Amachaibou hat der Jahn drei wichtige Stammkräfte verloren. Kann das neue Personal diesen Aderlass auffangen?
Schmidt: Die Abgänge dieser Spieler tun natürlich sehr weh. Aber das lässt sich nicht vermeiden und das wird es immer wieder geben, wenn Vereine mit besseren finanziellen Mitteln anklopfen. Ich bin überzeugt, dass wir gute Transfers getätigt haben und glaube, dass wir die Abgänge auffangen können.

Im August vergangenen Jahres wurden Sie bei 1860 entlassen. Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe, warum es nicht mehr gepasst hat?
Schmidt: Der Druck des Aufsteigens war bei den "Löwen" im Verhältnis zu den vorhandenen Möglichkeiten extrem hoch. Es war für das Team und für mich sehr schwer, dem gerecht zu werden. Dazu kam ein neuer Präsident, der sich profilieren wollte. Ich blicke aber auf elf sehr schöne Jahre zurück und werde die tollen Fans und den Verein immer positiv in Erinnerung haben.

Gibt es Dinge, aus denen Sie bei 1860 gelernt haben und die Sie beim Jahn anders machen wollen?
Schmidt: Ich würde mich nicht mehr dazu leiten lassen, unrealistische Ziele auszugeben. Denn wie man am Ende gesehen hat, war mit der Mannschaft der Aufstieg einfach nicht möglich.

Was haben Sie in der Zwischenzeit, es waren immerhin knapp zehn Monate, gemacht?
Schmidt: Ich habe bei verschiedenen Vereinen hospitiert. Ich war in Fürth bei Frank Kramer, den ich für einen sehr guten Trainer halte. Außerdem war ich noch beim Karlsruher SC, RB Leipzig und Red Bull Salzburg, wo ich einen sehr guten Kontakt zu Ernst Tanner (ehemals Nachwuchsleiter 1860, jetzt Nachwuchsleiter bei RB Salzburg, Anm.d.Red.) habe. Ich war auch bei der U17-Europameisterschaft und -Weltmeisterschaft und habe mir allgemein sehr viele Spiele angeschaut.

Einer ihrer Vorgänger ist Markus Weinzierl, der damals den Aufstieg geschafft hat. Mittlerweile ist er als Trainer in Ihrer Heimatstadt Augsburg äußerst erfolgreich. Schauen Sie sich von Trainern wie ihm etwas ab?
Schmidt: Ich bin von Markus Weinzierl total begeistert. Ich habe ihn öfters im Stadion gesehen, er ist ganz nett und bodenständig. Er hat damals mit dem Aufstieg natürlich einen tollen Erfolg geschafft. Wenn ich das wiederholen könnte, wäre es super. Es ist allgemein überragend, was er mit dem FCA leistet und natürlich ist er auch ein Stück weit Vorbild für einen selbst.

Wo wollen Sie mit dem Jahn am Saisonende landen und wer sind aus Ihrer Sicht die Aufstiegsfavoriten in der Dritten Liga?
Schmidt: Wir wollen uns in allen Bereichen, wie der Struktur im Training, verbessern und die jungen Spieler weiterbringen. Auch tabellarisch wollen wir uns verbessern und einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, wobei das nicht so leicht werden wird. Als Aufstiegsfavorit muss man natürlich Dresden mit den Fans im Rücken und Wehen Wiesbaden nennen, danach wird es ausgeglichen.

Zum Schluss noch: Wie verfolgen Sie die WM und wer, glauben Sie, wird Weltmeister?
Schmidt: Ich war letztens beim Public Viewing im Jahnstadion, da war die Stimmung wirklich klasse. Ansonsten schaue ich mir die Spiele in meiner Wohnung an. Aber bei den Spielen, die um 0 Uhr beginnen, schaffe ich die zweite Halbzeit meistens nicht mehr, weil ich zu müde bin, außer es ist wirklich spannend. Am Anfang war ich sehr skeptisch, aber mittlerweile glaube ich, dass Deutschland Weltmeister werden kann.