Nadeln statt Pinsel

Die 20-jährige Patricia lernt den Beruf Tätowiererin


Bevor Patricia Motive unter die Haut bringen durfte, musste sie einiges lernen.

Bevor Patricia Motive unter die Haut bringen durfte, musste sie einiges lernen.

Sie ist eine Künstlerin, malt aber nicht mit Pinsel auf Leinwände. Das, was sie entwirft, landet unter der Haut: Patricia Schälike lernt Tätowiererin - ein Beruf, bei dem es keine geregelte Ausbildung gibt.

Patricia ist sozusagen selbstständig. "Um in dem Beruf zu arbeiten, muss man das sein", erklärt sie. Selbstständige brauchen einen Gewerbeschein. Nur wer so einen Schein besitzt, darf auch Geld für seine Dienstleistungen verlangen. Die 20-Jährige lebt in Regensburg und arbeitet seit gut einem Jahr in dem Beruf. Vorher hat sie eine Ausbildung in der Zollverwaltung gemacht. "Die habe ich aber abgebrochen, weil sie nicht zu mir gepasst hat", begründet Patricia. Auf Facebook sah sie, dass das Tattoo-Studio "Needles Of Pain" in Straubing einen Azubi sucht. Sie war bereits Kundin des Ladens. "Ich habe einfach mal Zeichnungen hingeschickt und mich beworben", erinnert sie sich. Sie hatte Glück: Patricia durfte anfangen. Ihre Eltern waren anfangs nicht begeistert von ihrer Berufswahl. Sie waren skeptisch. Mittlerweile habe sich das aber gelegt. Da es keine geregelte Ausbildung gibt, hat Patricia auch keine Berufsschule. Sie lernt alles von ihrer Chefin, darf die Ausrüstung im Studio mitbenutzen und hat Termine, bei denen sie Tattoos sticht. Die Tätowiermaschine, mit der sie ihre Kunstwerke unter die Haut bringt, gehört ihr selbst.

Gut zeichnen können

Bevor Patricia Tattoos auf die Haut von Kunden stechen durfte, übte sie das auf Schweinehaut. Außerdem habe sie anfangs das Studio geputzt und die Tätowiermaschinen gereinigt und desinfiziert. "Außerdem habe ich ganz viel entworfen", sagt sie. Wer Tätowierer werden will, sollte gut zeichnen können.

Das ist eine Voraussetzung für den Beruf. "Neben Kreativität sollte ein guter Tätowierer auch viel Geduld mitbringen, denn manche Kunstwerke dauern sehr lange", rät die 20-Jährige. Deshalb hat Patricia auch keine festen Arbeitszeiten. Sie fängt meistens um halb elf vormittags an und arbeitet ohne feste Feierabend-Zeit. Darüber hinaus sei es wichtig, dass man sicher handelt, nicht trödelt und keine Berührungsängste gegenüber den Kunden habe. "Auch schüchtern darf keiner sein, der sich für den Beruf interessiert", fügt Patricia hinzu. Nach zwei Monaten durfte sie das erste Mal auf Haut stechen - nämlich auf ihre eigene. Das sei Tradition. Sie hat sich eine Blume auf den Oberschenkel tätowiert. Das sei das einzige Tattoo, das Patricia bisher nicht so gut gelungen ist. "Manche Linien sind dicker als andere. Manchmal sind sie auch verwackelt", bedauert die 20-Jährige. "Es ist richtig schwierig, sich selbst zu tätowieren."

Mittlerweile sticht Patricia rund fünf Motive in der Woche. Darunter sind kleine, große und bunte, in allen möglichen Formen und Farben - je nach dem, was sie zeichnet oder was sich ihre Kunden wünschen. Sie erinnert sich besonders gerne an zwei Hasen, die sie einer Kundin auf die Füße tätowiert hat.

Eine Hase auf der Haut

Heute vollendet Patricia das Tattoo einer Freundin. Es ist auch ein Hase. Die Farben fehlen noch. Die schwarzen Konturen hat sie schon vor einiger Zeit gestochen. Zusammen wählen die beiden die Farben aus. Anschließend bereitet die 20-Jährige alles vor. Ihre Freundin legt sich auf die schwarze, mit Folie umwickelte Liege und es geht los: Das leise Surren der Tätowiermaschine ist zu hören. Patricia selbst hat neun eigene Tattoos auf ihrer Haut - darunter ein Abbild ihrer Katze und ein Zauberstab, denn die 20-Jährige ist Harry-Potter-Fan. Motive, die an die Zauberwelt von Autorin Joanne K. Rowling erinnern, hat sie viele entworfen. "Da gibt es einige, die ich gerne noch stechen würde", sagt sie. Vielleicht findet sich ja bald ein Abnehmer.

So erkennst du ein seriöses Tattoo-Studio

Wer sich ein Bild unter die Haut stechen lassen will, sollte bei der Wahl des Tätowierers gut aufpassen: "Du kannst ihm vertrauen, wenn du in sein Studio kommst und merkst, dass alles sauber ist", betont Patricia Schälike. Sie lernt gerade den Beruf Tätowiererin bei "Needles of Pain" in Straubing. Sie empfiehlt, darauf zu achten, dass der Tätowierer nichts vor seinen Kunden versteckt. "Es sollte alles frei sichtbar sein und er sollte die Farben offen aufgestellt haben", erklärt sie. Außerdem soll er auf die Wünsche seiner Kunden eingehen. "Er sagt nicht zu allem ja und Amen. Er bringt sich kreativ ein und berät den Kunden." Wichtig sei auch, dass du dich als Kunde wohlfühlst.


Steckbrief zum Beruf

Berufsbezeichnung: Tätowierer/in
Ausbildungsdauer: je nach Begabung
Ausbildungsform: keine geregelte Ausbildung; abhängig von dem Tattoo-Studio, in dem man die Ausbildung macht. Azubis müssen zum Beispiel einen Teil ihrer Einnahmen an den Tätowierer abgeben, der ihnen das Handwerk beibringt.
Arbeitsorte: Tattoo-Studios
Wichtige Fähigkeiten: Kreativität, Bewusstsein für Hygiene, Selbstbewusstsein, Geduld, Sicherheit, keine Berührungsängste, Offenheit, höflicher Umgang mit Kunden, künstlerisches Talent
Verdienst: abhängig von den Aufträgen beziehungsweise den Motiven, die man sticht.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit


Auch mal ablehnen

Patricia erfüllt nicht jeden Kundenwunsch. "Wenn ich weiß, dass jemand sein Tattoo sicher irgendwann bereuen wird, lehne ich Aufträge auch mal ab", sagt sie. Dazu zählen zum Beispiel Namen oder Partner-Tattoos. "Ich unterhalte mich dann länger mit dem Kunden, um vielleicht ein Motiv zu finden, das besser ist", sagt sie. Außerdem sticht sie keine rechtsradikalen Motive.


Das solltest du beachten, wenn du ein Tattoo willst

Du hast vor, dir ein Kunstwerk auf die Haut stechen zu lassen? Das solltest du laut Patricia Schälike, Tätowiererin bei "Needles of Pain" in Straubing, beachten, bevor du es durchziehst.

  • Kläre ab, ob das Tattoo zu deinem Job beziehungsweise deinem Berufswunsch passt. Nicht jeder Chef akzeptiert den Körperschmuck.
  • Sei dir bewusst, dass sich ein Tattoo nur schwer entfernen lässt.
  • Spare genug Geld für ein Tattoo. Halte lieber mehr bereit, damit das Motiv am Ende auch gut wird.
  • Suche ein gutes Studio. Gehe dabei nicht nach dem Preis. Beim Tätowieren sollte es nicht ums Geld gehen.
  • Lasse dir nicht zu sehr von anderen in deine Tattoo-Idee reinreden. Es ist deine Entscheidung!
  • Lese nicht zu viele Erfahrungsberichte im Internet, denn jeder kann im Internet schreiben, was er will. Überzeuge dich selbst vor Ort im Tattoo-Studio.
  • Schaue dir vor der Wahl des Tätowierers Bilder und Entwürfe von ihm an.
  • Beachte, dass beim Tätowieren ein Risiko besteht. Wenn ein Tätowierer nicht richtig auf Hygiene achtet, kannst du dich mit schlimmen Krankheiten wie Aids oder Hepatitis anstecken.
  • Ein Tattoo kannst du dir erst ab 18 Jahren stechen lassen. Vorher brauchst du eine Einverständniserklärung deiner Eltern.
Patricia kommt aus Regensburg. Seit gut einem Jahr arbeitet sie als Tätowiererin.

Patricia kommt aus Regensburg. Seit gut einem Jahr arbeitet sie als Tätowiererin.