Landkreis Regensburg
Alkohol-Brief von Grafing - kein Vorbild?
9. August 2018, 9:15 Uhr aktualisiert am 9. August 2018, 9:15 Uhr
Mit einem Brief an die Eltern von minderjährigen Kindern in ihrer Gemeinde hat die Oberbürgermeisterin von Grafing auf die Gefahren des Alkoholmissbrauchs hingewiesen - und das unmittelbar vor dem dortigen Volksfest. Was tut die Stadt Straubing im Hinblick auf die Prävention vor und während des Gäubodenvolksfestes?
Angelika Obermayr (59) heißt die Grüne Oberbürgermeisterin, die für die Aktion verantwortlich zeichnet. Sie hat veranlasst, dass an rund 600 Familien der oberbayerischen Gemeinde Grafing, die Minderjährige zwischen 14 und 17-Jahren im Haushalt haben, ein Brief geschickt wird. Mit dem Anschreiben wollte die Frau an der Spitze der Gemeinde einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol ins Bewusstsein rufen, und zwar unmittelbar vor dem großen örtlichen Volksfest. "Es ging bei dem Brief nicht um Verbote, sondern darum, dass die Jugendlichen ihre eigenen Grenzen erkennen - es ging mir darum, dass sie Verantwortung lernen." Sie habe ausschließlich positives Feedback auf den Brief erhalten. Die Eltern hätten das Schreiben als Anlass und als Grundlage für Gespräche mit ihren Kindern verwendet.
Daneben hat bereits der Vorgänger von Angelika Obermayr eine alkoholfreie Zone rund um das Volksfestgelände eingeführt, um Trinkgelage in den Parks und das Trinken vor dem Volksfestbesuch einzudämmen. Außerdem gibt es einen Container am Eingang zum Volksfestgelände. Hier können Jugenliche ihren Alkoholpegel messen lassen. Sie erhalten eine kostenlose Brotzeit und alkoholfreie Getränke und können mit Jugendbetreuern sprechen.
Die Erfahrungen mit dem Paket sind laut Angelika Obermayr gut - so gut, dass man im kommenden Jahr wieder dieselben Maßnahmen durchführen will.
Prävention während des Jahres
Wie sieht es nun im Hinblick auf die Präventionsarbeit in Straubing vor und während des Volksfestes aus? Der Pressesprecher der Stadt, Johannes Burgmayer, verweist zunächst darauf, dass in Zusammenhang mit erzieherischen Aufgaben die "Schulen und vor allem die Eltern oder Erziehungsberechtigten gefordert sind".
Aber auch die Stadt Straubing engagiere sich und leiste Präventionsarbeit. Der Pressesprecher verweist auf die kommunale Jugendarbeit der Stadt, die ganzjährig das Thema Alkoholmissbrauch im Fokus habe. Zu den regelmäßig stattfindenden Maßnahmen zählten unter anderem Präventionstheater, Ausstellungen, das Projekt Elterntalk oder Aktionen am Jugendzentrum. Außerdem würden neue Initiativen wie das Präventionsprojekt P.A.R.T.Y. der Gesundheitsregion plus unterstützt.
Doch wie wird das Thema während des Volksfestes seitens der Stadt begleitet? Laut Angaben von Johannes Burgmayer weist das Amt für Soziale Dienste bereits im Vorfeld des Volksfestes auf die Regelungen des Jugendschutzes hin. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien seit vielen Jahren regelmäßig vor Ort. Man arbeite intensiv mit der Polizei, den Festwirten und dem Sicherheitspersonal zusammen, und führe auch unangekündigte Kontrollen durch. Die Zahl der dabei in den letzten Jahren festgestellten Verstöße sei im Hinblick auf die Besucherzahlen als gering einzustufen.
Den "negativen Seiten" des Volksfestes begegnet die Stadt während der "fünften Jahreszeit" mit einer verstärkten Präsenz der Ordnungsdienste, mit einem speziellen Sicherheitskonzept und mit der Beschlagnahmung von Alkohol vor dem Betreten des Festgeländes.