Landkreis Regensburg
Bettelbanden: Hoffen auf weniger Barmherzigkeit
8. Dezember 2017, 12:26 Uhr aktualisiert am 8. Dezember 2017, 12:26 Uhr
Die Vorweihnachtszeit bedeutet für die Polizei in Straubing: reichlich Extra-Arbeit wegen organisierter Bettel-Banden - und das offenkundig nicht mehr nur auf dem Stadtplatz und rund um den Christkindlmarkt. Bettler stellen, Geld einkassieren, Platzverweis aussprechen und das Ganze wieder von vorn. Das macht mittlerweile für die Beamten auf Fußstreife einen beträchtlichen Teil des Dienstes aus. Schlimmer als in den Vorjahren sei es nicht mit der Bettelei auf offener Straße in Straubing, eher auf gleichem Niveau. Laut Ansicht der Polizei könnte es aber schlimmer werden, wenn die Straubinger und die Besucher der Stadt sich auf Dauer als zu spendabel erweisen.
Zurzeit ist es wieder tägliche Routine: Insgesamt neun Bettler aus Rumänien und der Slowakei haben die Beamten am Mittwoch und Donnerstag durch die üblichen polizeilichen Maßnahmen geschleust, bestätigt Polizeioberkommissar Werner Sitterli gegenüber idowa. Dabei sind längst nicht mehr nur der Christkindlmarkt und der Stadtplatz die üblichen Brennpunkte. In drei Fällen hatten die augenscheinlich Hilfsbedürftigen ihr Passanten-Glück abseits des Stadtzentrums versucht, auf dem Parkplatz von Supermärkten am Hirschberger Ring und in der Landshuter Straße.
"Das Prozedere ist eigentlich immer das gleiche", sagt Polizeioberkommissar Werner Sitterli. "Bis auf fünf Euro 50 wird den Leuten das erbettelte Geld abgenommen - im Schnitt haben sie zwischen zehn und 25 Euro dabei." Mehr sei es nicht, da die Taschen und Spendenbecher mehrmals am Tag ausgeleert werden - sei es in ein gemeinsames Depot oder direkt in die Taschen der Hintermänner der Banden.
Banden führen Buch über die Einnahmen
Im Vergleich zu den Vorjahren sei das "Bettleraufkommen" in Straubing nicht größer geworden. Jedoch könne sich das ändern, wenn zu viele Menschen vermeintlich Gutes tun wollen und den Bettlern Geld geben: "Diese Bettelbanden sind ähnlich organisiert und werden ähnlich geführt wie Unternehmen. Die führen genau Buch über die Einnahmen und sehen, in welcher Stadt viel zu holen ist. Die fahren sie dann natürlich öfter an."
So hoffen Sitterli und seine Kollegen - auch, wenn das zunächst eigenartig klingt - in der restlichen Adventszeits auf weniger Mildtätigkeit seitens der Bürger und Besucher in Straubing. "Letzten Endes kann man es niemandem vorschreiben, ob er diesen Menschen Geld gibt oder nicht. Man kann nur immer wieder betonen: helfen wird es den auf der Straße bettelnden Menschen nicht, es wird nur die Hintermänner reicher machen."
Ein weiterer Nebeneffekt der vermeintlich guten Taten könnte sein, dass Straubing im "Ranking" der Banden aufsteigt. Das hätte dann zur Folge, dass noch mehr Busse mit Bettelbanden an Bord die Stadt ansteuern - und in Straubing bald noch mehr Bettler unterwegs sind. "Die beste Reaktion ist immer noch: Ignorieren und Polizei verständigen. Spenden sind wirklich woanders besser aufgehoben", resümiert Sitterli.
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